Dort, wo es früher hektisch und betriebsam war, dominieren heute Ruhe und Beschaulichkeit. Auch Linz befindet sich im permanenten Sonntags-Modus – fast schon Routine. Doch sollte sich die Corona-Krise verschärfen, sei die Stadt darauf vorbereitet, versichert Bürgermeister Klaus Luger.
Eine Heimatreportage von Kurt Guggenbichler
Linz am 1. Tag der offiziellen Vermummung in den Einkaufsmärkten: Bei strahlendem Sonnenschein radelten, joggten, bummelten oder streiften bereits am frühen Nachmittag auch viele Maskierte schon durch die Stadt – für uns alle noch ein gewöhnungsbedürftiges Bild.
Paradies für Radfahrer
Vor allem die Frauen, die in normalen Zeiten unter Maske eigentlich etwas anderes verstehen, gingen mit gutem Beispiel voran. „Wir sehen jetzt alle aus wie Bankräuber“, scherzte eine Passantin, die beim Flanieren auf dem Hauptplatz die schönen blühenden Stiefmütterchen bewunderte.
Das schöne und frühlingshafte Wetter des Tages hatte vermutlich etwas mehr Menschen als sonst ins Freie getrieben, doch generell hielt sich das Aufkommen der Flaneure in der Innenstadt in Grenzen. Auffallend waren dort aber die vielen Freizeitsportler.
Für diese scheint die verkehrsberuhigte Stadt, in der jetzt schon seit einiger Zeit jeden Tag gefühlter Sonntag ist, eine ideale Trainingsstätte zu sein. Weil jetzt weniger Autos die Stadt verstopfen, haben die Radfahrer freie Bahn und ihr Strampeltempo offenbar auch kräftig erhöht, so dass größte Vorsicht geboten ist.
Man hält nichts von Masken
Bei meiner Nachschau in der City wurde ich Zeuge eines Fast-Zusammenstoßes zwischen einem Radler und einer Joggerin. Gut frequentiert waren auch Pleschinger See, Wasserwald und das Viertel am Römerberg, wo sich Spaziergänger oft näher kamen als erlaubt und erwünscht. „Ich pass schon auf“, sagte ein älterer Mann, der gerade seinen Hund Gassi führte. Noch keine Maske? fragte ich. Er schüttelte verneinend den Kopf und antwortete: „Davon halte ich nicht viel!“ „Das ist verantwortungslos“, schimpfte eine ältere und tief vermummte Frau, die im Vorbeigehen zufällig Zeugin des Gesprächs wurde, das ich im Respektabstand aus dem Auto heraus bei spaltbreit geöffnetem Fenster mit dem unmaskierten Spaziergänger führte. Bürgermeister Klaus Luger hätte diese Szene wie auch der „stärkere Auslauf“ am Römerberg und andernorts in der Stadt wohl nicht gefallen, zumal die Menschen dabei oft auf die Einhaltung des Sicherheitsabstandes „vergaßen“. Andererseits aber zeigt er Verständnis dafür, wie er erklärte, dass sich die Menschen die Beine vertreten wollen.
Die üblicherweise pulsierende Landstraße präsentierte sich am Nachmittag des 1. Aprils ziemlich verwaist, ebenso der früher immer gut frequentiert gewesene Volksgarten und nicht zuletzt auch der Bahnhof. Dort herrscht sowohl drinnen wie draußen Leere.
Keine Kunden für Taxis
Draußen warteten nur noch wenige Taxis stundenlang auf Fahrgäste – doch weit und breit waren keine potentiellen Kunden zu sehen. In Zeiten vor der Krise hätte er hier höchstens zwanzig Minuten gestanden, erzählt mir der Taxler Stojance Mitevski, ein selbstständiger Mietwagenunternehmer, dessen Firmenslogan „mit Stil ans Ziel“ lautet.
Doch in diesen Tagen scheint Stojance froh zu sein, überhaupt irgendwo hinfahren und ankommen zu können, ob mit oder ohne Stil. „Meine Umsätze sind schon zu 90 Prozent eingebrochen“, bekennt er auf Nachfrage und seufzt. Wohin das alles noch führen wird? Er weiß es nicht. „Kommt darauf an, wie lange die Krise noch dauert.“
Auch das gewohnt bunte Völkchen, das den Bahnhof üblicherweise „bereichert“, suchte ich vergebens. Die Virusgefahr hatte es schon beizeiten vertrieben und vermutlich half dabei auch die Polizei. Aber wohin hatte sich das Völkchen verflüchtigt? Ich durchstreifte weiter die Stadt und wurde am Schillerpark fündig, wo sich seltsame Gestalten an der südlichen Ecke bei der Baustelle vorm Billa-Geschäft zusammendrängten – ohne Mundschutz und ohne Sicherheitsabstand. Die motorisierte Polizeipatrouille, die mir zuvor einige Straßen weiter begegnet war, würde dieses Nest offenbar erst noch entdecken müssen. Um dann was zu tun? „Den Platz natürlich sperren“, meinte ein Passant. Das aber dürfte kaum geschehen, weil die Polizei generell gegen Sperrung von Plätzen ist, wie man hört, weil sich das Problem damit nur verlagere. Das bunte Grüppchen im Schillerpark hätte vermutlich auch kein Verständnis dafür.
Nur einen Steinwurf von den Leuten entfernt appellieren der Linzer Vizebürgermeister Markus Hein und Sicherheits-Stadtrat Michael Raml an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben – natürlich nur via affichiertem Plakat neben der Landesbibliothek.
Krankenbetten im Notquartier
Als ich wieder ins Auto stieg, hörte ich im Radio, dass man heute den städtischen Kindergarten Commendastraße in Urfahr geschlossen hatte, weil dort eine Mitarbeiterin positiv auf das Coronar-Virus getestet worden war. Sechs Personen hatten mit ihr Kontakt gehabt. Sollte sich das Virus in Linz rasant weiterverbreiten, hat die Stadt „für den schlimmsten Ernstfall“ vorgesorgt, von dem Bürgermeister Luger allerdings hofft, dass er nie eintreten möge. Man sei aber „gut gerüstet“, sagt er, denn um unterschiedliche Patientengruppen auch außerhalb der Spitäler unterbringen zu können, habe der Krisenstab 600 weitere Betreuungsplätze organisiert. So wurden der Jägermayrhof und das Jugendgästehaus als Ersatzquartiere adaptiert (180 Plätze), außerdem hätte man sich noch 300 Plätze in Hotels für die leichten Krankheitsverläufe gesichert. Für die Absonderung von mittelschwer Infizierten gebe es zudem noch 40 Plätze in einem Wohnheim der BBRZ-Gruppe.