Für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist die Maske ein „Instrument der Freiheit“. Auch sonst zeigt sich der Bayer wortgewaltig und scheint sich für einen Posten in Berlin empfehlen zu wollen.
Ein Kommentar von Felix Nagel
„Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“ Dieses Karl Kraus zugeschriebene Zitat ist ziemlich passend für die derzeitige Situation. Vor dem Corona-Gipfel in Berlin, auf dem die Weichen für neue „blühende Landschaften“ gestellt werden sollten – natürlich erst, wenn das Corona-Gespenst, welches derzeit nicht nur in Europa sondern in der ganzen Welt umgeht, besiegt ist. Da vor derartig wichtigen Treffen Pressekonferenzen üblich sind, kam auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nicht umhin, eine solche abzuhalten.
Freiheit die ich meine?
Dabei versuchte Söder sein bayerisches Wahlvolk für den Kampf gegen Corona einzupeitschen. Die neue heilige Trias lautet daher fortan: „deutlich mehr Masken, deutlich weniger Alkohol, deutlich weniger Party“. Und damit auch jeder endlich begreift, welch großartigen Segnungen die Politik derzeit für ihre Bürger bereithält, klärte er das Wahlvolk auch über die Bedeutung des Mund-Nasen-Schutzes auf: „Die Maske ist ein Instrument der Freiheit“. Daher appelliere er auch für eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen und überall dort, wo Begegnungen stattfänden – und das überall in Deutschland. Söder kritisierte auch den Fleckerl-Teppich der Regelungen, die von Bundesland zu Bundesland verschieden seien und fände eine bundeseinheitliche Regelung besser – untypisch für einen Bayern, dem Zentralismus das Wort zu reden.
Beherbergungsverbot hätte Honecker stolz gemacht
Allgemein bediente sich Söder in letzter Zeit einer sehr bildhaften Sprache. „Wir müssen der Wahrheit ins Auge schauen, wir sind in einer sehr ernsten Lage“, erklärte er nach einer Sitzung seines Kabinetts in München. Allerdings ist die Sache noch nicht so ernst, wie es vielleicht scheint. Denn laut Söder ist es angesichts der Infektionszahlen erst „fünf vor zwölf“, richtig kritisch wird es, wie die Geschichte lehrt erst “fünf nach zwölf”. Damit es nicht soweit kommt, spricht sich der bayerische Ministerpräsident auch für ein Beherbergungsverbot aus, was praktisch einem Reiseverbot für Teile Deutschlands gleichkommt. Ein Reiseverbot innerhalb des Landes hätte sich nicht einmal Erich Honecker gewagt in der DDR durchzusetzen…