Zinssituation verschärft persönliche Inflation

Zinssituation verschärft persönliche Inflation

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Ein Kommentar von Dr. Herbert Samhaber

Österreich ist unter den Topnationen der EU! Dieser Satz stimmt leider in Bezug auf die Inflationsrate. Die Inflationsrate in Form des Verbraucherpreisindex wurde zuletzt im April dieses Jahres vorläufig mit 2,1% von der Statistik Austria errechnet.

Die Rate für sich betrachtet, ist in dieser Höhe nicht negativ zu sehen. Liegt doch das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Bereich und wird sozusagen als „gesund“ angesehen.

Inflation muss mit Zinssituation betrachtet werden

Vergleicht man diese jedoch mit der Zinssituation, kann man die Feststellung relativieren und die Gesundheit unter diesen Umständen anzweifeln. Als das Inflationsziel ausgegeben wurde, befanden wir uns in einem rosigeren Zinsumfeld für Sparer.

Die Inflationsberechnung basiert auf einem durchschnittlich gewichteten Warenkorb. Sieht man sich seine persönliche Inflationsrate auf Basis seines persönlichen Warenkorbs an, kann diese deutlich höher ausfallen als die offizielle Rate.

Errechnete und „gefühlte“ Inflation

Die Werte der errechneten und der „gefühlten“ Inflation unterscheiden sich oft deswegen, da die gefühlte Infaltion natürlich bei jedem Bürger anders ausfällt. Was nutzt einem Geringverdiener eine eventuelle Preissenkung im Bereich der Fernreisen wenn gleichzeitig die Preise für Lebensmittel steigen!

Die Messung der Inflation beruht auf einem Warenkorb, in dem je nach Preisindex verschiedene repräsentative Güter und Dienstleistungen enthalten sind, die man individuell selten oder nie kauft. Bei Produkten des täglichen Bedarfs empfindet man psychologisch deren Änderungen immer überdimensional.

Das Ersparte der Österreicher verliert an Wert

Wie man es auch dreht und wendet: Das Ersparte von uns Österreichern verliert an Wert.
Die heimischen Banken haben die Sparzinsen immer mehr gesenkt. Diese sind nach Steuern nahe dem Nullpunkt, aber für Konsumenten in Österreich zumindest (noch) nicht negativ.

Die Banken selbst erhalten negative Zinsen auf Einlagen bei der EZB. Angesichts niedriger Kreditzinsen und höherer Auflagen rund um das Thema Kreditvergaben wird die Situation für Banken in Europa immer schwieriger. Der Druck für Banken Risiken in anderen Bereichen einzugehen, wird höher. Werden die Risiken schlagend, kann es wieder „too big to fail“ heißen und Geldhäuser könnten wieder auf Kosten der Allgemeinheit gerettet werden.

Zinsen- und Staatschuldendilemma

Alternativ können die Banken Gebühren erhöhen. Am Ende leiden die Sparer unter diesem Dilemma. Für den Erhalt der Kaufkraft reichen im aktuellen Umfeld konservative Sparformen alleine nicht mehr aus. Eine Erhöhung der Leitzinsen durch die EZB würde viele Staatshaushalte vor große Her­ausforderungen stellen.

Österreich wäre da keine Ausnahme. Höhere Leitzinsen bedeuten auch höhere Zinsen für Staatsschulden und die sind bekanntermaßen stattlich hoch. Ein Abbau der heimischen Staatschulden ist allerdings nicht in Sicht. Man rühmt sich schon, wenn der Schuldenzuwachs geringer als im Vorjahr ausfällt.

Würde ein Unternehmen so agieren, wäre es innerhalb kürzester Zeit pleite. Bei einer Erhöhung der Leitzinsen könnte uns genau das drohen. Das Zinsdilemma dürfte uns daher noch länger erhalten bleiben. Samhabers Tipp der Woche: Der persönliche Inflationsrechner der Statistik Austria.

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