Weithin sichtbar thront das Linzer Schloss über der Innenstadt. Seinem schlichten Erscheinungsbild mag man die historische Bedeutung nicht auf den ersten Blick anmerken, tatsächlich kann das Schloss aber auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken.
Ein Gastbeitrag von Dr. Siegfried Pichl
Die erste urkundliche Erwähnung einer befestigten Anlage am Schlossberg stammt aus dem Jahr 799, in derselben Schenkungsurkunde Karls des Großen, in der auch die Martinskirche erstmals genannt wird.
Friedrichstor
Das darin erwähnte castrum dürfte wohl eine Wallanlage gewesen sein, von der heute nichts mehr erhalten ist. Der älteste Teil der heutigen Anlage ist auf Umbauten und Erweiterungen durch Kaiser Friedrich III. zurückzuführen, der seine letzten Lebensjahre in Linz verbrachte und 1493 im Schloss verstarb. Aus dieser Zeit stammt noch die Befestigungsanlage mit ihren trutzigen Mauern und Bastionen, sowie das bekannte Friedrichstor mit Schießscharten und Pechnase.
Am Wappenstein über dem Torbogen ist der Doppeladler des Römisch-Deutschen Reiches angebracht, flankiert vom Monogramm des Kaisers und dem österreichischen Bindenschild.
Fast hundert Jahre später, nachdem bereits ein einsturzgefährdeter Turm abgebrochen werden musste, entschied sich der kunstsinnige Kaiser Rudolf II. zu einem Neubau – dem heute noch großteils erhaltenen Renaissancebau.
Neubau unter Rudolf II.
Die ehemals vierflügelige, geschlossene Anlage erhebt sich weithin sichtbar über Linz, an den Bauherrn Kaiser Rudolf erinnert das große östliche Granitportal, das durch eine schmale Auffahrtsrampe (heute Hofgasse) mit der Innenstadt verbunden ist. Über dem Portal finden wir wieder das Kaiserwappen, darüber die Habsburger Hauskrone. Am Portalsturz erinnert eine Inschrift an Rudolf II.
Die Fertigstellung der Schlossanlage wird mit 1614 datiert, die der Kapelle mit 1630/31. Im Jahr 1672 wurde der Brunnen im Schlosshof durch Martino und Domenico Carlone erneuert. Rudolf II. sollte das Schloss niemals bewohnen, dessen Neubau fast 200 Jahre unbeschadet überstand, während die österreichischen Herrscher in Wien residierten und das Linzer Schloss weitgehend unbeachtet blieb.
1800: Verheerender Brand
Während der Napoleonischen Kriege wurde in seinen Räumen ein Militärlazarett eingerichtet, wo am 15. August 1800 ein Brand ausbrach, der nicht nur den Westflügel und einen Teil des Quertraktes mit der Schlosskapelle zerstörte, sondern – das Feuer wurde über einen hölzernen Verbindungsgang in die Altstadt getragen – auch einen Teil der Linzer Innenstadt in Schutt und Asche legte. Nach der Instandsetzung der erhalten gebliebenen Teile wurde das Schloss als Kaserne genutzt, nach dem Zweiten Weltkrieg diente es unter anderem als Gendarmerieposten und Flüchtlingslager.
Viel hätte nicht gefehlt, und das Linzer Schloss hätte aufgrund seines desolaten Zustandes das Schicksal der in den 1960er-Jahren abgerissenen historischen Wollzeugfabrik geteilt. Die Rettung erfolgte durch die Widmung als Museum, das heute als Teil der Oberösterreichischen Landesmuseen eine bedeutende Sammlung kunst- und kulturgeschichtlicher Objekte aufzuweisen hat. Der abgekommene Südflügel wurde in den Jahren 2006-2009 durch eine moderne Glas-Stahl-Konstruktion ersetzt, und das Museum um den naturwissenschaftlichen Sammlungsbereich erweitert.