„Pioniere wie immer“ lautet der Leitspruch des „Uniformierten Schützenkorps Traun – Traditionskorps k.u.k. Pionierbataillon Nr. 2“. Ihr erklärtes Ziel ist es, die gemeinsame Geschichte bewusst und erlebbar zu machen und als Mahner für den Frieden aufzutreten.
Ein Bericht von Elsa Mittmannsgruber
Ich besuchte eine der dutzenden Veranstaltungen des Traditionsvereins: das Pionierschießen am Landeshauptschießstand in Ebelsberg. Endlich hatte ich mein erstes Mal…
„Feuer frei!“ beim Pionierschießen in Ebelsberg
Meine Hände zittern, die Schutzbrille läuft an und der Schweiß steht mir auf der Stirn. Bei gefühlten 35 Grad stehe ich in der Schießkammer. Während andere am Badesee in der Sonne brutzeln heißt es bei mir: laden, entsichern, Kimme und Korn, Schuss! Innerhalb weniger Sekunden wird aus fürchterlicher Anspannung pure Freude.
Ich wusste: ist der Abzug einmal getätigt, habe ich ein neues Hobby. Und so war es auch. Obwohl es auf Messers Schneide stand, denn um ein Haar hätte ich einen Rückzieher gemacht.
Platz 35 beim Pionierschießen 2017
Seit Jahren nehme ich mir vor, einmal schießen zu gehen. Mangelnde Gelegenheit und der Angsthase in mir konnten das aber leider lange verhindern. Bis ich eine Ehreneinladung zum Pionierschießen 2017 von Christian Engertsberger, dem Obmann des „Traditionskorps k.u.k. Pionierbataillon Nr. 2“ erhielt.
Diese konnte ich zwar nicht abschlagen, war mir aber gewiss: Der letzte Platz ist mir sicher. Doch unter 48 Teilnehmer schaffte ich es zumindest auf Platz 35. Geschossen wurde mit einem Steyr AUG Z und einer Steyr Pistole M-A1. Eine Extrawertung gab es für den M95 Karabiner von Steyr Mannlicher – über den sich aber nur ein paar der Teilnehmer trauten. Ich gehörte jedenfalls nicht dazu. Denn viel wichtiger ist erst mal mit dem Sturmgewehr und der Pistole zu üben. Bis zum Pionierschießen im Juni 2018.
Da hole ich mir dann Platz Eins! Obwohl das Pionierschießen ein jährlicher Fixpunkt im Veranstaltungskalender des „Traditionskorps k.u.k. Pionierbataillon Nr. 2“ ist, zählt es nicht zu den Hauptaufgaben des Trauner Vereins. In erster Linie liegen diese nämlich in der grenzübergreifenden Zusammenarbeit mit zahlreichen Traditionsregimentern auf dem Gebiet der ehemaligen Österreich-Ungarischen Monarchie und ehemals verfeindeter Staaten.
Facettenreicher Traditionsverein
Bei mehr als siebzig Ausrückungen im Jahr pflegen sie die militärische Tradition des k.u.k. Pionierbataillon Nr. 2 und erinnern, gekleidet in originalgetreuer Uniform, an die Zeit des Ersten Weltkriegs. An die grausamen Schlachten aber auch an die Heldentaten der mutigen Soldaten.
„Wir wollen Geschichte erlebbar machen, zeigen, wie das alles früher ausgesehen hat, wie die Soldaten ausgerüstet waren und zusammen mit anderen Vereinen aus angrenzenden Ländern für die Wahrung des Friedens einstehen“, erklärt Christian Engertsberger. So kümmern sie sich ebenso in Zusammenarbeit mit dem Schwarzen Kreuz um den Erhalt der Kriegsgräber, die teilweise sogar in den Dolomiten sind. Die Gräber sollen zu einem „niemals wieder“ mahnen.
„Immer wieder werden Vermisste aus dem 1. Weltkrieg gefunden, vor allem, weil die Gletscher zurückgehen. Kürzlich hatten wir gerade wieder eine Beisetzung von zwei Soldaten in Trient, wo Österreicher und Italiener gemeinsam aufmarschieren und am Soldatenfriedhof die Ehre erweisen“, erklärt der Vereinsobmann, der dabei auch auf die Forschungsdatenbank des Trauner Traditionskorps verweist. Diese gibt Auskunft über rund 20.000 Schicksale oberösterreichischer Soldaten und wird ständig erweitert.
Regiments- und Friedensfeiern
Fixpunkte im Veranstaltungskalender der verschiedenen befreundeten Traditionsvereine sind ihre Regimentsgedenktage und Friedensfeiern. Das k.u.k. Pionierbataillon Nr. 2 feiert jedes Jahr am 7. Oktober den Brückenschlag nach Belgrad, der 1915 von ihrem Regiment durchgeführt wurde. „Jedes Regiment in der Monarchie hat ihren eigenen Gedenktag, an dem wir uns zurückerinnern an eine besondere Tat.
Bei uns ist das der Brückenschlag, dem wir beim Pionierdenkmal auf der Donaulände gedenken“, schildert Engertsberger. Abwechselnd in Österreich und in Italien wird ebenso jährlich die österreichisch-italienische Friedensfeier abgehalten. „Seit mehr als zwanzig Jahren wird dabei an die Gebirgsfront im Ersten Weltkrieg erinnert“, weiß Engertsberger. Nächstes Jahr findet in Traun eine Marschveranstaltung anlässlich des hundertjährigen Kriegsendes statt.
Dort wird das Trauner Traditionskorps wieder in seinen Uniformen aufmarschieren und einen dreißig Kilometer langen Marsch absolvieren. Für Engertsberger und seinen Verein ist dabei vor allem eines wichtig: „Leute von nebenan, die durchschnittlich 17 Jahre alt waren, sind im Krieg gefallen. Das wollen wir mit unserem Marsch ins Bewusstsein rufen.“
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