Emotionen gehören zum Leben – die kleinen und großen Dinge über die man sich freut – das eine oder andere über das man sich ärgert – sind das Salz in der Suppe des Lebens.
Ein Kommentar von Dr. Herbert Samhaber
Entscheidungen gerade in Bezug auf finanzielle Themen sollten jedoch nicht aus Emotionen heraus getroffen werden, sondern rational und überlegt erfolgen. Es wurden im Rahmen der relativ jungen wissenschaftlichen Disziplin der „behavioral finance“ zahlreiche psychologische Verhaltensmuster beobachtet, die durch emotionales Handeln entstehen und Investitionsentscheidungen beeinflussen.
Gängige Muster
Diese Muster zu kennen und bei sich selbst und anderen erkennen zu können, ist ein entscheidender Vorteil wenn es um Investitionsentscheidungen geht.
Gängige Muster sind aus meiner Sicht die folgenden: Home bias – man ist gegenüber dem eigenen Finanzmarkt und heimischen Titeln tendenziell positiver eingestellt, weil man glaubt diese besser zu kennen bzw. beurteilen zu können.
Das kann zu geringer Risikostreuung führen. Die selektive Wahrnehmung von Informationen ist ein Muster, das vermutlich die meisten von uns bei sich schon festgestellt haben.
Spielerfehlschluss
Das bedeutet, dass man Informationen z. B. aus den Medien so wahrnimmt, dass man das, was die eigene Meinung bestätigt in den Vordergrund rückt und Gegenstimmen eher ausblendet. Ein weiteres Muster ist der Spielerfehlschluss: Ihm liegt die falsche Vorstellung zugrunde, dass ein zufälliges Ereignis wahrscheinlicher wird, wenn es längere Zeit nicht eingetreten ist, oder unwahrscheinlicher, wenn es kürzlich eingetreten ist.
Ein einfaches Beispiel hierfür ist der Münzwurf. Auch wenn fünf Mal hintereinander Kopf geworfen wurde, ist beim sechsten Wurf die Verteilung der Wahrscheinlichkeit, dass Kopf oder Zahl kommt 50:50.
Ähnliche Erfahrungen mussten bereits viele Spieler beim Roulette im Casino machen – die Wahrscheinlichkeit, dass beim nächsten Mal eine bestimmte Farbe kommt ist immer gleich hoch und wird nicht dadurch beeinflusst, dass eine bestimmte Farbe bereits mehrmals hintereinander aufgetreten ist.
Herdenverhalten
Auch das immer wieder auftretende Herdenverhalten, welches zur Bildung von Spekulationsblasen beitragen kann, zählt für mich zu den bedeutendsten psychologischen Verhaltensmustern. Alle kaufen etwas und in den Massenmedien wird auch positiv berichtet – „das kaufe ich auch“.
Ob etwas noch realistisch und rational nachvollziehbar bepreist ist, wird für die Investitionsentscheidung nebensächlich. Die große Masse liegt zwar nicht grundsätzlich falsch, erkennt aber oft viel zu spät Trends nach oben oder unten. Nach der „prospect theory“ von Nobelpreisträger Daniel Kahneman bevorzugen wir tendenziell eher einen unsicheren, hohen Verlust gegenüber einem sicheren, aber geringeren Verlust.
Das kann dazu führen, dass man bei Investitionen z. B. nicht diszipliniert mit nachgezogen Verlustschwellen arbeitet und bei entsprechenden Kursrückgängen verkauft, sondern versucht Verluste auszusitzen und dadurch höhere Verluste in Kauf nimmt. Selbstdisziplin und Selbstreflektion sind für mich wesentliche Bestandteile für gelungene Investitionsentscheidungen. Als Vermögensverwalter ist es meine Aufgabe die Emotion außen vor zu lassen und rational zu entscheiden.
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