Als Oberösterreich noch „Erzherzogtum ob der Enns“ hieß, gab es neben dem Landesfürsten auch die politischen Vertretungen der Stände, dazu gehörten der Adel, die landesfürstlichen Städte und der Prälatenstand. Letzterer wurde durch die Äbte der großen Stifte und Klöster vertreten.
Ein Gastbeitrag von Dr. Siegfried Pichl
Hielten diese sich in der landesfürstlichen Hauptstadt auf, residierten sie selbstverständlich in standesgemäßen Unterkünften – den Stiftshäusern.
Prandtauers Prachtbau
Eines der schönsten finden wir am Alten Markt: das Kremsmünsterer Haus. Ein bereits im 15. Jahrhundert urkundlich erwähntes Gebäude, das im Jahr 1507 an Stift Kremsmünster verkauft und im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts im Rennaissancestil neu erbaut wurde. 1615 wurde es nochmals aufgestockt und erhielt seine beiden markanten Runderker. 1710 wurde die Fassade barockisiert und mit dem großen steinernen Stiftswappen über dem Portal versehen.
Ebenfalls im Besitz von Stift Kremsmünster befand sich das Haus Herrenstraße 19, das heute als Bischofssitz dient. Der berühmte österreichische Baumeister Jakob Prandtauer errichtete in den Jahren 1722-1726 hier einen barocken Prachtbau anstelle eines älteren Gebäudes. Die vierflügelige, schlossartige Anlage umschließt einen kleinen Innenhof, an die Rückseite schließt sich ein Garten an.
Die Fassadengliederung erfolgt durch flache Doppelpilaster, straßen- und gartenseitig wird der leicht vortretende Mittelrisalit von einem Dreiecksgiebel überhöht. Mit der Gründung der Diözese Linz durch Joseph II. wurde das Haus zur Residenz des Bischofs bestimmt, und ist es bis heute geblieben.
Zwei dreiachsige Flügel
Von architektonischem Interesse ist auch das Garstener Stiftshaus. Vor rund 300 Jahren vom Stift Garsten erworben, wurde anstelle eines älteren Hauses ein Neubau nach Plänen von Carlo Antonio Carlone errichtet, eine Beteiligung des Linzer Architekten Johann Michael Prunner gilt als sicher. Bemerkenswert die bauliche Gestaltung: Zwei dreiachsige Flügel flankieren einen konvex gewölbten Mittelteil, was dem Haus trotz seiner vergleichsweise bescheidenen Dimensionen ein herrschaftliches Aussehen verleiht.
Sehen lassen kann sich auch die Fassade vom Gleinker Stiftshaus, die schöne Stuckverzierung wurde während der Renovierungsarbeiten durch Johann Michael Prunner in den Jahren 1719/1720 angebracht. Zwischen Altem Markt und Herrenstraße sind weiters die Stiftshäuser von Wilhering, Mondsee und Spital am Pyhrn zu finden.
Einige sehenswerte Häuser haben sich auch auf der oberen Landstraße erhalten. Den Linzern wohlbekannt ist der so genannte „Klosterhof“, eine Gaststätte, deren Name nicht von ungefähr kommt: Bei dem Gebäude handelt es sich um das ehemalige Stiftshaus des Klosters Baumgartenberg.
Klosterhof: Ex-Stiftshaus
Die erste urkundliche Erwähnung datiert ins Jahr 1595, rund dreißig Jahre später ging das Haus in den Besitz von Baumgartenberg über, ein Umbau erfolgte in der Mitte des 17. Jhds.
Im Jahr 1784 wurde Kloster Baumgartenberg von Kaiser Joseph II. aufgehoben, und das Stiftshaus an Kremsmünster übertragen, nachdem dessen Residenz in der Herrenstraße vom Kaiser zum Bischofssitz bestimmt worden war.
Schlägler Stiftshaus
Die Gärten der beiden Häuser – heute Bischofshofgarten und Klosterhof – stoßen übrigens aneinander. Das heutige Erscheinungsbild des „Klosterhofs“ geht auf eine Umgestaltung aus den 1930er Jahren zurück.
Unweit des Taubenmarktes befindet sich das ehemalige Schlägler Stiftshaus (Landstraße 16). Der aus dem 17. Jhd. stammende barocke Bau wurde 1862 um ein Stockwerk erhöht, und die Fassade im Stile des klassischen Historismus verändert. Straßenseitig zeigt das Gebäude eine eindrucksvolle siebenachsige Fassade mit vier Geschossen, das Dachgesims wird von Atlanten getragen.
Moderne Verschandelung
Auffallend auch das Florianer Haus mit seinem übereck gebauten Runderker, der die oberen drei Geschoße des Gebäudes einnimmt. Das Haus Landstraße 22 wurde im Jahr 1615 von Stift St. Florian erworben und im Renaissance-Stil umgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch der schöne, dreigeschossige Arkadenhof.
Nachteilig auf das Erscheinungsbild wirken sich die modernen Schaufenster eingemieteter Geschäfte aus, wie das leider bei vielen historischen Gebäuden im Linzer Zentrum der Fall ist. Zuletzt sei noch das Lambacher Stiftshaus erwähnt (Landstraße 28). Dieses entstand aus der Vereinigung zweier Bürgerhäuser, dokumentiert durch die am Portal angebrachte Jahreszahl 1672, eine Aufstockung erfolgte im Jahr 1863. Im Innenhof haben sich noch dreigeschossige Arkaden erhalten.