Die Öffnungen werden der Bevölkerung von der Regierung als große Errungenschaft verkauft. Doch Kritiker bezeichnen die Lockerungen als Augenwischerei und fordern endlich eine Rückkehr zur alten Normalität und zu wirklicher Freiheit.
Dieser Tage feiert sich die Regierung selbst dafür, dass sie den Österreichern angeblich die Freiheit zurückgegeben hat. Dies wurde auch mit Hilfe der Medien wirksam inszeniert – sei es beim gemütlichen Regierungs-Mittagsessen im Schweizerhaus im Wiener Prater oder am Abend in der Wiener Staatsoper. Gestört wurde Idylle nur von Volkes Stimme, als dem Kanzler und seinen Paladinen beim Betreten des Mittagslokals Pfiffe und Buh-Rufe entgegenschallten. Auch die, seit langem jedem Österreicher eingängige Parole der Freiheitsdemos („Kurz muss weg“) war lautstark zu vernehmen. Wie dem Kanzler und seiner Entourage nach dieser unüberhörbaren „Watschen“ die Speisen mundeten, ist nicht bekannt, es zeigte sich jedoch, dass Teile der Bevölkerung nicht bereit sind, die „neue Normalität“ zu akzeptieren und als “Freiheit” anzuerkennen.
Das soll Freiheit sein?
Wenig überzeugt von den vollmundigen Ankündigungen der Bundesregierung bezüglich der geplanten Öffnungen zeigte sich der oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter und Obmann der FPÖ-OÖ, Manfred Haimbuchner. Dieser attestierte dem Bemühen der Regierung, das öffentliche Leben wieder zu normalisieren, schon im Vorfeld, dass es sich dabei nur um „einen reinen Überlebensreflex der verantwortlichen Politiker“ handelt.
Von der herbeigesehnten und notwendigen Freiheit seien die Schritte jedoch weit entfernt. Haimbuchner bezeichnete daher die „sogenannte Wiedergewährung minimaler Freiheiten“ auch als Farce, da diese mit mehr Auflagen als Freiheiten verbunden seien. Auch im grünen Pass sah der Landeshauptmann-Stellvertreter nur „ein weiteres Instrument, um den Impfzwang nach und nach durchzusetzen“ und in den „Lockerungsmaßnahmen lediglich eine gnädig gewährte Schein-Freiheit, eine von oben verordnete Freiheitsmogelpackung“.
Grüner Dilettantismus
Das Haimbuchner mit seiner Einschätzung leider recht behalten sollte, zeigte sich schon in der „Öffnungsverordnung“. In dieser verortet der freiheitliche Linzer Vizebürgermeister Markus Hein nämlich den „bereits bekannten Dilettantismus der Grünen“. Denn mit dieser wurde auch eine flächendeckende Speerstunde ab 22 Uhr eingeführt. Und wenn diese bestehen bleiben sollte, dürfte es für die Fußballbegeisterten Linzer noch eine herbe Enttäuschung geben.
Zwar versucht die Stadt Linz für die EM-Spiele auf der Donaulände ein „Public Viewing“ zu organisieren, aber da die Spiele in der Regel erst 20 Uhr 45 oder 21 Uhr beginnen, ist nach dem Absingen der Bundeshymne für viele Fans schon wieder Schluss und es wird Zeit nach Hause zu gehen, um nicht gegen die Sperrstunde zu verstoßen. Zumal bei 2 Metern Abstand und Maske im Gesicht vermutlich ohnehin keine wirkliche Begeisterung aufkommt.
Rückkehr zu echter Normalität statt Augenauswischerei
Daher sieht der Linzer Vizebürgermeister in den – von der Regierung zelebrierten Öffnungen – keine wirkliche Rückkehr zur Normalität. „Nach wie vor sind die Linzer dazu verpflichtet, ihre Gesundheit beweisen zu müssen, wenn sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen. Eine wirkliche Öffnung hat daher nicht stattgefunden“, so Hein, der weiter kritisiert, dass nur einigen Branchen die Wiederaufnahme ihres Betriebs unter starken Einschränkungen erlaubt wurde.
Für ihn sei daher der einzig richtige Weg, so schnell als möglich zur alten Normalität zurückzukehren, ohne Maßnahmen, so wie es andere Länder bereits vormachen. Aber auch der FPÖ-Tourismussprecher Gerald Hauser sieht die Öffnungen in Gastronomie und Hotellerie skeptisch und bezeichnet sie als Öffnungen „mit angezogener Handbremse“. FFP2-Maskenpflicht, Testpflicht und Registrierpflicht seien in Summe auch eher Verschärfungen als Lockerungen.
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