Nun ist sie also geschlagen, die EU-Wahl unter dem Eindruck der „Ibiza-Affäre“. Das Wahlergebnis zeigt deutlich, dass die Österreicher eigentlich mit der Arbeit der Regierung sehr zufrieden waren. ÖVP und FPÖ kamen zusammen wieder auf mehr als 54 Prozent der Wählerstimmen. Österreich bleibt also „rechts-konservativ“ ausgerichtet.
Ein Kommentar von Chefredakteur Christian Seibert
Bundeskanzler Sebastian Kurz, dem morgen ein erfolgreicher Misstrauensantrag im österreichischen Nationalrat droht, wird trotzdem erklären müssen, warum er die Regierung trotz der von FP-Seite angebotenen Minister-Rochaden sprengte. Auch mögliche Verstrickungen der „Schwarzen“ hinsichtlich der Auftraggeberschaft des Ibiza-Videos könnten in den nächsten Monaten vor der Nationalratswahl drohen. Dennoch – die Wähler scheinen das „House of Kurz“ noch nicht ganz durchschaut zu haben und vertrauen auf den Kanzler.
FPÖ insgeheim Wahlsieger
Der heimliche Wahlsieger des Abends ist jedoch die FPÖ. Bei dem Maß an Häme, dass sich von der Vereinigten Linken aus SPÖ, Grünen und deren Ablegern in den Mainstream-Medien über der FPÖ nach dem Auftauchen des Strache-Videos ergoss, sind die 17,5 Prozent der Wählerstimmen als Sensation zu werten. Die Wähler retteten die Partei vor dem totalen Untergang und zeigten somit, wie sehr sie das Ausscheiden der „Blauen“ aus der Regierung bedauern. Die Freiheitlichen scheinen mittlerweile „unkaputtbar“ zu sein. FP-Spitzenkandidat Harald Vilimsky zeigte sich zufrieden mit dem Wahlergebnis und kündigte sofort die „größte Wähler-Rückholaktion“ in der Geschichte Österreichs an.
Sozialdemokratie am Ende
Und was ist bitte mit der Sozialdemokratie los? Nach einem derart großen Skandal kaum Stimmen dazu zu gewinnen, zeigt klar auf, dass die Partei in ihren letzten Zügen liegt. Auch europaweit zeichnen sich große Verluste für die Sozialisten ab. Die deutsche Schwesterpartei SPD verlor gar mehr als 11 Prozent und liegt nur mehr bei 15. Es zeigt sich, dass Häme gegenüber anderen Parteien und Wahlkampf-Plattitüden wie „Mensch statt Konzern“ nicht ausreichen, um Wähler von sich zu überzeugen.
Nächste Wahl steht an
Nach dem Wahlkampf ist in Österreich jedoch vor dem Wahlkampf. Jetzt gilt es aufzuklären, wer tatsächlich hinter dem „Strache-Video“ steckt. Wenn dieser Sachverhalt umfänglich aufgeklärt ist, könnte es bei der Nationalratswahl im Herbst tatsächlich zu einer große „Wähler-Rückholaktion“ kommen…