Am 18. Oktober 2019 fand in New York, unter Federführung der Bill Gates Stiftung mit dem John Hopkins Center für Gesundheitssicherheit und dem Weltwirtschaftsforum, die Simulation einer Corona-Virus-Pandemie statt. „Event 201“ diente der Vorbereitung von Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Gesundheit auf den Tag X. Die dort präsentierte Fiktion wurde jetzt erschreckende Wirklichkeit.
Eine Reportage von Kornelia Kirchweger
Die zentrale Rolle der WHO
An diesem schon damals als „Pandemische Übung“ bezeichnetem Multimedia-Event von 3,5 Stunden nahmen 15 hochrangige Entscheidungsträger (Player) aus Wirtschaft, Politik und Gesundheit und 130 geladene Gäste teil. In fünf Modulen simulierte man jeweils eine bestimmte, sich zuspitzende pandemische Situation. Jedes Modul startete mit einer fiktiven Lagebeschreibung, gefolgt von einer aufgezeichneten, fiktiven „GNN“-Nachrichtensendung über den Stand der Ausbreitung samt Reaktionen der Bevölkerung, Politik und Folgen für die Wirtschaft. Dazu gab es Stellungnahmen von fiktiven Experten. Anschließend diskutierten die Event-Player Einschätzungen und Lösungsvorschläge. Die Simulation wurde von der Stiftung Open Philanthropy Project unterstützt, die u.a. Pandemien-Forschung und -Evaluierung anbietet.
Die dargestellten fünf Szenarien sind heute fast 1:1 eingetreten. Die Zuspitzung der Situation von Modul zu Modul entspricht den jetzigen Phasen samt etappenweiser Verschärfung der Maßnahmen. Die simulierte Reaktion von Gesellschaft und Wirtschaft samt gegensteuernder Politik wurde realitätstreu herausgearbeitet. Ebenso wurde in der Simulation die zentrale und bestimmende Rolle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dargestellt. Politiker weltweit, bei uns etwa Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne), begründen ihre Einschätzungen regelmäßig mit Hinweis auf die WHO.
Es ist nicht bekannt, ob Regierungschefs diese Simulation kennen. Die WHO hatte sicherlich Kenntnis davon. Unverständlich ist, warum die gewonnenen Erkenntnissen und Empfehlungen derart verschlossen blieben. US-Fachmedien und BBC berichteten zwar darüber, von den sonst so aktiven Presseagenturen, die über jeden Huster vom Ende der Welt berichten, hörte man dazu nichts. Wäre man schon frühzeitig den Einschätzungen von „Event 201“ gefolgt und hätte Vorkehrungen getroffen, könnte die Situation heute anders sein. Mittlerweile stufte die WHO die Corona-Krise als Pandemie ein. Auch das wurde in der Simulation „Event 201“ angesprochen. Besonders pikant ist, dass am „Event 201“ in New York auch ein Top-Virologe aus China teilnahm. Die ersten Corona-Fälle in China wurden Ende Dezember bekannt, nur knapp drei Monate nach der Simulation. Offenbar hat hier die Kommunikation massiv versagt. Bleibt nur mehr zu hoffen, dass die dort angenommenen 65 Millionen Corona-Toten (innerhalb von 18 Monaten nach Ausbruch bei nicht Vorhandensein eines Impfstoffes) weiterhin Fiktion bleiben.
Event simulierte Coronavirus
Weithin unbekannt ist auch, dass das John Hopkins Center für Gesundheitssicherheit schon früher ähnliche Pandemie-Übungen durchführte: Clade X (Mai 2018), Dark Winter (Juni 2001, Pocken-Epidemie in USA) und Atlantic Storm (Jänner 2005, Terroranschlag mit Bio-Waffen). Auch dies, um Entscheidungsträgern zu helfen, sich auf die Herausforderungen einer realen Krise vorzubereiten, heißt es auf der Webseite.
Der „Event 201“ simulierte explizit den Ausbruch eines neuartigen Corona-Virus. Es werde von Fledermäusen über Schweine auf Menschen, zuletzt über die Luft von Mensch zu Mensch übertragen. Die Ähnlichkeit mit SARS sei groß, die Symptome beim Menschen aber milder.
Die Krankheit beginnt in Schweinefarmen in Brasilien vorerst unauffällig und greift dann auf Landwirte über. Schließlich breitet sich das Virus in Megastädten Südamerikas rasch von Mensch zu Mensch aus und wird zur Epidemie. Über einen Flug nach Portugal, in die USA und nach China – wird das Virus verbreitet, in viele andere Länder weiter exportiert und weitet sich zur Pandemie aus. Im ersten Jahr gibt es keinen Impfstoff. Es gibt ein fiktives antivirales Medikament, das zwar Kranken hilft, nicht aber die Ausbreitung der Krankheit einschränkt. Die Zahl der Corona-Fälle steigt exponentiell und verdoppelt sich jede Woche. Die Folgen sind desaströs. Am Ende – nach 18 Monaten – werden fiktive 65 Millionen Todesfälle angenommen.
