Weingartenhüter als Saisonarbeiter

Weingartenhüter als Saisonarbeiter

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In den Monaten  September und Oktober ist in einigen Bundesländern, vor allem in Niederösterreich, im Burgenland, in der Steiermark  und in Wien wieder die Weinlese im Gange. Da und dort haben sich auch in Oberösterreich (Hobby-) Winzer dem Weinbau verschrieben.

Die meisten Trauben besaßen und besitzen aber oö. Stifte und Klöster, aber nicht im eigenen Bundesland, sondern vor allem in der Wachau. Noch heute bezeugen die Namen von „Lesehöfen” („Kremsmünsterer”- oder „Mondseerhof”) diese Besitzverhältnisse.

Traubendiebe waren einst ein Problem

Da die Rieden und Terrassenlagen durchwegs nicht eingezäunt sind, war es seit jeher das Bestreben der Hauer, während der Lesezeit ihren Ertrag zu sichern und diesen nicht durch Traubendiebe schmälern zu lassen. Die Problemlösung hat einen Namen in der Person des Weingartenhüters. Diese einstige Berufsgilde, deren Tätigkeit nicht einmal auf ein Vierteljahr beschränkt ist, hat schon eine lange Vergangenheit. Heutzutage leben die Hüter in volkskundlichen Erinnerungen weiter, einige Weinbauorte haben sie wieder installiert, wenn auch nur aus Gründen der Brauchtumspflege, aber ohne exekutive Gewalt.

Tradition seit dem Mittelalter

Schon aus dem Jahre 1340 ist die Wahl eines „hueters” durch die Winzer vom Kremser Weinzierlberg überliefert. 1394 ist das Aufstellen eines Hüterbaumes in Weißenkirchen (Wachau) bezeugt, 1655 ließ der Eggenburger Rat bei Gauderndorf eine Hüterstange ausstecken. Seit dem 17. Jahrhundert war es üblich, dass die Hüter vor allem aus den Reihen der Hauerburschen kamen. Großteils erst im 18. Jahrhundert wurden die ersten genauen Hüterordnungen mit Rechten und Pflichten, Entlohnung (in Form von Geld und Naturalien wie Essen, Wein und Trauben) sowie Strafen für die Traubendiebe fixiert.

Kunst und Sagen rund um die Traubenhüter

Biedermeiermaler haben so manche Szene aus dem Hüter- und Hauerleben fixiert, die alten Hüterhütten, in denen die Bewacher während ihrer Dienstzeit wohnten, sind heute noch in manchen Weingärten zu sehen. Und die Werkzeuge wie Hüterhackln, -stecken oder -peitschen („Hiatergoassln”) sowie Hüterhörner bewahren heutzutage vor allem die Heimatmuseen auf.
Der Weinviertler Mundartdichter Lois Schiferl hat eine historische Sage mit dem Titel „Der Weinbeerdieb” verfasst, die einen lebhaften Einblick ins Hüterleben anno dazumal vermittelt. Die Erzählung beginnt mit einem Dialog zwischen dem Hüter und einem Dieb, der behauptet, er habe Durst und dürfe sich laut Berggesetz als Reisender im Weinberg laben. „Bloß die leeren Stengel müssen sie unter die Rebstöcke legen.”

Selbst der Kaiser wurde beim Trauben-Diebstahl erwischt

Die Szene spitzt sich nun für den Dieb zu: Der Hüter trieb den Widerspenstigen … schreiend und prügelschwingend ein. Dem Marktrichter schildert er Vorkommnis und Gebaren des Ertappten, fluchend und voll Eifer. „Wer bist ‘nn, Diabsluider?” begann der Richter das Verhör. „Ich bin der Kaiser …” Augenblicke darnach bog eine schöne Karosse um die Ecke. Vornehm gekleidete Herren sprangen erregt heraus. Der Marktrichter war bleich geworden. Der Hüter sah sich ratlos um, verspürte Übelkeit, und vor seinen Augen tanzte alles.
„Keine Angst”, sagte Josef II, „wer so treu seine Pflicht erfüllt, den hindert auch ein Kaiser nicht!”

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