Statistik und Ängste: Wie Daten für Politik missbraucht werden

Das große Spiel mit den Zahlen

Statistik und Ängste: Wie Daten für Politik missbraucht werden

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Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, lautet ein geflügeltes Wort, welches unbewiesenermaßen zumeist dem ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill zugeschrieben wird. Nun muß nicht sofort überall eine Fälschung vorliegen, oft genügt schon eine „schlampige“ Verwendung von Zahlen – ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt – um Ergebnisse wirkungsvoll zu verfälschen.

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, soll daher schon Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin, häufig gesagt haben. Und häufig schadet es auch nicht, einmal nachzuprüfen, was einem täglich an Zahlen präsentiert wird.

Haslauers Panikmache

Mitte Oktober des vergangenen Jahres, kaum war über der Gemeinde Kuchl die gelbe Flagge gehisst und der Ort unter Seuchenquarantäne gestellt worden, sorgte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer für die nächsten Horrormeldungen. Geradezu dramatisch seien die Situationen auf den Intensivstationen seines Bundeslandes: Die Zahl der Patienten habe sich verfünffacht. Nun kann man dieser Feststellung nicht den Wahrheitsgehalt absprechen, allerdings war sie deutlich überdramatisiert und sollte wohl dem weiteren Schüren von Ängsten in der Bevölkerung dienen. Denn tatsächlich war die Zahl der Corona-Patienten auf den Salzburger Intensivstationen von einem auf fünf angestiegen – Panik war also nicht unbedingt angebracht.

Zahlen ohne Verhältnis

Ebenso umstritten und auch ungenau ist das starre Festhalten der Politik an der Sieben-Tage-Inzidenz. Diese wird als Richtlinie für Geschäftsschließungen, Schulschließungen, Sperrstunden, Kontaktbeschränkungen etc. hergenommen. Dabei ist sie nur bedingt aussagekräftig. So hat beispielsweise Wien 1,897 Millionen Einwohner. Bei 1864 Neuinfektionen bedeutet dies eine Sieben-Tage-Inzidenz von rund 98 (1864*100.000/1,897.000). Dieses Ergebnis ist jedoch mit den Zahlen aus dem Frühjahr nicht vergleichbar, solange man sie nicht in das Verhältnis mit den durchgeführten Tests bringt. Denn je mehr Tests durchgeführt werden, desto mehr positive Ergebnisse wird man auch erhalten. Daher müsste man auch die Anzahl der positiven Tests durch die Anzahl der durchgeführten Tests teilen, um die Entwicklung der Zahlen beurteilen zu können. Zudem werden mittlerweile nicht mehr nur gefährdete Bevölkerungsgruppen und medizinisches Personal getestet, sondern die breite Bevölkerung mit Massentests überzogen. Das erklärt dann auch, wieso etwa mehr Fälle in jüngeren Altersgruppen auftauchen. Immerhin spricht ja schon Christian Drosten seit geraumer Zeit davon, dass im Sommer hunderttausende jüngere Menschen an Corona erkranken werden…

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