Adieu, du schönes Welser Stadtwappen! Mit der vom Stadtsenat initiierten, von der Bevölkerung abgesegneten und in diesen Tagen auch schon begonnenen Umrüstung des städtischen Erkennungssymbols auf die neue bunte W-Marke, wird das althergebrachte Stadtemblem bis spätestens 2020 völlig aus dem Stadtbild verschwunden sein.
Schon jetzt sind Abbildungen des herkömmlichen Stadtwappens in Wels eine Rarität, wie dieser Lokalaugenschein zeigt.
Das Stadtwappen mit der stilisierten Burg vor blauem Hintergrund, der grünen Wasserwelle und dem rot-weiß-roten Bindenschild zwischen den Türmen kennt fast jeder. Es hat viele Welser von der Geburt bis zum Tod begleitet.
Regenbogenfarben ersetzen altes Erkennungssymbol
Dieses Wappen war nicht nur auf allen wichtigen Dokumenten des Magistrats präsent, sondern schmückte – wenn auch oft nur in einer schlichten schwarz-weiß-Version – auch andere amtliche Schreiben, städtische Uniformen und Dienstfahrzeuge. Von diesen wird das angeblich altbackene und zu statisch wirkende, alte Welser Erkennungssymbol nun sukzessive entfernt und durch ein viel dynamischeres und regenbogenfarbenes „W“ ersetzt, das Tatkraft, Lebenslust und Herzlichkeit vermitteln soll.
Geöffnete Tore waren nicht einladend genug
Beim Anblick dieses Zeichens, das die Marketingfachleute Markenbotschafter nennen, solle sich jeder Betrachter sofort angenehm vereinnahmt und willkommen geheißen fühlen. Dies könnte man freilich auch bei Betrachtung des historischen Wappens empfinden, weil dort das Eingangstor der Burg geöffnet dargestellt ist, deutlich gemacht durch das hochgezogene Fallgitter. Doch nach Expertenmeinung suggeriere das bunte „W“ einen noch stärkeren Willkommenseffekt, der signalisiere: Wels – eine nach allen Seiten hin weit offene Stadt.
Stadtwappen schon fast verschwunden
Ganz entsorgt wird das alte Wappen zwar nicht, weil es bereits seit 1295 zur Welser Geschichte gehört. In diesem Jahr wurde es erstmals erwähnt. Zu sehen war es erst später auf einer Urkunde vom 12. Mai 1427. Daher werden auch nicht wenige Frauen und Männer die Liquidierung des alten Symbols aus dem Stadtbild bedauern. Schon jetzt muss man unglaublich lange suchen, um das Stadtwappen noch irgendwo entdecken zu können.
Die Modernisierung vertreibt das traditionelle Design
Als barocker Fensterschmuck über dem Rathauseingang ist es in gemauerter Form noch präsent und in einer etwas moderneren Art gewahrt man gleich zwei dieser Wappen nach Betreten des Magistratsgebäudes, wo sie eine Glastür schmücken. Beim Näherkommen schiebt sich diese Tür wie von Geisterhand bewegt zur Seite, so dass auch die beiden Wappen aus dem Blickfeld des Betrachters verschwinden – das hat irgendwie Symbolcharakter. Etwas häufiger bekommt man das alte „Burgwappen“ auch noch durch ältere Stadt- und Werbefahnen zu Gesicht.
Nachtwächterhut wird wohl nicht betroffen sein
Am Eingangstor des Volksgartens muss man freilich schon zweimal hinschauen, um das darauf befindliche, symbolisierte Stadtwappen noch erkennen zu können und auch am Eingang des Stadtarchivs erinnert ein ehemaliges Straßenauslegerschild an das heraldische Emblem. Das Wappen findet sich im Übrigen auch noch als Kokarde auf dem Hut des touristischen Stadtnachtwächters und soll dort – wie zu hören ist – dem neuen „W“ nicht Platz machen müssen.
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