In Ried im Innkreis campieren seit jedenfalls dem Wochenende auf dem hinteren Messe-Parkplatz einige Großclans von Roma-Familien.
Wochenblick-Leser machten unsere Redaktion auf ein von der Öffentlichkeit beharrlich verschwiegenes, temporäres Roma-Camp im Innviertel aufmerksam. Dort würden sich laut Augenzeugen “mindestens 50 bis 60 Wohnwägen aus halb Europa” versammeln. In der Bevölkerung macht sich – gerade vor dem Hintergrund der weiter schwelenden Corona-Situation gerade in den Ländern ihr Residenz – jetzt offenbar einige Sorge breit.
Nähe zum Bauernmarkt versetzt Bürger in Sorge
Die Aufstellung befindet sich am Gelände, wo jährlich ein großes Volksfest stattfindet – und in ungeraden Jahren die älteste Messeveranstaltung Österreichs begleitet. Auch der wöchentliche Rieder Bauernmarkt findet in unmittelbarer Nähe statt. Dort versorgen sich vor allem viele älteren Menschen und Familien mit Lebensmitteln aus der Region. Dass das ebenso nahe Rieder Stadion für Besucher weiterhin gesperrt ist, dürfte bei einigen Leuten für zusätzlichen Unmut sorgen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Roma am Messegelände einnisten: vor zwei Jahren gab es große Probleme mit einem Camp der fahrenden Minderheit. Damals hielten etwa 30 Personen die Bevölkerung und Behörden auf Trab. Es kam zu Lärmbelästigung und Verschmutzung des Geländes. Die Mitarbeiter des Bauernmarktes fühlten sich damals bedrängt und unwohl aufgrund deren Präsenz. Am Ende verwies der Messechef die zeitweiligen Gäste zur Entschärfung der Spannungsverhältnisse des Geländes.
Großes Camp bleibt vorerst noch friedlich
Solche Szenen scheinen sich vorerst nicht zu wiederholen, auch wenn das Camp in diesem Jahr weitaus größer zu sein scheint. Ein Lokalaugenschein zeigte mehrere Dutzend Wohnwägen, welche den Parkplatz in Beschlag genommen hat, es dürften jedenfalls an die 30 Gefährte sein. Die Kennzeichen kommen teilweise aus Frankreich und der Schweiz, wobei alle Altersgruppen vertreten waren. Inwieweit die Abstandsregeln im Roma-Camp überhaupt greifen würden, ist zwar unklar – Babyelefanten hielten sie aber keinen ein.
Bislang scheinen die Kurzzeit-Bewohner auf der Durchreise sich auch noch am landläufigen Anstand zu orientieren. Ansammlungen von Unrat oder Beschädigungen wie unlängst am Pichlinger See scheinen derzeit noch auszubleiben. Verunsicherte Bürger sehen dennoch die Politik der 12.000-Einwohner-Bezirksstadt in der Pflicht, sich des Themas anzunehmen. Kritik wird auch am an sich beliebten und als umgänglich geltenden ÖVP-Bürgermeister Albert Ortig laut, weil das Thema nach dem Empfinden einiger Bürger unter den Teppich gekehrt würde.
Roma-Lager auf Zeit als zweischneidiges Schwert
In der regionalen Politik ist das Thema als zweischneidiges Schwert bekannt, auch die Gremien der Rieder Messe beschäftigten sich immer wieder mit der Problematik. Mittlerweile sollen die Fahrenden sogar von sich aus Gebühren entrichten, wenn sie das Lager aufschlagen. Die Messe wiederum behält sich im Gegenzug das Hausrecht vor und die Stadtpolizei hat ein wachsames Auge auf die Situation. Bis zu zwei mal im Jahr nutzen Durchreisende von und nach Rumänien das brachliegende Gelände.
Die beiden Kehrseiten der Medaille ließ auch FPÖ-Bezirksparteiobmann Elmar Podgorschek auf Wochenblick-Anfrage durchblicken. Bei seiner Partei habe man zwar grundsätzlich keine Freude mit der Entourage, auch weil Müllablagerungen immer wieder ein Problem darstellen. Gleichzeitig toleriere man lieber eine Situation, in der Behörden die Lage im Blick haben können, als dass die Roma verbotene, wilde Camps in der Stadt oder im Umland errichten. Die Gewährleistung hygienischer Standards sei jedenfalls das Um und Auf, betont der frühere oberösterreichische Sicherheits-Landesrat.