Koalitionsfrieden ist angezählt: Uneinigkeit über Corona-Tote

Rabeders Punktlandung

Koalitionsfrieden ist angezählt: Uneinigkeit über Corona-Tote

[responsivevoice_button voice="Deutsch Female" buttontext="Vorlesen"]

Auf eine „Auferstehung nach Ostern“ ließ Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die Österreicher während der andauernden Corona-Krise immer wieder hoffen. Für 55 Verstorbene scheint dieses Wunder biblischen Ausmaßes wahr geworden zu sein. Zumindest könnten Zyniker, die jeden Morgen die aktuellen Todeszahlen begutachten, wie zu besseren Zeiten die Tabellen der regionalen Fußballigen, auf diese Idee kommen.

Ein Kommentar von René Rabeder

An Corona oder mit Corona gestorben?

Manche mögliche Antworten sind so gut, dass man die Frage dazu einfach erfinden muss. „Ist die Regierung an der Corona-Krise zerbrochen, oder mit ihr?“, wäre hierfür ein gutes Beispiel. Es ist dies eine Frage, die man sich vielleicht in gar nicht so ferner Zukunft tatsächlich wird stellen können. Denn über eines vermag auch die professionellste Message-Control und das glaubwürdigste gekünstelte Lächeln unter den Schutzmasken nicht mehr hinwegtäuschen: Der türkis-grüne Haussegen hängt schief.

Deutlich wird das an einer sehr gegenwärtigen, sehr realen Frage: Ist eine Person nun an Covid-19 gestorben, oder mit Covid-19?

Das vom grünen Rudi Anschober geführte Gesundheitsministerium zählt nämlich nur noch erstere. Nehammers türkises Innenministerium zählt hingegen jeden Todesfall eines zuvor positiv getesteten zur Statistik hinzu. Selbst wenn dieser positiv auf das neuartige Corona-Virus Getestete beispielsweise an einem Unfall verstorben ist.

Neue Zeitrechnung

Und so beklagte Österreich am Dienstag 393 Corona-Tote und am Mittwoch „nur noch“ 338. Zwischen diesen Zahlen bleibt viel Platz für Reibung. Kanzler Kurz sehe das Glas halb leer, wenn es um die Pandemie gehe, Anschober betrachte es lieber als halb voll, hört man.
Nicht wenige Beobachter sehen das Glas mittlerweile als zerbrochen an. Weil der Oberösterreicher Anschober bei „türkisen Tricksereien“ und „Taschenspieler-Tricks“ nicht mehr mitspielen will. Denn auch wenn der Bundeskanzler Kritik von Experten nicht überinterpretieren will, besitzt er keine Richtlinienkompetenz.

Und der Gesundheitsminister bastelt, so entnimmt man einem leisen Rauschen im Blätterwald, nicht nur an einer neuen Art Leichen zu zählen, sondern vielleicht sogar schon an einer neuen Zeitrechnung für die Welt nach Corona. Für den Augenblick nach der Frage: Ist die Koalition denn nun an der Corona-Krise zerbrochen, oder mit ihr?

Koalitionsfrieden ist angezählt: Uneinigkeit über Corona-Tote TEILEN
Share on facebook
Facebook
Share on twitter
Twitter
Share on linkedin
LinkedIn
Share on whatsapp
WhatsApp
Share on telegram
Telegram
Share on reddit
Reddit
Share on email
Email
Ähnliche Artikel
Schlagwörter
NEWSLETTER

Bleiben Sie immer aktuell mit dem kostenlosen Wochenblick-Newsletter!

Neuste Artikel
vor 19 Tagen, 21 Stunden, 6 Minuten
vor 7 Tagen, 51 Minuten
vor 7 Tagen, 6 Stunden, 16 Minuten