Überschaubar ist die Zahl der Arche-Hof-Bauern, die in Oberösterreich biodynamische Landwirtschaft betreiben und die damit in der Zeit des ökonomischen Wandels und der ökologischen Bedrängnis einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung alten Kulturgutes leisten.
Eine Reportage von Kurt Guggenbichler
„Die lassen sich auf der Weide halten“, sagt Bäuerin Nina Holzmann (44) und verschließt die Öffnung im umzäunten Auslauf für ihre Turopolje-Schweine, die heute ihr Futter im Freien und im Schnee verzehren werden. Es ist Winter im Arche-Hof Gumberger in Schönau im Mühlkreis, und davon wollen auch die beiden schwarz-weiß-gefleckten Vierbeiner „Bella“ und „Blümchen“ was haben.
Bedrohte Rassen können stressfrei aufwachsen
Dass sich die beiden Zweijährigen sauwohl fühlen, ist ihnen anzumerken. „Bei uns können sie stressfrei aufwachsen“, betont Nina, wie im Übrigen auch ihre restlichen Viecher, die in friedlicher Koexistenz mit den Turopolje-Schweinen im gemütlich-geräumigen Holzstall des Anwesens leben.
„Wir haben hier viele Tierrassen, die vom Aussterben bedroht sind“, sagt Holzmann und verweist auf ihr „Waldviertler Blondvieh“, eine ebenfalls noch immer stark bedrohte Rinderart. Bei dieser Spezies handelt es sich um Nachkommen des altillyrischen, keltischen Rinds. Der berühmte Tafelspitz für Kaiser Franz Josef soll aus dem Fleisch von Blondvieh-Ochsen zubereitet worden sein.
Anbau von Urgetreide-Sorten
Denn deren Fleisch sei wirklich sensationell, betont die Mühlviertler Bäuerin, die sich mit ihrem Mann Wolfgang Holzmann (42) im Jahr 2008 dafür entschieden hatte, den von Ninas Eltern übernommenen Hof von organisch-biologischer auf eine biodynamische Landwirtschaft umzustellen.
Also machten sich die jungen Bauersleute daran, einen Betriebsorganismus zu entwickeln, der zu ihrem Hof passt: einen in sich geschlossenen Kreislauf aus Boden, Pflanze, Tier und Mensch. Wir wollten „ganzheitlich arbeiten“, erläutert Nina und den Ausschlag dafür hätte ihre Unzufriedenheit mit den industriell hergestellten „Bio-Produkten“ gegeben. „Wir wollten was Besseres haben“, sagt die engagierte Bäuerin – bessere und natürlichere Produkte. Ihre Käufer sind davon begeistert und bedanken sich dafür auch oft bei den Holzmanns: „Schön, dass ihr das macht!“ Die hohe Qualität ihres Rinder- und Schweinespecks wird sehr geschätzt. Deren guter Geschmack ist das Resultat des langsamen Wachstums der Tiere, die mit viel Gras und Getreide vom eigenen Hof gefüttert wurden.
Auf den Feldern werden von der Familie auch Ur-Roggen und Ur-Dinkel angebaut, unter Berücksichtigung der irdischen und kosmischen Lebenszusammenhänge und -rhythmen, und eine wesensgerechte Haltung aller Tiere auf dem Gumbergerhof ist obligatorisch. Wesensgerecht bedeutet, dass beispielsweise die Kühe „ihre Hörner behalten dürfen“, sagt Nina. Sie schaut auch darauf, dass ihre steirischen Schecken-Ziegen ein schönes Leben am Hof haben. Diese bedanken sich dafür mit guter Milch, die der Grundstoff für die Herstellung eines wohlschmeckenden und gesunden Käses ist.
Viel Idealismus ist nötig
Nichts, was nicht natürlich ist, führe zum Guten, wusste schon Friedrich Schiller, was mit den alten Tierrassen im Stall der Holzmanns eine zeitgemäße Bestätigung erfährt. Denn die alten Rassen, darunter auch Haubenenten und Huzulen-Pferde, zeichnen sich durch ihre Robustheit, Genügsamkeit und Gesundheit aus. Dies alles sind Eigenschaften, die sich heute wieder hoher Wertschätzung erfreuen, heißt es, und zwar in vielen Bereichen. Deshalb würden auch viele Bauern gern biodynamische Landwirtschaft betreiben, schaffen es aber irgendwie nicht.
Dazu gehört schon viel Idealismus, sagt Nina, die den Hof mit ihrer Familie auch nur im Nebenerwerb führen kann. Um „über die Runden“ zu kommen, arbeiten auch ihre Eltern noch fleißig mit, sonst ginge es nicht mit der biodynamischen Landwirtschaft. Ninas Mann werkt im Hauptberuf als Schlosser, weshalb sie ihn als Arbeitskraft für den bäuerlichen Betrieb auch nicht voll und ganz einplanen kann. „Doch mit viel Fleiß und der Hilfe unserer Familie haben wir es immer noch geschafft!“