Moskau impft seit letzter Woche die erste Zielgruppe mit dem Covid-19-Serum der Eigenmarke „Sputnik V“ und schockte die künftigen Impflinge gleich zum Auftakt: zwei Wochen vor und 40 Tage nach der Impfung soll kein Alkohol konsumiert werden. So lange braucht der Impfstoff, um wirksam zu werden – und Alkohol beeinträchtigt die Immunaktivität. Ob sich die Russen daran halten, steht in den Sternen.
Zusätzlich: Maske, Abstand, Kontakte meiden
Die Impfungen sind in Russland freiwillig und werden in den kommenden Wochen im ganzen Land stattfinden. Der Vektor-Impfstoff „Sputnik V“ wird in zwei Tranchen im Abstand von drei Wochen verabreicht. Laut Gesundheitsbehörden dient die Alkohol-Abstinenz dazu, den Körper auf die Impfung vorzubereiten. Die russische Vize-Premierministerin Tatiana Golikova zählte weitere Vorsichtsmaßnahmen auf, die zu befolgen sind: überfüllte Orte meiden, Gesichtsmasken tragen, Kontakte minimieren und keine Medikamente, die das Funktionieren des Immunsystems vermindern.
Hälfte der Russen ungeeignet
Der Direktor des Gamaley-Zentrums für Epidemiologie, wo „Sputnik V“ entwickelt wurde, ist nicht ganz so rigid: man solle sich keinesfalls betrinken, da Alkohol die Funktion des Immunsystems negativ beeinflusse. Ein Glas Sekt schade niemandem, ein Glas Wodka schon. Für viele Russen ist diese Forderung schlicht unmöglich. Gerade zu den Feiertagen prosten sie sich gerne zu – viele glauben zudem (auch dank entsprechender Berichte), dass Wodka das Immunsystem stärke. In den sozialen Medien ging es rund: „Jesus Christus fastete 40 Tage, und von uns verlangen sie 42 Tage“, schrieb ein User. Ein anderer Nutzer meinte: „….damit ist die Hälfte des Landes nicht für die Impfung geeignet“.
Auch Briten trinken gerne: Impfungen obsolet?
In Großbritannien, wo bereits mit den Massenimpfungen begonnen wurde, stieg seit dem Lockdown der Alkohol-Konsum deutlich an. Das könnte möglicherweise die Wirkung der mRNA-Impfung von BioNTECH-Pfizer dämpfen. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die britische Gesundheitsbehörde (NHS) bestätigen, dass ein langfristiger Alkoholkonsum die Immunaktivität beeinträchtigen kann. Bezüglich der Wirkung von Alkohol auf eine Covid-19-Infektion gibt es keine verlässlichen Aussagen.