Seit Mittwoch (19. Mai) erlaubt die türkis-grüne Regierung die Öffnung der Gaststätten und seinem Volk den Besuch derselben, wenn auch unter Auflagen. Für viele der heimischen Wirte ist Arbeiten besser als nichts zu tun, dennoch betrachten sie diese neue Halbfreiheit mit gemischten Gefühlen.
„Ich bin schon ein wenig aus der Übung“, entschuldigt sich der Ansfeldner Gastwirt und oberösterreichische Wirte-Sprecher Thomas Stockinger für sein Verhalten, weil er sein Weinglas durch eine ruckartige Bewegung mit seinem Ellbogen klirrend in viele Stücke zerbrochen hat. In den letzten Monaten hätte er nämlich mehr Pappschachteln mit Essensportionen ausgegeben, die man weniger hört, wenn sie durch eine Unachtsamkeit zu Boden fallen, erläutert er und lacht. Doch zum Lachen ist ihm nicht wirklich zumute, auch wenn die Gastronomie, der Tourismusbereich und der Veranstaltungssektor seit gestern wieder geöffnet haben. Auf diese Öffnung war von der Regierung im Vorfeld auch mehrmals gönnerhaft hingewiesen worden.
Keine andere Wahl
Doch von einer richtigen Öffnung, so das Empfinden vieler Wirte, sei man noch weit entfernt. Weil die „neue Freiheit“ an Regeln und Bedingungen geknüpft ist, wird sie von vielen Leuten eher als Knebelung empfunden. Von einigen Gastronomen einmal abgesehen, hat sich die Mehrzahl der oberösterreichischen Wirte jedoch freudig in das neue Freiheitsabenteuer gestürzt und auch Thomas Stockinger hat seit Mittwoch sein Gasthaus wieder geöffnet. „Ich bin zwar auch nicht glücklich über die vielen Vorlagen, an die wir uns zu halten haben“, sagt er, „aber ich habe keine andere Wahl gesehen.“ Der Praxistest werde schließlich zeigen, wie gut die neue Art des Wirtshausbesuches funktionieren wird. Zum großen Gästeansturm dürfte es wohl nur anfänglich kommen. „Ich werde nur 30 Prozent meines in Vor-Corona-Zeiten üblich gewesenen Umsatzes machen“, vermutet Stockinger und betont: „Mit den Förderungen sollte dies aber ausreichen, um meinen Betrieb wirtschaftlich führen zu können“.
Dass das Gästeaufkommen nach dem ersten Ansturm extrem schrumpfen wird, glaubt er aber nicht, weil der Mensch die Gesellschaft suche. Deshalb werde sich die Gesellschaft auch den Mühen des Nachweises ihrer Gesundheit unterziehen.
Lieferservice bleibt
Doch spontane Einkehrschwünge auf einen schnellen Kaffee werden wegen der Auflagen nicht möglich. Daher setzten Stockinger und seine Kollegen auch verstärkt auf den 1. Juli, an dem es wirklich in Richtung Normalität gehen solle, wie die Regierung verheißt.
Trotzdem schauen die Gastronomen auch diesem Datum mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Ganz so wie früher, ahnt „Stocki“, werde es wohl nimmer werden. Die Menschen hätten sich durch den langen Lockdown an das Feiern zu Hause gewöhnt, was das künftige Stammtischleben in den Wirtshäusern schon etwas beeinträchtigen dürfte. Allerdings würden die Menschen, die sich mittlerweile an den Lieferservice der Wirtshäuser gewöhnt hätten, auch in Zukunft mehr Essen bei ihrem Lieblingswirt bestellen. In Vor-Corona-Zeiten seien die Speisen extrem günstig angeboten worden, weil man ohnehin mehr Umsatz mit dem Getränkeverkauf erziele, nach dem bekannten Motto, dass die Küche den Keller öffne. Der Getränkeverkauf sei in Lockdown-Zeiten aber fast zum Erliegen gekommen, dafür verdiene man jetzt mehr mit dem Essen.
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