China hui, Russland pfui?

Deutschlands Doppelmoral

China hui, Russland pfui?

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Dieser Beitrag von Daniel Mattisek erschien zuerst auf AUF1.INFO

Während die deutsche Bunderegierung alles tut, um die Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern, nimmt die wesentlich größere wirtschaftliche Abhängigkeit von China in vielen Bereichen immer dramatischere Ausmaße an. Bei Moral und Haltung wird mit zweierlei Maß gemessen.

Einer aktuellen Studie des Kieler Wirtschaftsforschungsinstituts IfW zufolge kommen inzwischen 221 zentrale Produkte, auf die Deutschland angewiesen ist, ganz überwiegend aus China oder Taiwan, wobei der Importanteil beider Länder bei der Mehrzahl der Produkte höher als 80 Prozent sei. So werden 80 Prozent aller Laptops, 68 Prozent der Mobiltelefone und 62 Prozent des Computerzubehörs, etwa Sound- und Grafikkarten aus dem Reich der Mitte importiert. Seltene Erden wie Scandium oder Antimon, die für Batterieproduktion und Oberflächenbeschichtungen benötigt werden, kommen zu 85 Prozent aus China.

Alternativlose Dominanz

Bei Atemschutzmasken oder Schmerzmitteln liegt die Abhängigkeit von China teilweise sogar bei über 90 Prozent. Alexander Sandkamp, einer der Autoren der Studie, empfiehlt dringend eine Diversifizierungsstrategie, weil die chinesische Dominanz teilweise so groß sei, dass das Land kurzfristig nicht als Lieferant ersetzt werden könne. Sollte es zu einem Konflikt zwischen China und Taiwan kommen, würden Importe aus China wegen der dann wohl verhängten (oder unter Zugrundelegung derselben Kriterien wie bei Russland zu verhängenden) Sanktionen wegfallen, ebenso wie aus Taiwan, weil diese dann von China blockiert würden.

„Das würde eine deutsche Versorgungsnotlage bei bestimmten kritischen Produkten verschärfen“, so Sandkamp weiter. Der deutsche Konsum sei abhängiger von China als die deutsche Produktion, heißt es weiter. Bei Berücksichtigung indirekter Verflechtungen, verdopple sich die Wichtigkeit Chinas sowohl beim Konsum als auch bei der Produktion. Dies werde besonders bei Lockdowns, wie sie zuletzt im Rahmen der chinesischen Corona-Politik verhängt wurden, oder durch andere Produktionsengpässe relevant. „Selbst wenn es Deutschland gelänge, seine Importe aus China auf null zu reduzieren, wäre die deutsche Wirtschaft daher noch nicht unabhängig von China“, so die Forscher.

Abhängigkeit wirtschaftlich nicht relevant, aber in kritischen Bereichen

Dennoch kommt die Studie zu dem Schluss, dass die chinesische Bedeutung für die deutsche Wirtschaft überraschend gering sei. Nur 0,6 Prozent der für die deutsche Produktion benötigten direkten Vorleistungen kämen von dort – und damit weniger als aus den USA und Frankreich. Unter Einbezug von Vorleistungen aus anderen Ländern, die wiederum dort mit chinesischen Vorprodukten hergestellt werden, steige die Bedeutung Chinas auf 1,5 Prozent. Bei Endprodukten für deutsche Verbraucher sei der Anteil chinesischer Produkte etwa doppelt so hoch.

Diese Zahlen stünden, so das IfW, im Kontrast zu gängigen Statistiken, wonach China mit knapp zwölf Prozent wichtigstes Ursprungsland aller deutschen Importe sei. Diese klassischen Handelsflüsse seien alleine jedoch nur bedingt geeignet, um die wirtschaftliche Bedeutung Chinas für Deutschland einzuordnen. Mehr als 80 Prozent der Produktion und über 70 Prozent des Konsums in Deutschland würden deutscher Eigenleistung entstammen. Die deutsche Abhängigkeit von China ist der Studie zufolge insgesamt also geringer als befürchtet – in einigen Fällen dafür aber „kritisch“.

Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“

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