Seichtes, Unterhaltsames, Gewichtiges, Schauriges und Spektakuläres wurde in Oberösterreich schon verfilmt – und stets war es eine gute und letztlich unbezahlbare Werbung für unser Bundesland.
Ein Beitrag von Chefredakteur Kurt Guggenbichler
„Das isses!“ Mit einem Anflug von Ergriffenheit steht eine Frau in den besten Jahren, der Aussprache nach zu urteilen eine Deutsche, am Beginn der hölzernen Brücke, über die sie – wie auch andere Besucher – gleich zum Gmundener Seeschloss Ort hinübereilen wird.
Oberösterreichische Drehorte stehen schon seit je her hoch im Kurs

Die meisten von ihnen kennen es schon aus der TV-Serie „Schlosshotel Orth“, zumindest von außen, und werden vermutlich enttäuscht sein, wenn sie merken, dass das Schloss gar kein Hotel ist.
Doch die Enttäuschung währt meist nicht lange, weil die Besucher sehen, dass zumindest die Landschaft drum herum, die sie in so vielen Folgen bewundert haben, keine Atelierkulisse ist, sondern ein echtes Naturprodukt.
„Wunderschön ist es hier“, schwärmt die Deutsche ihrem Begleiter vor, was auch andere Leute hören. Stumm nickend pflichten ihr die Umstehenden bei und diese Begeisterung für die Gegend von Schloss Ort wie auch für andere Filmörtlichkeiten ob der Enns, ist genau das, was sich das Land Oberösterreich erwartet, weshalb es die Filmschaffenden, die die Schönheiten unserer Heimat zeigen, auch finanziell unterstützt.
Imagesache und gutes Geschäft für Oberösterreich
Diese insgesamt 144 Folgen der „Schlosshotel-Orth“-Serie haben tatsächlich schon viel bewirkt, wird der Gmundener Tourismusdirektor Andreas Murray nicht müde zu betonen, denn dadurch sei der Tages- wie auch der Nächtigungstourismus kräftig gestiegen. Das dürfte nicht zuletzt auch Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl freuen.
Diese Filme sind für ihn nämlich nicht nur eine Imagesache für Oberösterreich, sondern auch ein gutes Geschäft wie er anlässlich seines Besuchs bei den jüngsten Dreharbeiten für die neue Staffel der „Soko Donau“-TV-Serie beim Linzer Dom feststellte.
Im Frühjahr wurde bereits in Enns gefilmt und im August und September wird das schöne Almtal in der Krimireihe ins rechte Licht gerückt.
Auch in Freistadt wird fleißig gedreht
Mit durchschnittlich 3,5 Millionen Zuschauern in Deutschland und 600.000 in Österreich haben die Bilder der TV-Serie einen unschätzbaren Werbewert für unser Bundesland, freut sich Strugl. Darüber hinaus sei auch die direkte Wertschöpfung der Dreharbeiten nicht zu verachten.
Denn den gezahlten Förderungen von 2,29 Millionen Euro (für 31 Folgen aus OÖ seit 2006 ) stünden durch die Aufnahmearbeiten an den Einspielstätten mehr als das Vierfache an Wertschöpfung gegenüber. In Windhaag bei Freistadt wird zur Zeit der 2. OÖ. Landkrimi „Der Tote im See“ gedreht.
Eine Bilderorgie aus dem Salzkammergut
Doch es ist nicht nur die finanzielle Unterstützung die Filmemacher schon seit je her zum Drehen nach Oberösterreich lockt. „Bei euch ersparte ich mir viele Atelieraufnahmen“, erzählte mir der österreichische Regiealtmeister Franz Antel wenige Jahre vor seinem Tod, weil ihr ein Land mit schöner Natur habt – paradiesisch!“
Dass Oberösterreich bis 1955 von den Amerikanern und nicht von den Russen besetzt gewesen ist, hat auch eine Rolle gespielt. Im Salzkammergut drehte Antel nämlich schon 1949 seinen ersten so genannten Heimatfilm nach dem Krieg.
Dieser Streifen, in dem auch der Komiker Gunter Philipp sein Debüt als Schauspieler gab, heißt „Kleiner Schwindel am Wolfgangsee“. Der Film wurde ein großer Erfolg und davon inspiriert ging es dann Schlag auf Schlag mit Produktionen wie „Eva erbt das Paradies“, „Verlobung am Wolfgangsee“, „Im Weißen Rössl“ und andere mehr… – eine Bilderorgie aus dem Salzkammergut.
Filmstadt Wels

Diese wurde noch stärker als sich 1955 in Wels die Bergland-Filmgesellschaft etablierte, um dort ebenfalls Dutzende von Lichtspielen aufzunehmen wie „Die lieben Verwandten“, „Almenrausch und Edelweiß“ oder „Skandal in Ischl“ mit O.W. Fischer.
Aber nicht nur im Salzkammergut wurde wieder viel gefilmt, sondern auch in Wels selbst wie auch im nahen Schloss Puchberg oder im Volksgarten, der als Ischler Kurpark herhalten musste. Die Atelieraufnahmen für sämtliche Zelluloid-Werke wurden in der Messe-Weinkosthalle eingespielt.
Viel Action
In späteren Jahren entdeckte auch Hollywood das Land zwischen Inn und Enns und drehte 1968 Szenen für das Weltkriegs-II-Spektakel „Agenten sterben einsam“ mit Clint Eastwood an der Seilbahnstation in Ebensee. In Unterach am Attersee entstanden im Jahr darauf einige Szenen zu dem Luchino Visconti-Film „Die Verdammten“ mit dem gebürtigen Bad Ischler Helmut Berger in der Hauptrolle, der damals – wie Eastwood – ein absoluter Weltstar war.
Die „Leidenschaftlichen Blümchen“, in dem die blutjunge Nastassja Kinski ihr Kinodebüt gab, wurde 1977 im Toscana-Park in Gmunden inszeniert, wo Anfang der 1970er-Jahre auch etliche Pauker- und Internatsfilme vor der Kulisse des Schlosses Württemberg gedreht wurden. „Vollmacht zum Mord“ heißt der Spionagethriller mit Dirk Bogarde, Ava Gardner und Timothy Dalton, der 1975 in Gmunden entstand und der auch ziemlich viel von der Stadt und dem Traunsee zeigt.
Start in OÖ
1978 suchte Hollywood erneut unser Bundesland heim, um auf dem Bundesheer-Gefechtsübungsplatz in Kirchham bei Wels einige Aufnahmen für die Produktion „Steiner – das Eiserne Kreuz II“ mit US-Filmstar Robert Mitchum einzuspielen.
Linz und Kremsmünster waren 2008 die Schauplätze für die Verfilmung eines Dramas mit dem Titel „Jump“, in dem Patrick Swayze, Ben Silverstone und Heinz Hoenig vor der Kamera standen – um nur einige der spektakulärsten Produktionen in Oberösterreich in Erinnerung zu rufen.
„Was mich betrifft, so habe ich immer sehr gern hier gearbeitet, und zwar als Arzt wie auch als Schauspieler“, erzählte mir Gunter Philipp bei einem seiner letzten Besuche in Wels, wo er nach dem Krieg seine Komiker-Karriere gestartet hat: als Conférencier in Adolfs Wollmarkers Freiluftbühnenensemble hinter der Volksgartenhalle.
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