Heimatkunde in Kalenderform
Für seine Leser war dieser “Geschäfts- und Unterhaltungskalender für Stadt und Land” nicht nur Chronist, sondern auch Unterhalter: Mit Geschichten von Johann Peter Hebel (“Der Gewinn ist hin”), Leopold von Sacher-Masoch (“Am Lagerfeuer”), Abraham A Santa Clara (“Strafpredigten”) oder auch von Adalbert Stifter findet sich im Kalender auch lyrischer und epischer Lesestoff.
Den statistisch-dokumentarischen Teil des Jahreswerks bilden das “Gewerbeverzeichnis der
Stadt STeyr”, das nach Straßen geordnete “Häuser-Verzeichnis” sowie der “Chronik für Steyr-Stadt und die angrenzenden Gerichtsbezirke” um nur einige Kapitel zu nennen. Diese für die Zeit vom 1. August 1960 bis 30. Juni 1961 erstellte Chronik beim dokumentiert wie sich die Wertigkeiten verschoben haben, auch wenn ales schon eimal da gewesen ist: In einer Meldung vom 2. April 1961 aus Molln ist zu lesen, dass am Fuße der östlichen Zinkensteilwand Adelheid Rittensdorfer beim Blumenpflücken tödlich abgestürzt ist. Die Frau hatte sich mit dem Verkauf von Berg-und Wiesenblumen auf dem Markt ihre kärgliche Rente aufgebessert. Am 13. Mai wurde aus Gaflenz berichtet, dass ein 13-jähriger Schüler im Bereich der Ortschaft Neudorf beim Maiglöckchen-Pflücken über eine 40 Meter hohe Felswand stürzte , einen Schädelbasisbruch erlitt und während des Transportes ins Spital starb.
Blättert man sich durch den Kalender, wird man bei den Anzeigen wohl oft überlegen, wie lange es diese und jene Firma nicht mehr gibt. 1961 waren die Listen von Friseuren, Gaststätten, Lebensmittelhandlungen, Schneidern oder Schuhmachern noch ungleich länger als heute. Doch umkehrbar ist nichts mehr, aber ein Hauch von Nostalgie wird angesichts des im Bücherregal wohlbehüteten Zeitweisers wohl erlaubt sein…
von Walter Höferl
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