Die Geschichte der Martinigans ist echt spannend

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Letzte Woche am 11. November war der Martinitag, der gleich mehrere Festivitäten in sich vereint: Die Laternenumzüge der Kinder, die Weintaufe, den Faschingsbeginn und natürlich das Ganslessen, das aber ohnehin schon seit Anfang November auf den Speisekarten der Lokale ausgewiesen ist.

Beginnen wir also beim heiligen Martin von Tours (316 – 397), dem in Sabaria (Szombathely/Steinamanger) geborenen Sohn eines römischen Tribunen. Er war schon mit 15 Jahren Soldat, ließ sich mit 18 Jahren taufen, widmete sich fortan eifrig der christlichen Mission und gründete zahlreiche Klöster. Seine asketische Strenge, Gerechtigkeit und Wundertätigkeit verhalfen ihm zu hohem Ansehen, sodass er 371 zum Bischof von Tours gewählt wurde.

Die Gänse mussten ihr Geschnatter büßen

Diese Würde, ja Bürde war aber gar nicht in seinem Sinne, sodass er sich versteckte, aber vom schnatternden Gänsen verraten wurde und das Amt doch annehmen musste. Das Federvieh musste seine Geschwätzigkeit büßen, indem es zum Abschluss des bäuerlichen Wirtschaftsjahres als Festmahl („Martinigansl“) auf den Tisch kommt.

Der früh domestizierte Vogel hatte im Altertum seit jeher eine vielseitige mythologische Bedeutung. So hatte man in Ägypten die Vorstellung von einer Urgans, von der das Weltenei stammte. Im Land am Nil sowie in China galt die Gans als Vermittlerin zwischen Himmel und Erde.

Nicht nur in die Speisekarten – auch im Wörterbuch sind die Vögel zu finden

Schlagen wir das Österreichische Wörterbuch auf, gibt es beim Stichwort „Gans“ mehrere Einträge. So heißen zum Beispiel die An- und Ausführungszeichen auch „Gänsefüßchen“, zudem erblüht das schwimmende Federvieh im „Gänseblümchen“, mit 14 Wildarten ist in Mitteleuropa die „Gänsekresse“ aus der Familie der Kreuzblütler vertreten, die eine beliebte Zierpflanze in Steingärten ist.

Und marschiert in einer Gruppe einer hinter dem anderen, sind allesamt im Gänsemarsch unterwegs. Schlagen wir schlussendlich noch das Zitatenlexikon auf, erfahren wir aus Freidanks Werksammlung “Bescheidenheit” (um 1200): „Das Meer noch niemals größer ward, weil eine Gans das Wasser spart.“ Und wenn jetzt die Temperaturen absinken, müssen wir trachten, keine „Gänsehaut“ zu kriegen.

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