Die Bibel ist, sieht man von Priestern, Theologen, Quellenforschern oder Linguisten ab, nicht mehr als ein Buch, in dem man täglich liest. Nach wie vor ist es freilich guter Brauch, in die Konversation Zitate aus der „Heiligen Schrift“ einfließen zu lassen. Und doch ist des Christengottes Wort das weltweit am meisten aufgelegte und übersetzte Schriftstück.
Nun ist eine neue, wichtige Ausgabe erschienen, nämlich die neue deutsche Einheitsübersetzung*) dieser Schriftquelle des Christentums. Noch dazu zu einem sehr günstigen Preis. Anlass genug, das Werk für die Privat-Bibliothek zu erwerben und sich vielleicht wieder mehr mit ihm zu beschäftigen.
14 Jahre für die Übersetzung
Das 2. Vatikanische Konzil (1962 – 1965), das ja die Verwendung der jeweiligen Landessprache für die Texte der Heiligen Schrift propagierte, war Anlass für die Erstellung einer neuen deutschen Einheitsübersetzung, die 1979 abgeschlossen war. Dieses Werk wurde ab 2006 einer Revision unterzogen, an der ein großes Team von Wissenschaftern und Übersetzern mitarbeitete. Nach zehn Jahren konnte die penible Arbeit abgeschlossen werden.
Fortsetzung des Luther-Weges
Damit wurde der Weg des Reformators Martin Luther fortgesetzt, der 1521 das Neue und 1534 das Alte Testament aus dem Griechischen bzw. aus dem Aramäischen und Hebräischen ins Deutsche übersetzt hatte. Schon 382 hatte der hl. Hieronymus im Auftrag von Papst Damasus den Wildwuchs der zahlreichen lateinischen Versionen einer gründlichen Revision unterzogen und ein Werk geschaffen, das als „Vulgata (=die Verbreitete)“ in die Geschichte einging.
Moderne Sprache vorgesehen
Schon zwischen 250 v. Chr. und 100 n. Chr. war die gesamte, ursprünglich hebräische Bibel für die Juden Ägyptens und des Mittelmeerraumes in ihr Koine-Griechisch übersetzt worden. Angeblich soll diese Arbeit in siebzig Tagen von siebzig (genau 72) Männern erledigt worden sein. Deshalb bekam diese Ausgabe den Namen „die Übersetzung der Siebzig“ (Kurzform: „Septuaginta“).
Die aktuelle Bibel-Revision hat den Text in erster Linie dem neuen Sprachgebrauch angepasst. Im erklärenden Anhang heißt es dazu: „Manches, was die Sprache einer Zeit ausmacht, behält seine Berechtigung darüber hinaus. Anderes, allzu Zeitbedingtes, wirkt hingegen nur noch störend. Wo sich daher bestimmte Wendungen der bisherigen Einheitsübersetzung nicht mehr halten ließen, wurden sie dem gegenwärtigen Sprachgebrauch und Sprachempfinden angeglichen. Die angestrebte Sprachebene blieb dagegen weiterhin die gehobene Gegenwartssprache.“
Gender-Mainstreaming hält in der Bibel Einzug
In diesem Zusammenhang sei noch zum Einfluss der „Gender-Sprache“ in der neuen Ausgabe aus dem Anhang zitiert: Außerdem musste an Stellen, wo eine Maskulinform Menschen beiderlei Geschlechts bezeichnet, eine sachgemäße Wiedergabe gefunden werden. Im besonderen fällt dies bei der griechischen Anrede „adelphoi“ („Brüder“) in den Apostelbriefen ins Gewicht. Daher übersetzt die Revision, wo Männer und Frauen gleichermaßen Ziel der direkten Anrede sind, „adelphoi“ sinngerecht mit „Brüder und Schwestern“. An den anderen Stellen blieb es aus Gründen des Textflusses bei der einfachen Wiedergabe mit „Brüder“.
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