Keine Corona-Vorhersagen
Diese fiktive Zahl dürfte im Netz, ohne Angaben von Quellen, verbreitet worden sein. Auf der Webseite findet man dazu ein Korrektiv: Man sei gefragt worden, ob der „Event 201“ den Corona-Ausbruch in China vorhergesagt habe. Man stelle klar, dass bei der Übung keine Vorhersagen getroffen wurden. „Event 201“ habe dazu gedient, auf die Herausforderungen einer schweren Pandemie vorzubereiten. Man sagte nicht vorher, dass der jetzige Ausbruch des Corona-Virus 65 Mio. Todesopfer fordert. Und obwohl sich die Event 201-Simulation auf ein neuartiges Corona-Virus bezog, sei das nicht mit dem aktuellen COVID-19 vergleichbar.
Das Virus ist in der Simulation „CAPS“. Es sei mit SARS und MERS verwandt, aber weitaus infektiöser. Er führe zu Atemwegserkrankung, die von milden Grippeerscheinungen bis zu schwerer Lungenentzündung reicht. Eine Person stecke mindestens zwei weitere Personen an. Auch das trat ein. Die Sterberate liege bei etwa zehn Prozent. Die Fälle können sich – ohne Gegenmittel – innerhalb einer Woche verdoppeln und in einem Monat versechzehnfachen. Innerhalb von drei Monaten könnte das zu zehn Mio. CAPS-Fällen führen, heißt es in der fiktiven GNN-Nachrichtensendung. Betroffene werden isoliert, die Gesundheitssysteme stehen massiv unter Druck. N-95 Masken, Handschuhe, Antibiotika etc. werden gehortet und knapp. Länder-Egoismen erschweren das noch. Eine globale Koordinierungsfunktion habe die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Netz mit Informationen fluten
Große Probleme bekommen die Handels- und Reisebranche. In der Simulation ging man von einem Einbruch der Buchungen um 45 Prozent aus. Der fiktive GNN-Sender berichtet von stornierten Flügen, Reisewarnungen, Einreiseverboten, Grenzschließungen, Quarantänen ganzer Städte, Einbruch des Konsums, Herunterfahren der Produktion, Horten und Knappheit von Lebensmitteln und Medikamenten. Manche Politiker fordern in sozialen Medien Importverbote aus vom Virus betroffenen Ländern und den Boykott von Unternehmen, die den Virus verbreiten. Die gesamtwirtschaftlichen Folgen der CAPS-Pandemie seien so schlimm wie nie zuvor. Fiktiv befragte Wirtschaftsexperten bzw. Mediziner sprechen von „Leben retten“ und „Existenzen retten“, fordern Pragmatismus, angemessene Maßnahmen, keine Strangulierung der Wirtschaft. Sie warnen vor zu viel Intervention. Das könne mehr Schaden anrichten als die Folgen von CAPS.
In der Simulation wird von Fake-Accounts berichtet, die von bestimmten Staaten mit dem Ziel von Des- bzw. Falschinformation eingerichtet werden. Weltweit habe nun jedes Land Corona-Fälle – geschätzte zwölf Millionen Fälle und fast ein Million Tote. Die Finanzmärkte brechen um 15 Prozent oder mehr ein. Es gebe Gewalt gegen Minderheiten und Hilfskräfte! Man misstraut ihnen, ebenso wie den Pharmakonzernen, denen man eine gezielte Virus-Verbreitung aus Geldgier vorwerfe. Die Menschen hören nicht mehr auf Regierungen und Behörden, es drohen Aufstände und der Sturz politischer Systeme.
Manche Regierungen kappen das Internet, sperren soziale Medien, drohen hohe Geldstrafen oder Gefängnis auf Fake-News an. In der anschließenden Diskussionsrunde ist der Tenor: eine Sperre sozialer Medien führe erst recht zu Revolten. Empfohlen wird eine Flutung des Netzes mit „richtigen Informationen“. Die sozialen Medienplattformen müssen dabei mitwirken. Technische Maßnahmen, wie Algorithmen und Faktenchecker, sollen zusätzlich helfen. Die Bill Gates Stiftung arbeite bereits in der Realität daran, hieß es.
Weltweite Mitwirkung
An der Simulation wirkten 15 internationale Vertreter aus wichtigen Branchen mit: u.a. vom Chinesischen Zentrum für Krankheitskontrolle und -Prävention bzw. der Chinesischen Akademie der Wissenschaft, Lufthansa, Pharmakonzern Johnson & Johnson, Logistikkonzerne, diverse Banken, Vertreter der UNO, der Bill Gates Stiftung, des Weltwirtschaftsforums, der US-öffentlichen Gesundheit, Marriott International, etc. Medienberichte dazu gab es u.a. von Bloomberg, Forbes, The Guardian (Nigeria), The Telegraph, BBC, Avian Flu Diary, Global Biodefense, Axios, etc.
+++ BEZAHLSCHRANKE? NEIN DANKE +++
In Zeiten großer Krisen heißt es zusammenhalten. Der Wochenblick stellt deshalb ab sofort alle exklusiven Inhalte und Reportagen in voller Länge und ohne Zusatzkosten für seine Leser im Internet zur Verfügung. Während Mainstream-Medien verzweifelt um Abos werben, wollen wir nur eines: Ihnen ehrlich und rasch alle Informationen liefern, die Sie in dieser fordernden Zeit brauchen!