Dr. Schwab und sein Coautor Thierry Malleret untersuchen, weltfremd entrückt, die Auswirkungen von Corona und die dadurch bedingte Neuordnung auf die Welt, auf Branchen, Unternehmen und unser Leben.
Ein paar Beispiele. Starten wir beim geopolitischen Umbruch. Schwab sieht eine bedrohte, ins Chaos gestürzte neue Welt nach Covid-19 – und wodurch? Durch zunehmende Ablehnung des Globalismus, mangelnde Ordnungspolitik durch Entmachtung internationaler Organisationen wie der UNO, kürzere Lieferketten, zunehmende Regionalisierung und, wer hätte das gedacht, bösen Nationalismus und vielleicht auch noch durch rechte Parteien.
Im Kapitel über den gesellschaftlichen Umbruch erfahren wir, dass Inklusivität, Vertrauen und Solidarität die bestimmenden Elemente bei der Eindämmung einer Epidemie sind, dass die herrschenden Ungleichheiten die Wurzel allen Übels sind, sich aber mittelfristig ausgleichen werden, dass es nach der Seuche zu einer massiven Umverteilung des Reichtums kommen wird, und zwar von den Reichen zu den Armen. Dass das nicht ohne massive soziale Unruhen passieren wird, versteht sich von selbst, dass die Autoren solche fast herbeisehnen, klingt unüberhörbar zwischen den Zeilen durch. „Black Lives Matter“ in Endlosschleife. Dass augenblicklich Ungleichheiten durch die herrschende Situation gefördert werden (z. B. durch monströse Onlinekraken und gigantische Pharmadeals), soll nicht weiter ins Gewicht fallen.
Radikale Lenkungsmaßnahmen
Die Autoren stellen Fairness und Gerechtigkeit in den Vordergrund, träumen die totale Automatisierung herbei, wollen einen mächtigen Staat mit hohen Steuern und radikalen Lenkungsmaßnahmen, bewundern den riesigen Vorsprung Chinas bei digitalen Währungen, erachten „Contact Tracing“ und „Tracking“, also die völlige Überwachung der Bürger, als notwendig, aber sehen das totale digitale Glück. Wenn schon jemand den Gesellschaftsvertrag zerstört, dann der schlimmste Feind überhaupt: der Nationalstaat!
Was will dieses Buch?
Darüber streut Schwab noch Weisheiten von konfuzianischer Wucht: Natur ist wichtig, Überkonsum und Glück sind nicht unbedingt gleichbedeutend, Ungleichheit und Eigentum bedingen einander meist, und er betont die große Bedeutung von Kreativität in Zeiten des Lockdowns. Es sei immer schon viel gute Weltliteratur geschrieben worden in Wochen hohen Drucks, weil solche Phasen ja besonders inspirierend sind …