Corona hat vielen Händlern stark zugesetzt. Vor allem Geschäfte in Ortszentren und Innenstadtlagen sind betroffen. Viele könnten zum Jahreswechsel für immer schließen.
Die Innenstädte werden sich nach Corona deutlich verändert haben. Viele Ladenlokale werden leerstehen, auch alte Traditionsbetriebe werden die Pandemie nicht überstehen. Der stark wachsende Onlinehandel machte vielen Geschäften schon vorher das Leben schwer, aber seit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen, wie Lockdowns und Hygieneregeln, blieben noch mehr Menschen fern.
Dies könnte zu einer bisher nie dagewesenen Pleitewelle führen, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt. Zudem laufen – falls sie nicht noch verlängert werden – auch die Befreiungen zur Insolvenzantragspflicht aus. Daher sei nach dem Jahreswechsel von „einer schlagartig höheren Insolvenzrate auszugehen“, so der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Stefan Genth gegenüber Medien.
Verödete Innenstädte, 50.000 Geschäfte geschlossen
Bei geschätzten Umsatzrückgängen von rund 40 Milliarden Euro für den Handel in diesem Jahr, rechnet der HDE damit, dass ungefähr 50.000 mittelständische Einzelhändler ihre Geschäfte für immer schließen müssen. Dies betrifft auch vor allem den „innenstadt-relevanten Handel“, dem ein „historischer Umsatzrückgang“ droht, wie Genth warnt. Dies gelte etwa für „Textil-, Schuh-, Spielwaren- oder den Schmuckfachhandel“. Dort seien viele Unternehmen in „ihrer Existenz gefährdet“. Das der Handelsverband in diesem Jahr dennoch mit einem Umsatzplus von 1,5 Prozent rechnet, hilft vielen Händlern nicht.
So legt zwar der Onlinehandel rund 14,8 Prozent zu und auch Baumärkte, Lebensmittel-Händler oder Fahrrad-Läden können deutliche Umsatz-Zuwächse verbuchten, aber etwa im Bekleidungshandel sind die Umsätze um gut ein Drittel zurückgegangen. Zudem ist der HDE auch skeptisch, dass sich der stationäre Einzelhandel nach der Pandemie wieder erholen und sein Vorkrisenniveau erreichen kann. Derzeit sehe es eher danach aus, dass der Einkauf im Internet nachhaltig gestärkt wurde, so Genth.
Trotz Krise bisher weniger Firmenpleiten
Das die Insolvenzzahlen für 2020 nicht stimmig sind, zeigen auch die aktuellen Zahlen. Trotz Krise gab es bisher nur 16.300 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Das sind 13,4 Prozent weniger als im Vorjahr und zugleich der niedrigste Wert seit Einführung der Insolvenzordnung 1999. Allerdings haben Experten schon mehrfach betont, dass durch die Befreiung von der Insolvenzantragspflicht und auch durch zahlreiche Hilfspakete der Bundesregierung zu einer Entkoppelung von Insolvenzgeschehen und gesamtwirtschaftlicher Entwicklung gekommen sei. Dies könne sich ab dem Auslaufen der Befreiungen und der staatlichen Hilfen schnell ändern.