Das Stadt-Archiv wie auch die Museen sind das Gedächtnis der Stadt Wels. Dort sind die Antworten auf die Fragen ihrer Entwicklung zu finden. Ihr Werdegang von der Römerstadt, zur Bauern-, Messe- und Einkaufsstadt hat Ursachen und Gründe, nach denen man schon seit einiger Zeit gezielt forscht und sucht. Deren Erkenntnisse werden sorgsam für die Nachwelt bewahrt.
Ein Bericht von Chefredakteur Kurt Guggenbichler
Was ist Geschichte? Geschichte ist unsere Vergangenheit. Wer sie nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten, sagte der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl. Aus diesem Grund versucht jedes Land und jede Stadt sich seiner Geschichte zu erinnern und diese auch für die Nachwelt zu bewahren.
Museen und Stadtarchive
Die Stadt Wels zum Beispiel hat eine lange und bewegte Geschichte, die man bis in die Römerzeit zurückverfolgen kann. Dementsprechend umfangreich sind ihre Schätze aus der Vergangenheit wie Gebäude und Gegenstände für die ganz alte – sowie zusätzlich Bilder, Fotos, Briefe, alte Zeitungen und Dokumente für die neuere Zeit.
Die gegenständlichen Dinge verwahrt man in den Museen, wo sie nicht nur gelagert, sondern auch gezeigt werden, die schriftlichen Hinterlassenschaften finden sich im Stadtarchiv, wo der Interessierte meist persönlich Einsicht nehmen muss, wenn er etwas bestimmtes nachschauen oder herausfinden möchte.
Engagiertes Mitarbeiter-Quartett
Im Welser Stadtarchiv hilft beim Suchen gern ein engagiertes Mitarbeiter-Quartett, das viele Ereignisse der Welser Geschichte auch im Kopf parat hat und von daher nicht wegen jeder kleinen Information in die Tiefen des Herminenhofs hinabsteigen muss, wo in drei großen unterirdischen Depoträumen wertvolle Schriften lagern.
Man sei eben das Gedächtnis der Stadt, betont daher nicht von ungefähr Stadtarchivar Michael Kitzmantel auch für seine Kollegen Karin Bachschweller, Klaus Sturmbauer und Anita Wurm.
Viele Urkunden
Sie kümmern sich um die Erhaltung von 1.034 historischen Urkunden, 3.900 Bet-Briefen, 4.700 Handschriften und 3.400 Akten-Schachteln mit Inhalten aus den Jahren von 1400 bis 1939. Das so genannte 1.000-jährige Reich, die NS-Zeit in Wels, hat es nur auf 288 Akten-Schachteln gebracht, in denen 75 Handschriften-Bände lagern.
Dazu gibt es im Herminenhof noch zahlreiche Sonderbestände wie die Archive der früher selbständigen Gemeinden Lichtenegg, Pernau und Puchberg, die erst 1938 beziehungsweise 1939 zu Wels kamen. Außerdem finden sich in den Kellerräumen noch jede Menge Dokumente und Schriftverkehre vom Welser Volksfest und der Messe, von der Welser Lokalbahngesellschaft, vom Ortsschulrat, von der Musikschule, von diversen Vereinen und Firmen sowie Theaterzettel, Partezettel, Zeitungen und Zeitschriften, Privatnachlässe und Plansammlungen.
Überblick ist wichtig
Da muss man im Kopf schon ziemlich fit sein, um die Übersicht zu behalten, auch wenn alles genau schriftlich aufgezeichnet und bezeichnet ist. Besonders stolz sind Kitzmantel und seine Kollegen auf die Urkunde, mit der die Erteilung des Wochenmarkt-Privilegs durch König Friedrich III. überliefert ist. Sie stammt aus dem Jahr 1328 und ist die älteste Urkunde im Stadt-Archiv.
Die wertvollste Urkunde ist jedoch die „Pancharte“, verliehen von Kaiser Rudolf II. am 27. März 1582. Darin werden den Welsern sämtliche „Handfesten, Rechte und Gnaden“ bestätigt und damit das Ganze auch äußerlich was hermacht, hängt auch das große Reichssiegel aus rotem Wachs in einer Silberschale dran.
Wechselnde Quartiere
Das Gros der Dokumente des Stadtarchivs beginnt im 15. Jahrhundert und geht herauf in die heutige Zeit. Damals war das Stadtarchiv noch im Rathaus untergebracht, wenn auch noch nicht so akribisch sortiert wie heute. Erst der Stadtschreiber Martin Stängl brachte nach einem Beschluss des Stadtrates am 24. September 1576 etwas Ordnung in die Papiere-Sammlung, die erst im Bauernkriegsjahr 1626 wieder in Unordnung geriet: Aus diesem Unruhejahr fehlen die Ratsprotokolle, diese dürften von den Aufständischen entwendet worden sein.
Im Laufe seiner langen Geschichte ist das Stadtarchiv schon mehrere Male umgezogen, dürfte nun aber mit dem Herminenhof eine dauerhaftere Heimat gefunden haben. Davor war das Archiv im Haus Stadtplatz 56 untergebracht und an das alte Hinweisschild, das viele Jahre vor dem Hauseingang hing, werden sich gewiss noch viele Welser gut erinnern.