Besuch im Kaiserjägermuseum in Innsbruck. Die „Wochenblick“-Lesergruppe freute sich darauf. Insbesondere, weil man dem Freiheitskämpfer Andreas Hofer in Tirol halt sehr nahe ist und mehr über Hintergründe und den Anführer der Tiroler Aufstandsbewegung erfahren wollte.
Ein Beitrag von Kornelia Kirchweger
Was man dort dann vorfand und an Erläuterungen von der Museumsführerin hörte, war mehr als eigenwillig.
„Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum“ ist die offizielle Bezeichnung für das Museumsensemble auf dem schönen Bergisel mit herrlichem Blick über die Stadt Innsbruck und ins Gebirge.
Erläuterungen fehlten
Das Regimentsmuseum der Tiroler Kaiserjäger ist unterirdisch mit dem modernen Gebäudetrakt des TIROL PANORAMA verbunden. Dorthin gingen wir also, mit großen Erwartungen und fanden Ungewöhnliches vor: Auf drei Stockwerken Wände voller Bilder, Darstellungen von ehrwürdig wirkenden Personen in Uniform, Bilder von Landschaften, Kampfhandlungen, Regimentern; Ausstellungsstücke – Uniformen, unbekannte Waffengattungen, in Vitrinen aufgelegte Orden und Schriftstücke, große Menschenskulpturen.
Doch eines fehlte: die Beschreibung zu den Exponaten. Wer ist auf dem Bild, welche Kampfhandlungen sind abgebildet, welche Uniform und welcher Orden ist das, könnte eine Waffe sein – oder? Und wen verkörpert diese oder jene Skulptur.
Beschreibungen lenken ab
Was weltweit in jedem Museum selbstverständlich ist, findet man in Innsbruck störend. Die Museumsführerin dazu: das sei heute so üblich. Man (Professoren der Universität Innsbruck) sei zu der Erkenntnis gekommen, dass Beschreibungen vom Kunstwerk ablenken.
Es gebe separate Hefte dazu, mit Erläuterungen zu den Objekten. Aha… Eigentlich würde eine Beschreibung eher zum Kunstwerk hinlenken, wagte man zu entgegnen. Sie beharrte: es handle sich hier eigentlich um eine Kunstausstellung. Tatsächlich? Die Ausstellung sei aber den Kaiserjägern gewidmet, oder? Ja, natürlich – man könne sich aber gerne bei der Museumsführung beschweren.
Abartige Äußerungen über Hofer
Interessantes erfuhr man von der Museumsführerin über Andreas Hofer: Er werde manchmal als „freundlicher Herr“ abgebildet, dem man durchaus seine Kinder anvertrauen würde. In der Heldenpose wirke er hingegen sehr aggressiv, das würde Kinder abschrecken. Erstaunte Blicke.
Und weiter: na ja, der Freiheitskampf sei ja eigentlich kein Freiheitskampf gewesen, denn – was für eine Freiheit denn… Oder zur Darstellung einer Kriegsszene des Malers Albin Egger-Lienz: Selbst das österreichische Bundesheer sei erschrocken gewesen, ob der Aggressivität, die dieses Bild ausstrahle.
Kritik am großen Egger-Lienz
Und man solle Krieg doch nicht verherrlichen. Ein pikantes Detail sei noch am Rande erwähnt, nämlich eine übermannsgroße Holzskulptur, mit Nägeln beschlagen, Blume am Hut – ganz offensichtlich ein Kaiserjäger.
Ausnahmsweise mit Beschreibung: „Blumenteufel“. Die sichtlich verunsicherte Museumsführerin auf Nachfrage: so wurde er von den Feinden genannt. Natürlich sei das ein Kaiserjäger. Natürlich…
Auf der Webseite des Museums heißt es übrigens: Das TIROL PANORAMA mit Kaiserjägermuseum nimmt den „Mythos Tirol“ in all seiner Widersprüchlichkeit und Faszination untere die Lupe.
Und ich dachte immer, nur Wien sei anders….