Mit der morgen erscheinenden „Wochenblick“-Ausgabe 13/17 (6.4.2017) startet unsere neue Serie „Des san wir“, bei der Oberösterreichs Menschen, Orte und das Brauchtum im Zentrum stehen. Die Heimat wieder erleben und erspüren lernen: In ihren unverwechselbaren Landschaften, der heimischen Tierwelt aber auch im kultur- und werteschaffenden Handwerk. Begleiten Sie unsere Redakteurin Elsa Mittmannsgruber auf ihren Streifzügen der besonderen Art!
Was macht unsere Kultur aus? Die Frage teilt die Gesellschaft in mehrere Lager.
Was macht uns aus?
Der eine starrt bei der Frage achselzuckend ins Leere, während er bei McDonalds seinen zweiten Burger bestellt. Der andere redet von einer Welt ohne Unterschiede und Grenzen, in der wir alle gleich sind. Die dritte erzählt mit einem Strahlen im Gesicht von Familie, Werten, Musik, Tanz, Almwirtschaft, Brauchtum, Sagen und Märchen, Dichtkunst und Tracht.
Das alles nämlich macht Kultur aus und wir haben wahrlich genug davon in jedem Winkel unseres wunderschönen Österreichs.
Warum wollen wir wieder zurück?
Sogar ein einfaches „Grias di!“ beim Wandern ist Teil unserer Kultur, welches ja oft schon zum Leidwesen vieler eingefleischter Bergsteiger durch ein liebloses „Hallo“ ersetzt wird. Kurz gesagt: Wir sind mehr als eine Bier-trinkende, gierige, Hühner-fressende Meute, wie es im umjubelten Film „Das Fest des Huhnes“ von Walter Wippersberg dargestellt wird. Unsere Wurzeln sind zum Teil nur verschüttet und warten darauf, wieder entdeckt zu werden. Und das ist auch die derzeitige Entwicklung: Rückbesinnung.
Doch warum wollen wir zurück? Warum wecken Filme wie „Herr der Ringe“ quer durch alle Altersschichten tiefe Sehnsüchte? Warum begeben sich so viele auf sogenannte „Selbstfindungs-Trips“ und Abenteuerurlaube, bei denen sie sich wieder spüren und zum Ursprung finden? Die Antwort geben wichtige Schlagwörter in der Soziologie wie Individualismus, Entfremdung, Entwurzelung, Globalisierung (Kapitalismus), Kosmopolitismus und Multikulturalismus. Von Norbert Elias über Karl Marx bis Herbert Marcuse und Ulrich Beck thematisierte eine Vielzahl von Soziologen diese Phänomene, die überwiegend mit der Industrialisierung ihren Anfang nahmen.
Verloren in einer fremden globalisierten Welt
Von der Familie bis zum Nationalstaat zerbrechen soziale Verbände. Beziehungen und Konsumgüter sind schnell austauschbar. Die globale, technologisierte und fremdgelenkte Produktionskette entfremdet von der eigenen Erwerbsarbeit. Sämtliche gesellschaftliche Grenzen und Richtlinien verschwimmen. Es gibt kein Geschlecht, keine Kultur, keine Verantwortung. Alles ist ein einziger Schmelztiegel und der entwurzelte Einzelne ist mit scheinbar unendlichen Entscheidungsmöglichkeiten konfrontiert. Diese vermeintliche Freiheit mündet in Überforderung, die ihn letztendlich wieder zu einem willenlosen, leicht lenkbaren Vollzugsgehilfen globaler Marionettenspieler macht.
All diese Entwicklungen nagen tief an des Menschen Seele – denn sie widersprechen unserer Natur. Der Mensch ist ein Herdentier, ein Naturwesen und ein Schöpfer. Deshalb faszinieren uns auch die wilde Tierwelt, die freie Natur sowie Heimwerken, Basteleien und alte Handwerkskünste. Deshalb brauchen wir Gruppen. Nach Norbert Elias versuchen sich Menschen heute überwiegend über ein „Ich“ zu identifizieren. Ohne ein „Wir“ ist eine Identität aber nicht möglich und ein Individuum auch nicht überlebensfähig.
Wir brauchen Wurzeln, Werte und Traditionen
Wir brauchen Familie, Geselligkeit, das Gefühl dazuzugehören, Wurzeln, Werte und Traditionen. Anstatt sich in Ersatzgruppen auf Facebook oder Ersatzobjekte wie Drogen zu stürzen, bietet der althergebrachte Weg eine heilende Alternative. Die Rückbesinnung auf unsere kulturellen Güter, unsere Brauchtümer, unsere heimische Tier- und Naturvielfalt und unser gemeinsames Wertesystem stärkt die Gemeinschaft und den Zusammenhalt im Kleinen wie im Großen. Und es stärkt in weiterer Folge auch den einzelnen Menschen. Dieses Verständnis ist es, welches östliche Kulturen den westlichen oft voraus haben.
In der neuen „Wochenblick“-Serie „Des san wir“ lassen wir unsere alten Handwerkskünste, Sehnsüchte, Werte, ursprünglichen Lebensweisen, Brauchtümer sowie Geschichts- und Kulturgüter wieder aufleben. Wir zeigen, dass es in Österreich noch ein Leben abseits der technologisierten, globalisierten und entfremdeten Welt gibt. Damit möchten wir einen Beitrag leisten, unsere Kultur zu wahren und wieder zu stärken. Wir freuen uns auch über Vorschläge unserer Leser zu Orten, Themen oder Personen, die einen Platz in unserer Serie verdient haben.
Die „Des san wir“-Serie finden Sie jeweils in unserer wöchentlich erscheinenden Druckausgabe, die hier GRATIS und UNVERBINDLICH bestellt werden kann.
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