Zunehmend mehr Zivilisten stählen ihre Körper nicht mehr in kuscheligen Fitness-Studios, sondern in freier Wildbahn wie dies bei militärischen Spezialeinheiten schon seit je her üblich ist. Beim „Wildsau Dirt Run“ haben Österreicher schon seit Jahren Gelegenheit, an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit zu gehen.
Heute verzichten zunehmend mehr Freizeitsportler auf das kuschelige Indoor-Training in einem Fitness-Studio, weil sie sich neuerdings lieber „Outdoor“ schinden, indem sie ein hartes und manchmal sogar paramilitärisches Ganzkörpertraining in der Natur pflegen.
Unter dem Titel „Renaissance der Kniebeuge“ berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über diesen neuen Trend, der sich „Crossfit“ nennt und der eine Urform der Leibesertüchtigung ist: eine Mischung aus Gewichtheben, Leichtathletik und Turnen. „Diese simplen Übungen der alten Schule verbessern die Ausdauer und steigern die Kraft und Beweglichkeit“ schreibt das Magazin.
Die Crossfit-Kurse finden im Freien statt, aber auch in alten Industrieanlagen, wo es weder Hintergrundmusik beim Training noch anderen Wellness-Schnickschnack gibt.
Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 1.700 lizenzierte Crossfitanbieter und auch dieser Trend kam aus den USA. Lanciert wurde er von Greg Glassmann, einem ehemaligen Leistungsturner aus Kalifornien. Heute bezahlen die Menschen dafür, dass sie – behängt mit allerlei schwerem Kram – Bäche mit einem hüfthohen Wasserstand durchqueren oder Schlammgruben im Schnellschritt durchpflügen dürfen. Auch rennen auf Sand und Seilklettern ist sehr gefragt. „Wer für ein Hindernisrennen trainieren möchte, ist reif für ein Bootcamp“, urteilt „Der Spiegel“, denn dort mische sich Sport mit militärischem Drill.
Nichts für Weichlinge
Daher werden Crossfit-Kursteilnehmer, zumindest in Deutschland, auch schon mal von hauptberuflichen Bundeswehr-Einzelkämpfern wie dem 28-jährigen Boris Beuke trainiert. Wenn sich seine Gruppe beim Bockspringen ungeschickt anstellt, dann werden die „Pfeifen“ oder „Weichlinge“ von Beuke schon einmal zusammengestaucht: „Ihr Luschen“, schimpft er und befiehlt: „Alles noch einmal von vorn!“ Jagdkommando- oder andere Elite-Soldaten kennen solche Töne.
Darüber hinaus offeriert Beuke für Zivilisten sechswöchige Fitness-Lehrgänge, die wie ein Rekrutentraining ablaufen – mit Liegestütze überm Klappmesser und Hampelmannsprüngen. Auch andernorts werden in vielen Ländern schon Trainings nach Art der Navy Seals oder anderer militärischer Spezialeinheiten angeboten. Da wollte das zivile, sportlich-masochistische Österreich nicht abseits stehen.
Wildsau-Dirt-Run
Auf gar keinen Fall, mag sich ein gewisser Georg Melzer einst gedacht haben, als er vor nun schon acht Jahren daran ging, den „Wildsau Dirt Run“ zu etablieren. Das klingt zwar nicht sehr militärisch, ist aber nicht weniger anspruchsvoll hinsichtlich der erforderlichen Kondition und des Durchhaltevermögens, die man für dieses zivile Querfeldeinrennen braucht. Dieser Lauf, der die Teilnehmer durch Wälder und Flüsse führt, ist eine „einzige Herausforderung“, betont Melzer und zur Bewältigung eines solchen Parcours sind schon Geschicklichkeit und Teamgeist erforderlich.
Der schmutzige Wildsau-Lauf wird alljährlich in mehreren Bundesländern veranstaltet, in Oberösterreich soll er voraussichtlich am 17. September über die Bühne gehen.
Dann tun Sie das mit einem ABONNEMENT unserer Wochenzeitung!