Das Management Frühgeborener gilt als die Königsdisziplin unserer Kinderärzte. Stellenausschreibungen für Primarärzte der sogenannten Neonatologie weisen die Zahl der Frühgeburten mit weniger als 1500 Gramm als Zeichen der Wertigkeit einer Position aus.
Von Dr. Gerd Reuther
Aber wieso steigt eigentlich die Zahl der beschönigend „Frühchen“ genannten Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche entbunden werden? Steigert doch jeder Tag einer vorzeitigen Beendigung der Schwangerschaft das Gesundheits- und Sterblichkeitsrisiko für die Kinder. Mit jeder fehlenden Schwangerschaftswoche verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen. Bei 37 statt 40 Schwangerschaftswochen beträgt das Risiko bereits das Achtfache!
Frühgeborene sind krankheitsanfälliger
Studien aus Schweden haben schon vor Jahren gezeigt, dass durch vorzeitige Entbindungen die gesundheitlichen Krüppel von morgen geschaffen werden. Je früher die Geburt, desto häufiger ein Tod an Erkrankungen von Lunge, Herz sowie Diabetes. Die Krankheitsanfälligkeit Frühgeborener ist in den ersten Wochen viermal so hoch wie bei zeitgerechter Entbindung. Im Alter von fünf Jahren erhalten fast drei Viertel der extrem unreifen Frühgeborenen noch Therapien und Fördermaßnahmen wegen körperlicher und geistiger Entwicklungsstörungen. Die Sterblichkeit ist mit Erreichen des Kleinkindalters zehnmal höher wie im Durchschnitt.
Kliniken finanzieren sich mit Frühchen
Frühgeburten sind aber ein Mega-Geschäft. Bei Geburtsgewichten unter 750 Gramm können die Erlöse auf über 80.000 Euro pro Geburt und bei weniger als 600 Gramm auf weit über 100.000 Euro pro Fall steigen. Kein Wunder, dass hierzulande inzwischen mehr als ein Viertel aller Kinder eine Woche oder mehr zu früh auf die Welt kommen. 80 Prozent aller Kaiserschnitte entfallen auf Frühgeborene! Niedrige Geburtsgewichte finanzieren Kinderkliniken.
Rückgang durch Lockdown
Haben die wirtschaftlichen Schieflagen vieler Kliniken seit Beginn der Pandemie-Inszenierung auch etwas damit zu tun, dass Schwangere aus Infektionsangst vielleicht Klinikaufenthalte vermieden haben? Es könnte gut sein. Daten aus Dänemark, Irland, den USA und Deutschland zeigen einen erheblichen Rückgang der Frühgeburten während der Lockdowns. Hatte es in Irland von Januar bis April in den Jahren 2001 bis 2019 zwischen 9 und 18 Frühgeburten gegeben, waren es 2020 im gleichen Zeitraum nur drei. In Dänemark kam während des 1. Lockdowns 2020 nur ein Kind vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt. In den fünf Jahren davor waren es jeweils zwischen 9 und 13 Kinder.
Kein Nutzen der früheren Entbindung
War die bisherige Häufigkeit der vorzeitigen Entbindungen für Mutter und Kind lebensrettend, sollten die Totgeburten und Müttersterblichkeiten angestiegen sein. Dies ist aber in keinem der genannten Länder belegt. Längere Tragezeiten scheinen offenbar möglich zu sein. Aber warum braucht es dafür politisch verordnete Lockdowns? Welche Nutzen/Risiko-Abwägungen herrschen unter Geburtshelfern und Kinderärzten?
Dr. Gerd Reuther ist Bestsellerautor und ehemaliger Chefarzt. Er war der jüngste Chefarzt Deutschlands. Später gab er seinen Posten auf. Sein Beruf ließ ihn aber nicht los, er schrieb mehrere Bücher zum Thema Medizin und Gesundheit.