Nach den Eisstockschützen in der letzten Folge widmen wir uns diesmal zwei winterlichen Bewegungs-Disziplinen, deren historische Brauchtums-Wurzeln weit zurück reichen: dem Ski(lang)lauf und dem Schneeschuh-Wandern.
Liest man sich in die „Weltgeschichte des Sports“, das zweibändige Standardwerk des deutschen Sportwissenschafters Carl Diem ein, entdeckt man staunend, dass „die alten türkischen und mongolischen Völkerschaften den Skilauf gekannt haben. Chinesischen Berichten aus vorchristlicher Zeit sind mehrfach bestätigte Andeutungen zu entnehmen, wonach der Stamm der Pa-jeh-ku sich Holz an die Beine band und damit auf dem Eise Hirsche jagte“.
Der heute zum Hochleistungssport entwickelte Ski(lang)lauf hatte natürlich damals nichts mit einem Wettkampf um Sekundenbruchteile zu tun, sondern mit der Sicherung der Existenz – sprich der Nahrung. Carl Diem erwähnt einen Bericht „spätestens aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.“, den er als „wohl die älteste Mitteilung über das Skilaufen überhaupt“ hält. Und zitiert daraus: „Wenn der Jäger mit solchen Brettern an den Füßen einen Abhang hinunterläuft, so überholt er den fliehenden Hirsch. Läuft er über eine schneebedeckte Ebene, so führt er dabei einen langen Stab, den er von Zeit zu Zeit in den Schnee stößt, gleich einem Kahne sich vorwärts schnellend: So gelingt es ihm ebenfalls, die verfolgten Tiere einzuholen. Der Stab gilt ihm als Stütze, wenn Abhänge zu ersteigen sind.“
Erster Schneeschuhwettlauf der Welt
Setzen wir die Zeitreise fort, machen wir im Jahr 1922 Station. Damals wurde nämlich der erste „Wasa-Lauf“ gestartet, ein Skilanglauf-Bewerb auf einer 90 Kilometer langen Strecke von Sälen nach Mora in Mittelschweden. Der populäre Wettbewerb ist der Erinnerung an Gustav Ericson Wasa (1497 – 1560) gewidmet, der 1521 während des Aufstandes gegen die Dänen einmal auf dieser Strecke fliehen musste, bis er an der Spitze der Dalkarler Schweden eroberte und zwei Jahre später dort zum König gewählt wurde.
Wollen wir zwei Begriffen aus dem Skilauf auf die Spur kommen, versetzen wir uns ins Jahr 1769 nach Oslo (Norwegen), das damals noch Christiania hieß und den ersten Schneeschuhwettlauf der Welt veranstaltete. Das Gerät wurde dort besonders im Gebiet um Oslo herum und in den Telemarken sportgerecht entwickelt.
Vom „Abkristeln“ zur präzisen Punktlandung
Carl Diem analysiert in diesem Zusammenhang zwei Fachbegriffe: „Das beweist schon, dass man die zur Richtungsänderung empirisch entstandenen Schwünge, den einem Kniefall ähnlichen einschwingenden ,Telemark’, den anderen, den ruckartig quer sich stellenden ,Christiania’ nannte.“
Womit wir in der Gegenwart landen: So mancher zu schnell gewordenen Skifahrer kommt nämlich ums „Abkristeln“ nicht herum. Den Jungen muss man bei diesem Begriff vielleicht mit „Google“ auf die Sprünge helfen: „Abkristeln wird im alpenländischen Raum das Bremsen durch eine Querstellung der Skier genannt. Die Bezeichnung dieser Bewegung leitet sich aus dem Kristiania-Schwung ab, der Wert auf eine parallele Skiführung legt.“ Bei mir hatte sich bei meinem ersten Skikurs auf der Bürgeralpe (Mariazell) dieser Fachbegriff noch nicht herumgesprochen: Als ich als letzter meiner Gruppe die Mitschüler gefährlich ansteuerte, ließ ich mich präzise zu einer – Punktlandung – fallen…
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