Auf der Suche nach einem positiven Beispiel, wie die Politik Anreize schaffen kann, Kinder in die Welt zu setzen, wird man sehr schnell bei unseren Nachbarn in Ungarn fündig. Das war freilich nicht immer so, zeigt aber jetzt umso deutlicher, wie man aus einer solchen „Geburten-Krise“ herauskommen kann.
Ein Blick nach Ungarn von René Rabeder
Wende 2010
Ungarns Bevölkerung schrumpfte seit 1981. Das Ende einer 40 Jahre dauernden kommunistischen Diktatur bot endlich die Möglichkeit für eine familienfreundliche Wende.
Doch die Regierungen aus Sozialisten und Liberalen hatten das Vertrauen der Ungarn in die Zukunft zerrüttet durch Steuererhöhungen, Austeritätspakte und Abbau der Familienförderung.
Nicht unähnlich zur Entwicklung in Österreich also. Mit dem Wahlsieg von Viktor Orbán im Jahr 2010 wurde letztlich die Wende zugunsten der Familie eingeleitet.
43 Prozent mehr Ehen
Sieben Maßnahmen sind es konkret, die bereits deutlich spürbare Ergebnisse brachten. Natürlich kostet das Geld. Knapp fünf Prozent des Bruttosozialprodukts investiert Orbán in Familien.
Doppelt so viel, wie die OECD empfiehlt. Nach den offiziellen Statistiken ist seither die Zahl der Scheidungen um 22,5 Prozent gesunken. Die Zahl der Eheschließungen dagegen um 43 Prozent gestiegen.
Und vor allem: Es kommen deutlich mehr Kinder zur Welt. Die Geburtenquote pro Frau liegt aktuell bei 1,5. Vor neun Jahren lag sie bei 1,23. Auch bei den Abtreibungen ist das Ergebnis bemerkenswert. Hier sank die Zahl um 33,5 Prozent.
Was sind diese sieben Maßnahmen?
- Schuldenabbau: Verheiratete Paare, bei denen die Frau jünger als 40 Jahre alt ist, können ein zinsfreies Darlehen bis zu 31.000 Euro beantragen. Kinderreiche Familien (mehr als vier Kinder) können auch ein Darlehen bis zu 48.000 Euro erlassen bekommen.
- Auto: Familien mit drei Kindern erhalten einen Auto-Zuschuss von 7.800 Euro.
- Wohnen: Für das zweite Kind können Familien ihr Hypothekendarlehen um 3.100 Euro verringern.
- Eigentumsbildung: Familien können ihre bevorzugten Kredite für Haus oder Wohnung zinsgünstig erweitern.
- Wahlfreiheit: Bis Mitte 2022 soll jedes Kind kostenfrei einen Krippenplatz bekommen können.
- Tagesmütter: Auch Großeltern können nach einer kurzen Ausbildung diese Funktion bezahlt übernehmen.
- Steuern: Frauen, die wenigstens vier Kinder geboren haben oder mit dem vierten Kind schwanger sind, sollen lebenslang von der persönlichen Einkommenssteuer befreit werden.