„Der Erdapfel hat mein Leben verändert“, schwärmt die Almtalerin Ulrike Haunschmid (73), die ihr Dasein einer Knolle verschrieben hat, die vor 400 Jahren aus den Anden zu uns gekommen ist. Bei ihr dreht sich bereits seit 1985 alles nur noch um Kartoffeln – aus gutem Grund.
Ein Porträt von Kurt Guggenbichler
Gegessen hat die gelernte Touristikerin Erdäpfel immer schon gern, doch dass diese mehr können als nur den Magen füllen, ist eine Erkenntnis, die sie vor nun schon 33 Jahren wie der Blitz getroffen hatte. Danach eröffnete Ulrike in Ranklleiten bei Pettenbach „die erste Erdäpfel-Pension Österreichs“, die zahlreiche Gäste angelockt hat. Diese kamen nicht nur aus dem Inland, sondern auch aus dem Ausland und wer bei Haunschmid einkehrte, bekam von ihr nicht nur Gerichte aus Kartoffeln vorgesetzt.
Alleskönner
Auch die vielen verschiedenen Kartoffelarten konnten die Gäste in Ulrikes Garten vorm Haus bewundern. Auf Wunsch konnte man in ihrer Pension auch mit einer speziellen Kartoffelkur gesunden. Denn Kartoffeln machen auch vital, rank, schlank und schön, betont Haunschmid, die die vielen Vorzüge und Verwendungsmöglichkeiten dieser Knolle so nach und nach für sich entdeckte und seitdem als unermüdliche Kartoffelpropagandistin durch die Lande zieht.
Allein mit einer Tagesportion von 600 Gramm Erdäpfel könne ein Mensch schon überleben, weil dies eine kleine Vitamin- und Mineralienbombe (gespickt mit vielen Spurenelementen) sei. Haunschmids intensive Beschäftigung mit diesem Wundernahrungsmittel, das heute zwar kein „Arme-Leute-Essen“ mehr sei, sich aber immer noch jeder leisten könne, ließ im Laufe der Jahre sogar ihr politisches Engagement – sie saß von 1997 bis 2003 für die FPÖ im Bundesrat – in den Hintergrund treten.
Viel zu sehr war Ulrike damit beschäftigt, ihre Mitmenschen von der Vielseitigkeit des Erdapfels zu überzeugen und dieses Bemühen gewann allmählich immer mehr die Oberhand.
Noch viel Arbeit
Vor allem durch die Tatsache, dass die Kartoffel auch ein Heilmittel für viele verschiedenste Wehwehchen sei, vermochte sie viele Leute für diese Knolle
begeistern. „Zuerst waren nur einige Hausärzte als Gäste in meiner Kartoffelpension, später kamen auch die Fachärzte, denen die positive gesundheitliche Veränderung ihrer Patienten nach einem Aufenthalt bei mir aufgefallen war“, erzählt Haunschmid.
Heute würde sogar die Berliner Charité mit den heilenden Kräften der Kartoffel experimentieren. Auch die Landwirtschaftsschule Altmünster habe das heurige Jahr zum Jahr des Erdapfels erklärt, freut sich Kartoffelbotschafterin Ulrike, die ihrer Lieblingsknolle auch schon ein Denkmal in Buchform gesetzt hat (Titel: Erdapfel – Das Universalgenie).
Doch die Felder in diesem Land sind noch nicht alle bestellt, betont die Kartoffelbotschafterin, es gebe noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Dass Erdäpfel auch in 1500 Metern Höhe gedeihen können, will sie schon bald mit ihrer neuen Erdäpfel-Alm, die bei Kaprun entsteht, zeigen.