„Ich war beschämt und verwundert zugleich“, sagt der Pensionist Alfons Ziegler (87) aus Neuhofen/Krems als er erfährt, dass seine private Grünfläche bei einem Wettbewerb zum zweitschönsten Garten Oberösterreichs gekürt worden ist. Denn besonders angestrengt habe er sich dafür nicht.
Ein Porträt von Kurt Guggenbichler
Lieblingsobst Apfel
„Ich habe nicht mehr gemacht als sonst auch“, betont Ziegler in aller Bescheidenheit, und eigentlich sei es seine Schwiegertochter gewesen, die ihn mit seinem Garten zum Wettbewerb eingereicht habe. Er selbst hätte eigentlich nie vermutet, „etwas Besonderes“ um sein Haus herum zu besitzen, womit er seine 3.000 Quadratmeter große Grün-
fläche in Hanglage meint.
Die Wettbewerbsveranstalter, die ARGE Streuobstwiesen und die Initiative „Blühendes Österreich“ sehen das freilich anders und loben „die artenreiche und bunte Fläche“ von Zieglers Anwesen an der Losensteinstraße. „Ich habe fünf Apfelbäume, einen Zwetschkenbaum, zwei Walnussbäume, zwei Ebereschen und diverse Sträucher mit Brombeeren, Ribiseln und Himbeeren“, erläutert Ziegler, dessen Lieblingsobst der Apfel ist.
Gespritzt wird nix
Schon in seiner Zeit als Lehrer habe er wenigstens einen Apfel pro Tag verzehrt, meist in der großen Pause. Deshalb kümmere er sich auch am liebsten um seine Apfelbäume, „die immer gut ausgelichtet“ sein müssen. „Gespritzt“ wird in seinem Garten „nix“, betont der Hobby-Gärtner, weshalb es sich in dem einen oder anderen Apfel schon gern mal ein Wurm gemütlich macht.
Auch wenn Ziegler der Natur weitestgehend ihren Lauf lässt, so hat er doch jeden Tag immer ein bisserl was im Garten zu tun. So viel wie früher ist es nicht mehr und „so schnell geht’s auch nimmer“, gesteht er freimütig ein, trotzdem möchte er sein grünes Refugium nicht missen – wie er immer wieder durchblicken lässt.
Auslauf ist wichtig
Dass sein Haus und damit auch sein Garten an einem Hügel liegen, stört den Pensionisten nicht. „Das hat den Vorteil, dass man nach vorne raus freie Sicht ins Alpenvorland hat und einem hinterm Haus, wo sich die Bäume hin den Hang hinauf zur Straße erstrecken, niemand hinein schauen kann.
Auf diesem Hang stehen auch die Walnussbäume, die der agile 87-Jährige ebenfalls sehr mag. An der Hausmauer stapeln sich in kleinen Behältern die hartschaligen Früchte dieser Bäume, die für den passionierten Schachspieler eine gute Nervennahrung sind. So sehr ihm die Arbeit im Garten immer noch Freude macht, so sehr begrüßt es Ziegler auch, dass der Herbst schon Einzug gehalten hat und bald auch der Winter kommt.
Erholung und Ruhe
Dann werde es für den Gartenarbeiter kaum noch was zu tun geben. „In meinem Alter hat man nichts gegen ein bisserl mehr Ruhe“, sagt Alfons und grinst. Er weiß, dass auch er schon im Herbst des Lebens angekommen ist, und er sich im Frühjahr und Sommer mit der Bewirtschaftung eines kleineren Hanges etwas leichter täte.
Doch zum Glück habe er beim Hausbau in den 1960er-Jahren noch nicht an so etwas gedacht, denn in einem kleineren Areal hätte er viel weniger Bäume zu pflanzen vermocht. Aber auch wegen des schönen Auslaufs wollte Ziegler nie ein kleineres Grundstück haben.