Es schien wie ein sensationeller Durchbruch bei der Erforschung, wie sich derart viele Personen infolge eines Trips nach Ischgl mit dem Coronavirus infizieren konnten. Die vermeintliche frühe Erkrankte stellte sich aber als Eingabefehler heraus.
Die AGES hatte den angeblichen Corona-Fall einer Schweizerin bereits am 5. Februar thematisiert, auch Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) korrigierte nicht. Viele heimische Medien – darunter auch der Wochenblick – berichteten in der Folge darüber. Gegen die Mittagszeit kam dann aber das Dementi aus Tirol: Es handle sich um einen Eintragungsfehler, deren Test war offenbar erst einen Monat später positiv.
AGES: Erster Fall trotzdem bereits im Februar
Wieso gerade der statistische Ausreißer nicht auffiel, sondern fälschlicherweise zum Gerüst für die Rekonstruktion wurde, ist derzeit noch unklar. Die AGES bleibt aber ungeachtet dessen bei ihrer Darstellung, wonach der erste Fall in Ischgl bereits im Februar auftrat. Dabei handle es sich um eine österreichische Kellnerin, deren Infektion sich auf den 8. Februar zurückverfolgen ließe.
Kritik an zögerlichem Anschober – der will Aufarbeitung
Unabhängig der Frage nach dem ersten Fall: Nach der peinlichen Panne versprach Anschober einmal mehr, in einem Bericht die “realen Fakten” herausarbeiten zu wollen. Dies dürfte auch in seinem persönlichen politischen Interesse sein – denn erste Vertreter der Opposition schießen sich bereits auf die Rolle des grünen Ministers ein.
So warf etwa FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz ihm am Donnerstag vor, einige Maßnahmen wie Grenzschließungen viel zu spät in Betracht zu ziehen. Tatsächlich übte sich Anschober lange in Beschwichtigungen über die Lage – Der Wochenblick berichtete darüber in der Printausgabe 09/20 vom 5. März.
Causa Ischgl wirft weiter Fragen auf
Nachdem es sich beim Fall am Anfang des Febers um einen mutmaßlichen Fehler handelt, bleiben aber auch direkt in der Causa Ischgl viele Fragen offen – und zwar nicht nur wegen der AGES-Darstellung. So berichteten britische Medien nämlich einst, dass der englische Patient null sich bereits im Jänner in Ischgl angesteckt hätte. Auch hatten die am 5. März nach Island zurückkehrenden Urlauber bereits offensichtliche Symptome – bei einer Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen.
Auch lässt der Umstand, dass die Infektionen auch in Oberösterreich und der Steiermark explodierten, darauf schließen, dass das Virus jedenfalls bereits im Feber im Ort kursierte. Die beiden Bundesländer gehörten zur dritten Tranche der Semesterferien von 17. bis 22. Februar. Viele frühe Fälle in unserem Bundesland führten ihre eigene Ansteckung auf einen Urlaub in Nord- oder Südtirol zurück – für die Reisen wurde ihnen teils zuvor von Behörden hochoffiziell grünes Licht erteilt.