Bewegend: So hart trifft die Corona-Krise unsere Wirtsleute

Schärdinger Wirtsehepaar: Hilfe nach Epidemiegesetz

Bewegend: So hart trifft die Corona-Krise unsere Wirtsleute

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Wie schaut’s aus? „Scheiße“, sagen die jungen Schärdinger Wirtsleute Jasmin und Jens Stücke und zucken resigniert mit den Schultern. Hätte er nicht noch seinen Halbtagsjob bei der Post, wüssten die beiden nicht, wie sie finanziell über die Runden kommen sollten.

Ein Beitrag von Kurt Guggenbichler

Ihr Gasthaus „Zur Innterrasse“ im Burggraben von Schärding, das man dort unter dem Namen Deibl kennt und das Jasmins Familie bereits in der fünften Generation betreibt, ist nun schon seit dem 15. März geschlossen.

Jungeltern von der Regierung schwer enttäuscht

„Wir müssten aber jetzt das Geld verdienen, mit dem wir dann über den Winter kommen können, denn wir sind ein reines Auflugswirtshaus“, sorgt sich die junge Wirtin um die Zukunft. Vor sechs Monaten hat sich auch Nachwuchs eingestellt, Tochter Vivian, was die derzeitige Situation nicht leichter macht.

Von der Regierung sind sie schwer enttäuscht, weil es die von ihr groß hinausposaunte Hilfe für die notleidende Wirtschaft für die Stückes nicht gebe. Ihre letzte Bilanz hat nämlich keinen 6.000-Euro-Gewinn ausgewiesen, was Voraussetzung dafür wäre, einen finanziellen Zuschuss beantragen und auch erhalten zu können.

Soforthilfe beim Hochwasser – Bürokratie bei Corona

„Wir sind immer gerade so über die Runden gekommen”, betont das Wirtsehepaar, das nicht versteht, warum man auch in Corona-Zeiten nicht so wie bei Hochwasser-Katastrophen, verfahren kann. Schärding wurde bekanntlich erst vor wenigen Jahren von einer Jahrhundert-Flut heimgesucht.

„Da haben wir einmal sofort 25.000 Euro bekommen und hinterher abgerechnet“, erläutert Jasmin, weshalb sie jetzt mit ihrem Mann auf Entschädigung nach dem Epidemiegesetz klagen will.

Corona-Änderungen: Not macht erfinderisch

Das wurde unter anderem für Gastronomen und Hoteliers kurz vor dem Shutdown des Landes ausgehebelt (dazu auch Kommentar) auf dieser Seite). Alle Branchen konnten bisher ihre Ansprüche nach diesem Gesetz von 1950 prinzipiell geltend machen.

Aber durch das auf Covid-19 geänderte Gesetz fühlen sie sich jetzt dazu gezwungen, die Dinge selbst in die Hand nehmen zu müssen, weil sie sich auf ihre Volksvertreter nicht verlassen wollen und sie sich durch diese auch schon lange nicht mehr vertreten fühlen.

“Wenn wir Pacht zählen müssten, wären wir pleite”

Wenn sie für ihr Wirtshaus, das im Familienbesitz ist, auch noch Pacht zu zahlen hätten und wenn sie Seniorchef Adolf Gerhofer nicht unterstützte, wäre der Gasthausbetrieb schon jetzt ein Fall für den Insolvenzrichter.

Die heurige Saison könne man vergessen, seufzt Jasmin Stücke, „weil wir vom Tourismus im Bäderdreieck leben, der auch nicht so schnell auf die Beine kommen dürfte.“ Was nach wie vor bei ihnen funktioniere, sei der Galgenhumor.

Schicksal ist kein Einzelfall

Die Geschichte dieser Familie ist kein isolierter Fall, die gesamte Branche leidet – und die Orte mit ihr. In vielen kleinen Gemeinden war der ‘Dorfwirten’ so etwas wie die starke  Säule der Gemeinschaft, die sich stattdessen eben im Supermarkt über den Weg läuft. Viele stehen vor der Ungewissheit, wann und wie es überhaupt noch weitergehen kann…

Aus diesem Grund mehren sich die Stimmen, die für eine unbürokratische Hilfe werben. Erst kürzlich kritisierte ein Wirt aus dem Traunviertel in einem Interview die Probleme, auf welche seine Branche sich jetzt gefasst machen muss und thematisierte ebenfalls ausbleibende Hilfen – Wochenblick berichtete.

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