In Japan sollen jetzt Roboter-Babies dazu beitragen, die niedrige Geburtenrate des Volkes zu heben. Diese Methode wurde zuerst in Amerika und Australien eingesetzt. Eigentlich war das als „abschreckende Erfahrung“ gedacht, um die Zahl der Teenager-Mütter zu verringern.
Doch das Gegenteil trat ein. Diesen Effekt will man jetzt in Japan nutzen, um der Überalterung gegenzusteuern, berichtete das Online-Magazin „The Conversation“.
Mutterinstinkte wecken statt Einwanderung
25% der insgesamt 127 Mio. Menschen in Japan sind über 65 Jahre und älter. Mit 83,1 Jahren ist die Lebenserwartung eine der höchsten der Welt. Die Geburten hingegen gehen Jahr für Jahr zurück. Während in Europa dieses Problem durch Flüchtlinge und Migranten gelöst werden soll, geht man in Japan, wo es de facto Null-Immigration gibt, andere Wege: „Soziale Roboter“ sollen den Kinderwunsch von Paaren anfeuern.
Dazu hat Toyota etwa den Kirobo Mini entwickelt. Das Robo-Baby sieht zwar nicht aus wie ein Baby, setzt aber voll auf Gefühle. Kirobo besitzt künstliche Intelligenz und ist mit einer Kamera ausgestattet. So erkennt er Menschen, die zu ihm sprechen. Er hat eine hohe Kinderstimme, ist unsicher in seinen Bewegungen und erweckt damit Beschützerinstinkte.
Gefühle, Reaktionen und Schnupfennase
Yotaro wiederum ist sehr babyähnlich, kann seinen Gesichtsausdruck verändern, Gefühle ausdrücken, reagiert auf Berührung und wird ab und zu auch krank: findige Ingenieure haben ihm eine rinnende Schnupfennase eingebaut. Junge Paare, die sich auf längerfristige Bedürfnisse von Kindern vorbereiten wollen, können dazu mit „Noby“, einem 9 Monate alten Robo-Kind und CB2, einem zweijährigen Roboterknirps, Erfahrungen sammeln.
Diese Generation der Robo-Babies wird aber bald durch eine ganz neue Spezies abgelöst: Forscher arbeiten schon an „Wesen“ mit künstlicher Intelligenz, die selbst eine spezielle Beziehung zu Menschen aufbauen können!
Robo-abhängige Eltern: Fall für den Psychologen?
Ob in Japan die Rechnung mit den Baby-Robos aufgeht, ist noch unklar. In jedem Fall erhoffen sich Forscher aber neue Erkenntnisse darüber, was hinter dem sinkenden Kinderwunsch in Japan steckt.
Zusätzlich gibt es eine ganze Reihe ethischer und technischer Fragen: Sollen sich Eltern ein „Designer-Robo-Baby“ mit besonderen Eigenschaften bestellen können? Brauchen sie psychologische Beratung, wenn sie ihr Roboterbaby zurückgeben? Etwa, weil es einen technischen Defekt hat oder sie ein älteres Kind wollen? Hat das neue Robo-Kind dieselben Eigenschaften? Können Eltern ihre Gefühle auf das neue Robo-Kind übertragen? Kann eine Abhängigkeit zum Robo-Baby entstehen?
Anpassung per Smartphone-App
Technisch gesehen ist das einfach lösbar: mit einem Software Update, etwa über ein App am Smartphone, sollte jede Anpassung möglich sein. Bestimmte Eigenschaften des Kindes und Erinnerungen werden zuvor gespeichert und dann per Klick auf das neue Robo-Kind übertragen. Psychologen hingegen müssen wohl mit neuen Aufgaben rechnen.
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