Oberösterreich: Corona-Krise zwingt zur Rückbesinnung

Sowohl Solidarität als Regionalität stehen wieder hoch im Kurs

Oberösterreich: Corona-Krise zwingt zur Rückbesinnung

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Mit der Welle der Solidarität, die Oberösterreich zur Zeit überrollen zu scheint, ist in der Bevölkerung auch eine Rückbesinnung auf die wahren Werte des Lebens und eine stärkere Hinwendung zur eigenen Heimat und zu regionalen Erzeugnissen zu beobachten.

Eine Reportage von Kurt Guggenbichler

Wo Schatten ist, ist auch Licht: Nachdem das Coronarvirus den hysterisch geführten Kampf der Linken um Durchsetzung ihrer Wohlstandsthemen wie Globalisierung, Gendern oder auch die Jagd auf Liederbücher und vermeintliche Nazis über Nacht zum Erliegen gebracht hat, beschäftigen sich die Menschen wieder mit den wirklichen und wesentlichen Dingen ihres Lebens und das ist zur Zeit die Bekämpfung der Corona-Seuche.
Diese nun wirkliche Gefahr für Leib und Leben scheint auch bei den Oberösterreichern nicht nur zu neuen Erkenntnissen geführt zu haben, sondern auch zu einem engeren Zusammenrücken und zu einer Renaissance der Solidarität, die das in den letzten Jahren stärker gewordene Auseinanderdriften der Gesellschaft sogar umkehren könnte.
Im Moment scheint es jedenfalls mehr Mutmacher als Miesmacher im Land zu geben und eine große Anzahl von Menschen bemüht sich tagtäglich unter Einsatz ihrer Gesundheit, die Notaggregate unseres mit halber Kraft fahrenden Staatsdampfers auf Kurs zu halten.

Helfen kostet Kraft

Dazu gehören nicht nur die Verkäuferinnen in den Supermärkten, die klaglos die leergeräumten Regale füllen, aber auch die Produzenten und Lieferanten von Waren, ferner die Tankwarte, Altenbetreuer, Straßenreiniger, Kindergärtnerinnen, Tierärzte, Müllentsorger, Postzusteller, Bahnbedienstete, Handwerker, Polizisten, Soldaten, Buschauffeure, Landwirte, Rettungskräfte, Krankenpfleger, Ärzte, Apotheker und die vielen anderen freiwilligen Helfer. Sie alle sind die wahren Helden dieser Krise, weil sie ihre körperliche Unversehrtheit riskieren, um Infizierten zu helfen und unsere Versorgung sicherzustellen, womit sie eine Massenpanik verhindern.
Dieser in allen Fällen kräftezehrende Einsatz geht auch nicht wenigen an die Substanz. Jutta Obermayer aus St. Florian, die im Spar-Markt von Ansfelden arbeitet, hat große Angst, sich mit dem Virus anzustecken. Trotz einer mittlerweile errichteten Glasscheibe an der Kasse arbeitet sie mit Mundmaske, obwohl man ihr sagte, dass dies nicht nötig sei.
Doch gegen die eigenen Ängste kommt man nur schwer an. Man weiß ja nicht, was man abends nach Hause schleppe, sagt die Verkäuferin, die auch zugibt, Tabletten zu nehmen, um die Krise bewältigen zu können. Daran vermag auch die steuerfreie „Gefahrenzulage“ der Supermarktketten für ihre Verkäuferinnen nicht viel zu ändern.

Umfeld ist wieder wichtig

„Diese spezielle, noch nie dagewesene Phase kann für viele Menschen eine besondere psychische Belastung darstellen“, bestätigt der Verband für Psychotherapeuten: Viele Situationen seien ungewohnt, Ängste und Sorgen können akut, beziehungsweise verstärkt werden, heißt es. Von solchen Ängsten scheinen zumindest die OÖ Landjugendgruppen zum Glück nicht geplagt zu sein, weil diese den Gemeindebewohnern in ihrem Umfeld nun verstärkt bei der Bewältigung ihres Alltags zur Hand gehen und hauptsächlich Besorgungen machen, wie Landesleiterin Theresia Neubauer erläutert. Der Appell ihres Landesleiterkollegen Daniel Aichinger-Biermair, in Krisenzeiten regional zu denken und einzukaufen, scheint auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Denn „bauernladen.at“, Österreichs größte Online-Plattform für hochwertige, regionale Produkte, verzeichnet eine Steigerung der Seitenzugriffe um 300 Prozent gegenüber der Woche vor Corona und die Bestellungen hätten sich mehr als verdoppelt, betont Geschäftsführer Markus Bauer.

Starker Zusammenhalt

„Ich bin heilfroh, dass ich schon lange Kunde bei bäuerlichen Zustelldiensten bin“, resümiert beispielsweise Wochenblick-Clubleiter Stefan Magnet: „Jetzt, wo die großen Supermärkte mit ihren Lieferdiensten keine neuen Bestellungen annehmen, liefern die Bauern verlässlich und frisch.“ Nach der Krise sollten die Konsumenten dieses Standbein für unser Land massiv stärken, appelliert er und die Politik sollte dieses Bestreben aktiv unterstützen. Auch die Tankstellen mit ihren Shops spielen als Nahversorger zur Zeit eine eminent wichtige Rolle, hört man unisono von Linzern und Welsern bei einem telefonischen Rundruf und alle sind dankbar für die Angebote in dieser Krisenzeit.
Gemeinsam können wir etwas bewegen, ist Nicole Sonnleitner, die Leiterin des Unabhängigen Lands-Freiwilligenzentrums (ULF) überzeugt und verweist auf ihr gut funktionierendes Nachbarschaftshilfeprojekt im Stadtteil Spallerhof, wo Einkäufe für die Bewohner gemacht werden. Innerhalb einer Woche hätten dort 20 Freiwillige 100 Botengänge erledigt.

Alkohol für die Gesundheit

Der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft sei unglaublich stark, lobt In-
frastrukturlandesrat Günther Steinkellner die für ihn typische Mentalität der Oberösterreicher. Als Zusammenhalter und echter Oberösterreicher erweist sich dieser Tage auch der Edelbrand-Hersteller Hans Reisetbauer aus Kirchberg-Thening, der den Apothekern unter die Arme greift. Diese stellen nämlich schon seit einiger Zeit selbst Desinfektionsmittel her, weil wegen der großen Nachfrage der Nachschub durch die großen Hersteller stockt. Als Reisetbauer davon hörte, war ihm seinen eigenen Worten zufolge sofort klar, „dass ich meine Produktionsanlagen in den Dienst der guten Sache stelle und ab sofort hochprozentigen Alkohol für Apotheken produziere.“ Das tut er nun „rund um die Uhr“ und darüber sei man auch sehr froh, betont Monika Aichberger, die Vizepräsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich.

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