Kein Tag vergeht ohne neue Vorfälle am Linzer Hauptbahnhof, der sich mittlerweile zur „Problemzone“ entwickelt hat. Jetzt soll es ein „Runder Tisch“ richten, den Integrations-Landesrat Rudi Anschober für morgen, Donnerstag, angesetzt hat.
Der morgige “Sicherheitsgipfel” wurde medial groß angekündigt. Über die Teilnehmer erfährt man von Anschobers Büro, dass „sämtliche Beteiligte rund um das Bahnhofsareal” eingeladen seien.
Unverständliche Geheimhaltung
Eingeladen seien “etwa Exekutive, NGOs mit Quartieren für Flüchtlinge, Stadt und Magistrat Linz, zuständige Abteilungen des Landes OÖ, Streetworker, ÖBB“. Namen haben wir allerdings trotz Nachfrage im Büro LR Anschober nicht erfahren, außerdem – so teilte man uns mit – seien Medienvertreter nicht zugelassen. Warum eigentlich?
Und warum wurden die maßgeblichen Sicherheitsverantwortlichen nicht eingeladen? Nach Informationen des „Wochenblick“ wurden nämlich weder Sicherheitslandesrat Elmar Podgorschek – noch der Sicherheitsreferent der Stadt Linz, Detlef Wimmer, eingeladen.
Politisch-korrektes Beschwichtigungskränzchen?
Auch der Mediator Peter Leutgeb, der unstrittig fachlich etwas zu der Problematik hätte beitragen können, wurde zuerst ein- und dann wieder ausgeladen. Es drängt sich daher der Verdacht auf, dass anstatt eines ernsthaften Gipfels für die notwendige Wiederherstellung der Sicherheit am Linzer Hauptbahnhof ein politisch-korrektes Beschwichtigungskränzchen abgehalten werden soll.
Der „Wochenblick“ hat daher mit dem ausgeladenen Peter Leutgeb gesprochen und ihn um seine Einschätzung gebeten.
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„Afghanen und Tschetschenen noch im Kriegsmodus“

Peter Leutgeb (48) ist Leiter des Vereins „DEES Deeskalation“. Mit seinem Team sorgt er dafür, dass Jugendliche und Problemgruppen bereits im Vorfeld mit Konflikten richtig umgehen und diese somit vermieden werden. U.a. veranstaltet der Verein Selbstverteidigungs- und Konfliktvermeidungskurse in Zusammenarbeit mit der Stadt Linz und dem Land Oberösterreich. Im „Wochenblick“-Interview spricht er die tatsächlichen Probleme am Hauptbahnhof an – und was bei den Verantwortlichen falsch läuft.
Peter Leutgeb, Sie waren ursprünglich zum morgigen Bahnhof-Sicherheitsgipfel von Landesrat Rudi Anschober eingeladen, wurden dann aber wieder „ausgeladen“. Was ist genau passiert?
Unverständlich! Gestern gab es eine schriftliche Einladung an unseren Verein DEES, heute wurde uns telefonisch abgesagt. Angeblich wegen „Platzproblemen“, obwohl im Gegenzug weitere Gesprächspartner eingeladen wurden. Wir sind ein ehrenamtlicher Verein, unsere Leute haben sich extra Urlaub nehmen müssen – leider umsonst. Und wir sind eine der wenigen Institutionen, die wirklich etwas Lösungsorientiertes beitragen hätten können.
Sie arbeiten auch mit dem Sicherheitsreferat der Stadt Linz und der Polizei zusammen. U.a. veranstalten Sie sehr erfolgreich Selbstverteidigungs- und Konfliktvermeidungskurse für Jugendliche und Senioren. Wie kommen diese an?
Die Kurse sind auch heuer wieder ein Renner, kommen hervorragend an, der erste Seniorenkurs ist bereits komplett ausgebaucht, die Kinderkurse im Vorjahr waren ebenfalls voll, wir haben bis zu 30 Teilnehmer pro Kurs.
Wie sehen Sie die aktuelle Situation am Bahnhof?
Es wird leider nur geredet, aber es passiert nichts. Es gibt 100.000 Pressekonferenzen, aber keine Taten. Es ist auch nicht zielführend, wenn Politiker oder andere um 11 Uhr vormittags am Bahnhof „Lokalaugenscheine“ abhalten und dann sagen, dass es eh nicht so schlimm ist, wenn es erst am Abend richtig rund geht. Die Sozialarbeiter der Stadt haben keinen Zugang zu diesen Leuten und außerdem oft um 21 Uhr Dienstschluss, das ist der falsche Weg. Ich kenne zum Beispiel in Auwiesen die Situation sehr gut. Dort trauen sich die Sozialarbeiter der Stadt gar nicht mehr hin, weil sie nicht akzeptiert werden und mit den Afghanen und Tschetschenen richtig ernste Probleme bekommen würden.
Was könnte man tun, um die Situation zu verbessern? Würde ein Alkohol-Verbot helfen?
Es ist – Stichwort Sozialarbeiter – etwas ganz anderes, Punks oder Obdachlose zu betreuen oder Tschetschenen und Afghanen, die aus dem Krieg kommen, hier nicht wirklich offen aufgenommen wurden und daher immer noch im „Kriegsmodus“ sind. Man darf daher keine Leute hinschicken, die die Mentalität und Netzwerke dieser Gruppe nicht kennen. Mit denen muss man eine Beziehung aufbauen. Das geht nicht mit normalen Sozialarbeitern, sondern nur mit Leuten, die das Netzwerk kennen. Das ist wie im Rotlichtmilieu, wo man nur mit echten Szenekennern, die die selbe Sprache sprechen, arbeitet.
Die Capos der Tschetschenen sind zudem in Wien zuhause. Da gibt es einen regen Austausch. Wenn es hier Probleme gibt, kommt einer der drei großen Anführer aus Wien und mischt in Linz mit.
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