Der Rückgang der Straftaten am Linzer Bahnhof um 20 Prozent ist längt kein Grund zum Feiern: Der genauere Blick zeigt im Zeitraum Jahresbeginn bis Mitte Oktober 917 Delikte.
Ein Bericht von Georg M. Hofbauer
Es gibt zwar einen Rückgang der Straftaten um 20 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, die absoluten Zahlen machen die Situation am Brennpunkt Bahnhof deutlich: Fast zwei (angezeigte) Gewalttaten pro Woche und drei Delikte am Tag.
Problemstelle „Kärntner Auge“
Stadt Linz, ÖBB und Polizei präsentierten jetzt ein Maßnahmenpaket, das dafür sorgen soll, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu heben. Dazu zählen 95 Überwachungskameras, der Umbau des sogenannten Kärntner Auges, wo es immer wieder zu Eskalationen gekommen ist.

Hier will man das Verweilen der vorwiegend aus männlichen Asylwerbern und Asylberechtigten bestehenden Personengruppen verhindern. Eigenartig: Obwohl die ÖBB-Hausordnung am Bahnhof ein Alkoholverbot ohnehin vorsieht, stellt sich der Linzer Bürgermeister erneut dagegen. Er meint, es komme dadurch lediglich zu einer Verlagerung von Problemen und spricht sich „gegen ein Herumschieben von Randgruppen“ aus.
Hausordnung auf Arabisch, Farsi und Englisch
Einen weiteren Eckpfeiler des nunmehr angekündigten Maßnahmenpakets sollen übersetzte Folder mit der ÖBB-Hausordnung darstellen mit dem Titel „Gemeinsam sicher“. Gespannt darf man sein, ob die nun auch auf Farsi, Arabisch und Englisch erhältliche Broschüre kulturelle „Missverständnisse“ ausräumen wird können.

Ebenfalls mit nur „mäßiger Spannung“ erwarten Insider eine Befragung der Problemgruppen, die den gesamten Oktober über am Bahnhofsareal durchgeführt wurde. Sechs Caritas-Mitarbeiter waren täglich drei Stunden unterwegs, um sich nach den Beweggründen für das „Abhängen“ am Bahnhof zu erkundigen.
ÖBB gab Studie in Auftrag
Auftraggeber der Studie sei die ÖBB, deshalb konnte man bei der Caritas über die Kosten, den Verlauf oder das Zwischenergebnis keine Angaben machen.
Lediglich die Zahl der Befragten für die „Studie“ konnte von der Caritas erfragt werden: Ungefähr 100 Personen. Das sind umgerechnet knapp fünfeinhalb Stunden für eine Befragung. Vielleicht sollte man unter diesen Bedingungen doch auf das Ergebnis gespannt sein…