„Super!“ Die junge Frau ist begeistert. Soeben hat sie ihren Rundgang durch das privat betriebene Polizei- und Militärmuseum in Lohnsburg beendet und schwärmt: „Eine wirklich sehenswerte Ausstellung.“ In Oberösterreich ist diese Militaria-Schau jedenfalls einzigartig.
Situiert ist diese wirklich sehenswerte Exposition im Gebäude des Kirchenwirts in Lohnsburg. Der Eintritt ist frei, Spenden werden jedoch dankend entgegengenommen und zum weiteren Ausbau der Sammlung verwendet.
„Ich bin erstaunt über die große Zahl der Ausstellungsstücke und wie gut diese aufbereitet sind“, betont die Besucherin. Sie gibt zu, dass sie ein Faible für Uniformen hat. Daher hat sie sich für diesen Museumsbesuch stilgerecht in Camouflage gewandet, um den Rundgang noch authentischer erleben zu können. Vor allem die 150 Uniformkappen- und Mützen haben es der Frau angetan.
„So eine große Auswahl hätte ich nicht vermutet“, bemerkt sie anerkennend.

Bescheidener Anfang
Museumsbetreiber Andreas Weißenböck hört das gern und kann es oft selbst nicht glauben, was aus den kleinen Anfängen seiner Sammlung geworden ist. Alles begann damit, dass sein Vater vor 23 Jahren eine alte Uniform angeschleppt hat.
Er hatte das Stück auf einem Flohmarkt gekauft. Aber wohin damit? Das Haus war schon bis unters Dach vollgestellt mit Bierdeckeln, Bierkapseln, Münzen, Briefmarken, Modellautos und anderem Kram. Denn beide Männer sind leidenschaftliche Sammler und haben im Laufe der Zeit schon einiges zusammengetragen.
Geheimtipp
Was mittlerweile daraus entstanden ist, kann sich sehen lassen – im wahrsten Sinn des Wortes. Im Polizei- und Militärmuseum in Lohnsburg, das in einem alten Saal beim Kirchenwirt untergebracht und immer noch so eine Art Geheimtipp ist, präsentieren sich auf 100 Quadratmetern dichtgedrängt mehr als 1000 Ausstellungsobjekte: Uniformen, Mützen, Kappen, Waffen; Ausweise, Dokumente, Helme, Orden, ein altes Polizeimotorrad und diverse Schilder – alles Gaben von Bundesheer- und/oder Polizei-Angehörigen, auch vom Zoll.
Militaria aus dem 2. Weltkrieg ist ebenfalls ausgestellt, zudem werden – an insgesamt 75 Schaufensterpuppen schön drapiert – Uniformen ausländischer Armeen gezeigt: von Russen, von Amerikanern und von der ehemaligen DDR-Volksarmee. Woher die erste Uniform seiner Sammlung kam, weiß Andreas Weißenböck noch ganz genau und wird ihm auch stets in Erinnerung bleiben – aus Waldzell. Es war der Dienstanzug des dortigen Gendarmerie-Postenkommandanten Heinrich Schymonski.

Sammlermentalität
„Es ist seine erste Inspektor-Jacke gewesen, mit der er in Wien Dienst gemacht hat.“ Von da an wuchs die Sammlung stetig. „Wir kauften und tauschten alles, was irgendwie Uniform war“, erläutert der Museumsbetreiber und dieses „wir“ schließt seinen Vater, einen ehemaligen Versicherungsinspektor, ein. Denn auch der hatte im Laufe der Zeit Feuer gefangen und unterstützt die Sammlerleidenschaft seines Sohnes nach Kräften.
Die Bundesheer-Uniform von Engelbert Lagler, der von 1994 bis 2001 Generalleutnant und Kommandant des II. Korps war, davor einmal auch Kommandant des Rieder Panzergrenadierbataillons 13, ist im Museum ebenfalls ausgestellt. Diese hat Lagler den beiden Sammlern gern überlassen.
Durch Vater Weißenböcks Kontakte zu Bundesheerangehörigen, Polizeibeamten und zu Gendarmen sowie zu Antiquitäten- und Antikhändlern waren die ersten zehn Uniformen schnell beisammen und dann ging es Schlag auf Schlag. Brieflich wurden von Andreas Weißenböck die Militärattachés rund um den Globus um Abzeichen oder Orden angefragt und auf Reisen erbettelte er sich auch in diversen Polizeistationen Mützen oder andere Uniformteile. Jüngste Errungenschaft ist die Dienstbekleidung des einst in die Schlagzeilen geratenen, hochrangigen Wiener Polizeibeamten Ernst Geiger.

Fast schon zu klein
Gestapelt wurde das anfängliche Uniformaufkommen zunächst in den privaten vier Wänden, die aber sehr schnell zu klein wurden. Als Weißenböck schließlich noch in Bausch und Bogen eine große Sammlung erwerben konnte, drohte das Heim aus allen Nähten zu platzen – also musste möglichst schnell ein eigener Ausstellungsraum her. Woher aber nehmen?
Durch Hilfe des Lohnsburger Bürgermeisters übersiedelte die Sammlung zunächst einmal ins Heimathaus, bis auch dort der Platz zu klein wurde und diese in den Saal zum Kirchenwirt wechselte, dem heutigen Museum. Georg Feitzinger, der Gasthausbesitzer, hat Andreas 2009 einen Saal zur Gratisnutzung angeboten. Aber auch dort ist die Kapazitätsgrenze mittlerweile erreicht. „Was wir brauchen würden, wäre ein Raum von 200 Quadratmetern“ sinniert Weißenböck, „um wirklich alles schön zeigen zu können, was wir haben.“ Das, was jetzt schon gezeigt wird, ist aber nicht minder beeindruckend.
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