Das Schlepperwesen hat neue Wege gefunden um Migranten nach Italien zu bringen. Besonders Sizilien und Lampedusa sind betroffen.
Der Süden Italiens leidet trotz der Corona-Krise wieder zunehmend unter der Ankunft illegaler Migranten aus Afrika. Laut des italienischen Innenministeriums hat sich die Zahl der Ankünfte in Italien im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Der Staatsanwalt Luigi Patronaggio, der für den Süden Italiens verantwortlich ist – und der als Anti-Mafia-Anwalt von sich reden machte – sieht als Grund für den stärkeren Andrang eine Verschiebung der Migrationsrouten.
Statt aus Libyen nun aus Tunesien
Kamen sonst die meisten Illegalen über Routen aus Libyen, sind es nun kriminelle Organisationen aus Tunesien, die die Überfahrten organisieren. Und diese arbeiten laut Patronaggio äußerst effektiv und sind in der Lage innerhalb kürzester Zeit mehrere tausend Menschen nach Europa zu bringen. Aber auch die Technik der Schlepperei hat sich angepaßt. Setzte man früher die Migranten einfach in Schlauchboote, denen auf See alsbald die Luft ausging, werden nun Fischerboote genutzt. „In Tunesien werden diese Migranten von tunesischen Subjekten in die Hand genommen, die sehr gut umgehen können mit Fischerbooten. Weil sie meist selbst früher Fischer waren, die es gewohnt sind, von Sfax oder Monastir nach Sizilien oder Lampedusa zu fahren“, so Patronaggio. Das Problem dabei ist, dass die Fischerboote kaum auffallen und von Flugzeugen der Küstenwache, der Finanzpolizei oder von Frontex nicht leicht zu identifizieren sind. An abgelegenen Stränden würde dann die „Menschenfracht“ abgeladen.
Vermehrt Kriminelle unter den Neuankömmlingen
Und eine weitere Auffälligkeit gibt es derzeit laut Patronaggio. Rund 20 bis 30 Prozent der Tunesier, die derzeit über die neue Route nach Italien kommen sind bereits alte Bekannte. Zumeist hätten sie Vorstrafen wegen Drogen- oder Eigentumsdelikten. Zudem seien auch Personen wegen illegaler Wiedereinreise verhaftet worden, da sie schon einmal aus Italien abgeschoben worden sind.