Um Betten für Covid-19-Patienten freizuhalten, wurden in den vergangenen Monaten zahlreiche medizinische Behandlungen und operative Eingriffe abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Ein Team von Wissenschaftlern des National Institute for Health Research (NIHR) der Universität Birmingham hat nun erste Zahlen zu dem daraus entstandenen weltweiten OP-Rückstau errechnet: 28,4 Millionen Operationen wurden demnach verschoben.
Betroffen waren davon auch Krebs-OPs – obwohl längere Wartezeiten in solchen Fällen häufig ein Fortschreiten der Krankheit bedeuten. Dennoch wurden in Deutschland 24% der Krebsoperationen verschoben. Weltweit waren es sogar 37,7%.
Den Hochrechnungen zufolge wurden in Deutschland mehr als 908.000 OPs abgesagt, 52.000 davon Krebs-Operationen. Sogar geplante Kaiserschnitte wurden verschoben.
Den Rückstand an Operationen aufzuholen, wird eine langwierige Aufgabe für das medizinische Personal weltweit. Laut den Wissenschaftlern würde das Nachholen der Operationen selbst dann, wenn nach der Pandemie 20% mehr Eingriffe durchgeführt würden als vorher, 45 Wochen dauern.
Hinzu kommt, dass die Absage der Operationen das deutsche Gesundheitssystem viele Milliarden Euro kostet. Die Mehrausgaben im Bundeshaushalt für die Freihaltung von Betten und die Verschiebung von Operationen belaufen sich voraussichtlich auf 2,8 Milliarden Euro. Die Mehrausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung werden auf 5,9 Milliarden geschätzt.