Die Intensivstationen sind ausgelastet, heißt es wieder, die Stationen seien voll und leere Intensivbetten gibt es nicht mehr. Viele Österreicher dürften aufgrund dieser Meldungen in den Medien ein Déjà-vu haben. Schon 2020 wurde um die Intensivbetten-Kapazität gestritten und sie musste als Grund für Lockdowns und andere härtere Corona-Maßnahmen herhalten.
„Intensivbetten: 75 Prozent ausgelastet“, titelte etwa der ORF, um dann im Text mitzuteilen, dass es sich dabei um die Zahl der „Corona-Intensivbetten“ im Burgenland handelt – belegt mit 19 Personen. Mittlerweile befinden sich laut AGES (Stand: 27. März) 20 Personen im Burgenland auf der Intensivstation, bei noch 7 verbleibenden Betten aus dem extra reservierten Corona-Kontingent. Inzwischen ist die Zahl auf 25 Intensivpatienten angestiegen – verfügbare Betten im Kontingent noch zwei. Laut der Prognose Fallentwicklung COVID-19, gaben am 27. März, also vor ziemlich genau einem Jahr, die Bundesländer ihre Bettenkapazitäten an. Im Burgenland waren dies 1.568 Betten und 66 Intensivbetten in allen Krankenanstalten, wobei von den Intensivbetten 13 als frei ausgewiesen wurden. Österreichweit wurden damals gemeldet: 43.475 Betten (frei 21.682) und 2.159 Intensivbetten (frei 1.071). Wobei die Zählungen ungenau sind, da die einzelnen Bundesländer unterschiedlich melden.
Streit um die Betten
Aufgrund dieser unterschiedlichen Meldungen variiert die Zahl der zur Verfügung stehenden Intensivbetten jedoch. Laut AGES sind derzeit österreichweit 508 Betten mit Corona-Patienten belegt, 457 sind noch frei. Das entspricht einer durchschnittlichen Auslastung von 52,6 Prozent der Betten auf Intensivstationen, die für Corona-Patienten reserviert sind. Da in Österreich rund 1.000 Intensivbetten aus Corona-Gründen freigehalten werden – insgesamt gibt es zwischen 2.100 und 2.600 Intensivbetten – sind also höchstens 25 bis 30 Prozent der Gesamtkapazität von Corona-Patienten beansprucht. Auf den Normalstationen befinden sich derzeit 1.651 Corona-Patienten, weitere 3.829 Betten sind freigehalten – eine Auslastung von 30,1 Prozent im Corona-Kontingent – und knapp 4 Prozent, legt man die Zahl von 43.475 Normalbetten zugrunde.
Planlosigkeit der Regierung
Seitdem ist ein Jahr vergangen. Und um den Oster-Lockdown in den östlichen Bundesländern zu rechtfertigen, bemüht Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wieder das Gesundheitssystem. Für die freiheitliche Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch Zeichen der Planlosigkeit der Regierung. „Wenn der grüne ‚Gesundheitsminister‘ in einer Aussendung behauptet, dass er unsere Intensivstationen der Krankenhäuser ‚schützen‘ will und damit seine Oster-Pseudomaßnahmen argumentiert, dann ist das ein blanker Hohn gegenüber unserer Bevölkerung. Vielleicht sollte Anschober einmal mit seinem Kanzler Kurz sprechen, der vor kurzem noch behauptete, dass Lockdowns eh nicht mehr wirken“, so Belakowitsch.
Magische Grenzen im Gesundheitssystem
Zumal die Regierung für Zahlen auch kein glückliches Händchen hat. Nicht nur Finanzminister Blümel, der neben seinem Laptop auch mal eine Null im Budget vergisst, auch Anschober und Kurz haben so ihre Probleme. Denn am 26. Oktober 2020 verkündete der Kanzler die magische Grenze von 6.000 Infektionen pro Tag, dann müsse wieder heruntergefahren werden und ein Lockdown kommen, bevor das Gesundheitssystem kollabiere. In den letzten 24 Stunden waren es 2.679 neue positiv getestete Fälle.
Sparen im Gesundheitswesen
„Laut Statistik Austria verfügen wir in öffentlichen Spitälern über 2.600 systemisierte Intensivbetten. Wenn man nun bedenkt, dass die Corona-Krise nun schon über ein Jahr andauert, keine Maßnahme der ÖVP und Grünen eine Verbesserung der Situation gebracht hat, wäre davon auszugehen, dass diese ‚Regierung des systematischen Versagens‘ zumindest in die nötigen Infrastrukturen investiert hätte“, kritisiert Belakowitsch die Regierung. Denn offenbar war es in der schlimmsten Pandemie aller Zeiten sogar vertretbar im Gesundheitssystem 310 Millionen Euro bei den Krankenhäusern einzusparen.
Normalerweise hohe Auslastung
Dabei ist die Auslastung auf Intensivstationen eigentlich immer hoch, da es sich sonst kostenmäßig nicht rechnet. Im Oktober des letzten Jahres erklärte Klaus Markstaller, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie in einer Pressekonferenz der Bundesregierung, dass normalerweise immer zwischen 90 und 95 Prozent aller Intensivbetten in den Spitälern dauerhaft belegt seien. Zudem kamen Krankenhäuser auch in den vergangenen Jahren an ihre Kapazitätsgrenzen und mussten teilweise Gangbetten einsetzen. Fraglich ist jedoch, was die Regierung das vergangene Jahr gemacht hat – außer Werbung für sich – denn eine Aufstockung der Ressourcen und Mittel zur Bekämpfung der Pandemie kann es nicht gewesen sein, sonst würde man nicht schon wieder Ängste vor dem Kollabieren des Gesundheitssystems schüren müssen.