In der aktuellen Ausgabe (4/2019) erhalten die Leser der deutschen Zeitschrift „Illu der Frau“ in der Rubrik „Gesundheit & fit“ Tipps zu „Wie versorge ich eine Stichwunde?“. Die begleitende Dachzeile informiert über den Grund der Berichterstattung: „Immer mehr Messer-Attacken“.
Die besagte Frauenzeitschrift wird mit dem freundlichen und soliden Werbeslogan: „…da lacht das Leben“ vorgestellt. Damit das auch so bleibt, bekommen die Leserinnen anscheinend Hinweise, wie man denn eine Stichwunde versorgen könne.
“Immer mehr Messer-Attacken”
Die inszenierte Abbildung im Artikel zeigt eine schlanke Frau im Minirock mit Handtasche am hellen Tag irgendwo in einer Stadt unterwegs. Währenddessen nähert sich von hinten ein Mann in Schwarz mit einem gezückten langen Messer in der Hand bis auf wenige Meter an sie heran. Die Bildunterschrift: „Wichtig, bevor Sie erste Hilfe leisten, vergewissern Sie sich, dass der oder die Täter verschwunden sind, Ihre eigene Sicherheit hat Priorität.“ Man kann nun sagen, dass so eine Berichterstattung äußerst ungewöhnlich ist. Die Macher der Zeitschrift trauen sich etwas.
“Falsche” Darstellung
Die Warnung entspricht insofern der Tatsache, dass es auf jeden Fall eine Zunahme von Messerangriffen geben soll, die passenden Statistiken fehlen dazu leider. Das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) teilte mit, dass es noch mehrere Jahre dauern würde, bis es verwertbare Informationen gäbe. Wollte die „Illu der Frau“ nicht noch länger warten und gab deswegen ihren Leserinnen Tipps zu Erstversorgungsmaßnahmen bei Stichverletzungen? Darf und soll so ein Thema in einer Billig-Zeitschrift in der reißerischen Aufmachung erscheinen? Der Verleger der „Illu“ Jörg Scharffetter bittet zu verstehen, das Bild sei extrem ungünstig gewählt. Außerdem bittet er, den Artikel noch einmal zu lesen, da die Tendenz, welche das Foto impliziert (Messerangriff mit Tötungsabsicht auf Minirockfrau), so überhaupt nicht dargestellt werden würde.
Keine Befürchtungen für Mitarbeiter
Für Scharffetter sollte es allgemein nur um einen Bericht über Unfälle mit Messern im Haus gehen. Diese Version wäre jedoch deutlich weniger aufmerksamkeitsstark gewesen. Das falsch verwendete Foto sei leider durch die Qualitätskontrolle gerutscht und die dünnbesetzte Osterredaktion hätte ebenfalls dazu beigetragen, dass es schiefging. Der Mitarbeiter hätte jedenfalls „nichts zu befürchten“, denn „Fehler können passieren“, erklärte Scharffetter den Vorfall.