Auf den ersten Blick mag es anmuten wie die Aktion eines Sonderlings. Doch der Mann hat ein wichtiges Anliegen und ist alles andere als verrückt. Wochenblick zitiert die Worte von Geza Frank, einem in seinem Fachgebiet international bekannten Musiker und begeistertem Bundesheer-Soldaten. Ihm geht es für Soforthilfe für die im Stich gelassene österreichische Kunst und Kulturszene.
Ein Text von Geza Frank, zuerst erschienen auf Facebook
Heute wieder alleine am Heldenplatz. Es haben sich zwar ein paar Leute heute angekündigt, aber gekommen ist niemand. Das macht nichts, denn ich stehe hier nicht zum Selbstzweck. Es passt ganz gut zur Situation. So wie ich alleine hier stehe, so werden auch viele Musiker von Staat und Gesellschaft alleine stehen gelassen. Heute fielen mir besonders viele Leute mit Kopfhörern auf. Sie gingen in der Regel an mir vorbei ohne mich eines Blickes zu würdigen. Musik konsumierend gingen sie ihrer Wege, wie eine perfekte Analogie auf die Situation.
Überleben der Kulturwirtschaft gehört zur Landesverteidigung
Seit 8 Tagen stehe ich nun hier. Manchmal bleiben interessierte Menschen stehen und fragen mich was ich hier mache. Nach meinen Erklärungen sind sie meist sehr begeistert von den Lösungsansätzen für die ich hier stehe. Die meisten Menschen die mich mustern und die Aufschriften auf meinen Tafeln lesen, verstehen jedoch den Kontext und die Botschaft meines Auftrittes nicht. Das ist mir durchaus bewusst. Darum geht es in meiner Phase 1 auch nicht. Weder ist der Heldenplatz um 18 Uhr eine stark frequentierte Zone, noch sind meine Plakate für jeden der vorbei geht sofort verständlich. Es ist aber für euch die hier regelmäßig lesen und verfolgen wofür ich dort – genau dort und dann – stehe, verständlich. Die meisten von euch wissen warum und für wen und was ich dort jeden Tag stehe. Ich stehe dort als Musiker für Kollegen, Freunde und die Kultur und ich stehe dort als Soldat des österreichischen Bundesheeres im Namen einer wirklich umfassend gedachten Landesverteidigung, was selbstverständlich die Kultur und das Überleben der Kulturwirtschaft mit einschließt.
In meiner Phase 1 ging es darum das Problem durch eine öffentliche Aktion erst einmal darzustellen und es zu verkörpern. Es ging darum Fragen aufzuwerfen und auf die fatalen Konsequenzen hin zu weisen, die drohen, wenn man diese Fragen nur halbherzig beantwortet, um sie schnell vom Tisch zu haben.
Diskussion in die Medien tragen
Jetzt zu meiner Phase 2, die diese Woche beginnt: Nun geht es darum, die Botschaft und die Problemstellung so deutlich wie möglich einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Nun geht es darum, dass auch ihr aktiv werdet wenn ihr mir und Österreich helfen wollt. Nun geht es darum, die Diskussion bis in die Medien und schlussendlich in der nächsten Phase in die Politik hinein zu tragen.
Möglichkeiten hierbei zu helfen:
- Ihr kennt Journalisten oder Leute im Medienbereich? Versucht sie auf die Aktion aufmerksam zu machen. Ich schreibe zwar selbst aktiv Medien an, aber es funktioniert meist besser, wenn es über direkte Bekanntschaften geht.
- Ihr seid selbst betroffen und in einer Situation wo ihr entweder vom Härtefonds abgewiesen wurdet oder absurd viel zu wenig zum Leben zugesprochen bekommen habt und sonst auch nicht bezugsberechtigt seid? Ihr findet dass es endlich einen konkreten Plan für die Kulturwirtschaft braucht bei dem auch wirklich auf die Betroffenen gehört wird? Dann schnappt euch ein Plakat wo “Kulturnation” drauf steht und stellt euch an einem frequentierten Ort bei euch auf das Plakat und haltet ein zweites Plakat mit einer erklärenden Botschaft, wie z.B. “Musik ist auch Systemrelevant” oder “Nicht Systemrelevant” und falls ihr Musiker seid, dann haltet noch nach Möglichkeit ein/euer Instrument in der Hand (oder stellt es daneben ab wenn geht).
- Postet regelmäßig zu eurer Aktion mit #kulturistauchsystemrelevant
- Teilt Beiträge zum Thema.
- Schreibt mir Ideen für Lösungen für den Kultur- und vor allem Konzertbetrieb für den Rest des Jahres. Viele Konzerte und Festivals kommen dieses Jahr nicht mehr zustande. Es muss abgesehen von staatlichen Hilfen aber Möglichkeiten für uns geben dennoch durch live Auftritte ein Einkommen zu generieren.
Finanzielle Hilfe für Künstler statt leere Lippenbekenntnisse
Meine Forderungen bis jetzt sind:
- Rasche, angemessene und unbürokratische finanzielle Hilfe für schwer von der Krise betroffene Künstler, die bis jetzt auf Grund bürokratischer Spitzfindigkeiten und institutioneller Ignoranz von nahezu allen Hilfen ausgeschlossen sind.
- Berücksichtigung und individuelle Handhabe von Fällen, bei denen z.B. erst unlängst die Selbstständigkeit erklärt wurde und die wegen eines buchalterischen Minus im Anfangsjahr nun nicht anspruchsberechtigt sind.
- Sofortige kostenlose, unbürokratische Verfügbarkeit von Platzkarten für Musiker, um Straßenmusik auf Plätzen und in Parks anbieten zu können. (Es ist eigentlich eine absolute Schande wie Österreich in den letzten Jahren Straßenmusik praktisch zum Delikt gemacht hat und ein zunehmendes Verstummen des öffentlichen Raumes aktiv eingeleitet hat! Wie unwürdig vor allem für die “Stadt der Musik” – Wien!)
- Eine parlamentarische Taskgroup, die nach der Krise, ab 2021 die Einführung des französischen Systems der Intermittence du Spectacle in Österreich prüft, um professionellen Künstlern endlich eine faire Chance auf eine gewisse finanzielle Stabilität und Absicherung zu ermöglichen, so wie eine faire Chance im Wettbewerb mit monopolistischen, ausnutzerischen Großunternehmen herzustellen.
Die Chance den Weg Richtung kommerzieller Verdummung der Kulturlandschaft zu bremsen, die haben wir jetzt mehr denn je. Wollen müssen wir es nur wirklich. Ich will es wirklich.

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