Nanu? Vor wenigen Monaten eskalierte die, dem oberösterreichischen Polizeichef Andreas Pilsl unterstellte Sondereinheit “Lentos 400” bei regierungskritischen Protesten in Linz, führte Mut-Wirtin Alexandra Pervulesko brutal ab, weil sie die “falsche” Maske trug. Friedliche Bürger, die gegen die überschießenden Maßnahmen der Regierung auf die Straße gehen, bezeichnete Pilsl später sogar als “Mob”. Im gleichen OÖN-Interview erklärte er, dass man Verstöße gegen die Corona-Richtlinien erbarmungslos ahnden würde. Nun verstieß er selbst dagegen.
Mancher Oberösterreicher könnte sich an eine Zeile aus George Orwells “Farm der Tiere” erinnert fühlen: “Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.” Denn das Team der ORF-Sendung “SOKO Linz” stattete dem Einsatztrainingszentrum Sattledt einen Besuch ab. Dabei entstand auch ein Bild, welches das Team und Pilsl zeigt. Maske? Abstand? Fehlanzeige! Gelten die Regeln also nur für brave Bürgerlein und nicht für jene, welche deren Einhaltung nach Regierungswunsch einmahnen sollen?
Das Volk muss blechen, der Polizeichef richtet sich’s?
Die Aktion ist gerade vor dem Hintergrund seiner einstigen Bürgerbeschimpfung recht interessant. Denn während er Menschen, die sich gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung wenden, gerne in Schubladen steckt, hat er die Regeln der eigenen Partei selbst offenbar recht schlecht verinnerlicht. Sechs Personen aus mutmaßlich mehr als zwei Haushalten, ohne Abstand und ohne Maske – wenn dies einfache Bürger machen, riskieren sie Strafen bis zu 1.450 Euro wegen einer angeblichen verbotenen “Zusammenkunft”!
#Einsatztraining der besonderen Art: heute besuchten die Damen&Herren der #ORF Krimiserie #SOKOLinz die echte #Polizei. Im Einsatztrainingszentrum Sattledt wurde gemeinsam geübt. Mit diesem Engagement sollte es eine erfolgreiche Staffel werden – alles Gute ?? pic.twitter.com/2nbkUEylWj
— Andreas Pilsl (@pilsl_a) April 21, 2021
Regelbruch von Fast-Innenminister kein Einzelfall
Auch politisch birgt die Sache einige Brisanz. Denn für einige Tage nach dem Ausscheiden von Herbert Kickl (FPÖ) aus dem Amt des Innenministers war Pilsl – der seine ersten bundespolitischen Erfahrungen im Kabinett des berüchtigten Ex-Innenministers Ernst Strasser (ÖVP) machte – als dessen Nachfolger im Innenressort im Gespräch. Es kam aber anders – und nun will Pilsl nach eigenen Angaben nur mehr ein kleiner und unwichtiger Gemeinderat der ÖVP in Grein sein…
Apropos Volkspartei: Während die Bundespartei und die türkise Regierungstruppe das Volk und den politischen Mitbewerber mit diesen Regeln gängelt bei Nichteinhaltung der Maßnahmen schikaniert, nimmt man diese selbst generell nicht so ernst. Wochenblick berichtete bereits darüber, dass Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), der Maskenverweigerer für “frivol” hält, diese selbst gerne ablegt, sobald keine Kamera mehr in der Nähe ist.
Ohne Maske und Abstand: Türkise Klausur im Innviertel
Auch sonst fielen Vertreter der Kurz-Partei immer wieder mit eigenwilligen Auslegungen der Regeln, mit denen sie das Volk zwangsbeglücken, auf – und zwar nicht nur in der Kantine des Parlaments. Gerade auf regionaler Ebene fallen Politiker der Volkspartei damit auf, auf die angeblich so wichtigen Regeln zu pfeifen. Ende März sorgte etwa in Schwaz in Tirol ein ÖVP-Gemeinderat für Aufregung, weil er an einer privaten Feier teilnahm.
Auch in Oberösterreich tauchen neuerlich pikante Bilder in diesem Zusammenhang auf. Diese stammen aus St. Roman im Bezirk Schärding – dem Heimatbezirk von ÖVP-Klubobmann August Wöginger. Dort versammelte sich die örtliche Volkspartei zu einer Klausur. Wohl in der Hoffnung, dass in der Provinz schon keiner so genau hinsehen wird, zeigte man sich in bester Fotolaune. Auch hier geschah dies, ohne Maskenpflicht oder Abstände einzuhalten.

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Auch Grüne nehmen es mit Regeln nicht genau
Die ÖVP als größere der beiden Regierungsparteien ist freilich nicht alleine mit der Missachtung der eigenen Regeln. Auch beim grünen Juniorpartner tauchen immer wieder Bilder auf, wie man die Maßnahmen-Treue schleifen lässt. Der grüne Bürgermeister von Innsbruck fiel gleich mehrfach damit auf.
Ebenfalls in Tirol sorgte eine gar fröhliche Zusammenkunft der Grünen im idyllischen Wipptal für Aufregung. Schon im Frühjahr des Vorjahres traf man sich zu einem Corona-Brunch, während man den Bürgern großspurig Vorschriften machte, wie man sich zu Ostern oder zu Muttertag zu treffen habe…
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