Am Montag hatte das Bundesland Oberösterreich erstmals mehr Infizierte Coronavirus-Fälle als das schwer gebeutelte Tirol. Wann kommt die Quarantäne?
Hätte die ÖVP die Ausbreitung verhindern können?
Gastbeitrag von Stefan Magnet
Beschwichtigungen sorgten für Empörung
Ich bin Journalist. Zugegeben, einer der unbequemsten. Ein „böser“, für alternative Medien schreibender Journalist, der sich nicht an die „politisch-korrekten“ Sprachregelungen hält. Aus Prinzip nicht. Aber ich unterhalte mich auch mit Kollegen der Mainstream-Medien, denn viele von ihnen kenne ich von früher. Und ich finde es immer interessant, wie viele dieser Journalisten die Lage abseits der Kameras und Redaktionsstuben wirklich sehen. Also ohne Maulkorb, ohne Sprechverbot. Wirklich – persönlich und menschlich. Und als der erste Corona-Infizierte Mann in Oberösterreich auftauchte, hörte man von diesen Journalisten „off records“ vernichtende Urteile gegenüber der Politik der ÖVP. „Vertuschen wollen sie es“ – „Den Deckel draufhalten solange es irgendwie geht, unverantwortlich“ – „Das wird ihnen noch so um die Ohren fliegen“ – „Erschreckend, wie planlos diese Typen sind“.
Zu lange „genau beobachtet“?
Als Anfang März klar wurde, dass das Virus um Oberösterreich keinen Bogen machen würde, hörte man aus den Büros von Gesundheitsreferentin Christine Haberlander und Landeshauptmann Thomas Stelzer einige Zeit nichts. Zumindest nichts Handfestes. Bei Pressekonferenzen und auf Journalisten-Anrufe reagierte man genervt und verwies auf die kompetente Arbeit der Bundesregierung. Verwies auf die Handlungsanweisungen aus Wien. Und natürlich: Händewaschen nicht vergessen!
Das war die Zeit, als Gesundheitsminister Rudolf Anschober, ein alter Freund der oberösterreichischen ÖVP übrigens, davon phantasierte, „schneller wie der Virus denken“ zu wollen. Und wo die Bundes-ÖVP damit glänzte „genau zu beobachten“ – was alle, auch wir Journalisten taten, aber eben nur die zuständige Politik in der Lage gewesen wäre, tatsächlich zu handeln.

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ÖVP OÖ: „Es gibt keine Krise“
Eine Woche, bevor der erste Fall in Oberösterreich bekannt wurde, teilte dem „Wochenblick“ das Büro von Gesundheitsreferentin Christine Haberlander noch mit: Es gibt keine Krise. Daher gäbe es auch keinen Krisenstab!
Das wiederum war zu einer Zeit, als man in den Städten schon nervös war, denn dort verließ man sich auf die Anweisungen vom Land. Und das Land wartete, was aus Wien kommen würde. Ich sprach mit unzähligen betroffenen Personen: Polizisten, Feuerwehrleuten, Politikern auf Gemeinde- und Stadtebene und neuerdings auch mit vielen Bürgermeistern, die massiv verärgert sind, weil sie nicht einmal erfahren dürfen, wie viele Erkrankte sie in der eigenen Gemeinde haben.
Jetzt zusammenhelfen, dann aufarbeiten
In Tirol hat die ÖVP ein massives Problem, wird ihr dort angelastet, in der Corona-Ischgl-Krise versagt oder gar vertuscht zu haben. In Oberösterreich wollen wir nicht so weit gehen. Fest steht: Jedem Laien war klar, dass Oberösterreich sich hätte besser vorbereiten müssen. Es gab Fälle in Tirol und es gab Fälle in Wien. Dazwischen liegt Oberösterreich und auch wenn wir mit christlichen Schutzpatronen gesegnet sind, war absehbar, dass uns diese Krise treffen würde.
Vor der Haustüre fährt die Polizei und bittet mit Lautsprecherdurchsagen die Menschen daheim zu bleiben. Unheimlich… Jetzt ist sie da, die Krise. Und sie wird noch wesentlich schlimmer. Ob sie vermeidbar gewesen wäre? Das wird man aufarbeiten müssen. Jetzt müssen erstmals alle zusammen helfen, daheim bleiben, sich schützen, das Beste aus der Lage machen.