Zugegeben: So wie der frühere steirische und stellvertretende Landespolizeidirektor Alexander Gaisch seinen Untergebenen am Telefon abgekanzelt hat, nur weil dieser den Namen seines Vorgesetzten nicht kannte, ist gewiss nicht der feine steirische Brauch. Der Mann hätte sich mit seiner Funktion auch anders bemerkbar machen können.
Ein Kommentar von Kurt Guggenbichler
Strafversetzung
Als Strafe für seinen rüden Umgangston wurde Gaisch versetzt und mit einer anderen Funktion betraut. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere aber ist, dass ein bereits ein Jahr im Dienst befindlicher Polizist, den Namen des Vizepolizeichefs eigentlich schon kennen sollte, auch wenn der Grazer Rechtsanwalt Andreas Kleinbichler meint, dass es nicht zur Dienstpflicht eines Polizeibeamten gehöre, seinen Vorgesetzten per Namen und Charge zu kennen.
Vorgesetzte sollte man kennen
Das mag dienstrechtlich vielleicht so sein, auch wenn es mir unverständlich ist, weil zumindest zu meiner Zeit beim Bundesheer noch jeder Rekrut nicht nur den Namen und Dienstgrad seiner unmittelbaren Vorgesetzten auf Kompanieebene herbeten musste, sondern auch den Namen und Rang des jeweiligen Bataillonskommandeurs und nicht zuletzt auch den Namen des Verteidigungsministers.
Schwieriges Unterfangen
Allein an der Stimme erkennen muss man diese Leute aber nicht. Auch während meiner Dienstzeit beim Gardebataillon hatte ich eines Tages den Verteidigungsminister Georg Prader am Telefon, was eigentlich von jedermann hätte behauptet werden können. Um nicht auf einen Schlawiner hereinzufallen, bat ich um seine Telefonnummer für einen Rückruf. Diese Möglichkeit hätte auch der steirische Polizeibeamte gehabt. Bei Gaisch ist freilich fraglich, ob er dieses Sicherheitsspielchen auch ohne sich zu erregen, goutiert hätte.
Porträt im Klassenzimmer
Für seinen Untergebenen wäre es jedenfalls zweifellos hilfreich und auch notwendig gewesen, den Namen des stellvertretenden Polizeichefs zu kennen. Schließlich wird auch jedem ABC-Schützen schon beigebracht, wer der Mann ist, der als Porträt in seinem Klassenzimmer die Wand schmückt.