Zwischen Linz und Passau gibt es insgesamt sieben Donaufähren, mit denen nicht nur Radtouristen den breiten Fluss schnell, sicher und günstig überqueren können.
Lokalaugenschein von Chefredakteur Kurt Guggenbichler
Eine dieser Fähren verkehrt zwischen Kobling und Obermühl, die die Fahrgäste dort in etwa drei Minuten über den 300 Meter breiten Donaustrom transportiert wie ein Lokalaugenschein zeigt.
Es plätschert so dahin
„Viel los heute?“, frage ich während ich das nur 45 PS starke Boot von Kapitän Johann Seyrl (65) am nördlichen Ufer in Obermühl besteige.
Seyrl schüttelt verneinend den Kopf, auch wenn am Samstag und am Sonntag mehr Passagierverkehr zu verzeichnen ist als unter der Woche. „Es plätschert so dahin“, sagt er, der die Strecke im Schnitt 25 Mal am Tag fährt. „Mal mehr und mal weniger.“ Dies aber schon seit acht Jahren.
Weltmännisch
Fad wird dem Mann dabei nicht, obwohl er in seinem früheren Job als Stewart auf Kreuzfahrtschiffen schon die Weltmeere umschifft hat.
„Wasser hat mich immer schon fasziniert“, sagt der gebürtige Sarleinsbacher und „Sohn eines Bauernbuam“ wie er stolz bemerkt, daher ist er hier auch überaus glücklich mit seinem „Superjob“ an der Donau“ und die Fahrgäste „aus aller Herren Länder“ sind es mit ihm auch.
Den Grund dafür kennt der selbstbewusste Seyrl: „Ich bin ein polyglotter Typ, der sich mit allen unterhalten kann“, sagt er und wenn man mit ihm einmal über die Donau geschippert ist, weiß man dass es stimmt und was er damit meint.
Entertainer
Denn egal ob es ein Porsche-Cayenne-Fahrer ist, der zum Zeitpunkt meiner Passage gerade ans andere Ufer will oder nur Radtouristen aller Altersgruppen – Seyrl kann mit allen.
Mit seiner kommunikativ-fröhlichen Art bringt er garantiert alle zum Schmunzeln. „Ja, ja, der Hans-Papa kennt sich aus“, pflegt seine Tochter immer und nicht ohne Stolz zu sagen.
Erfüllung
Man merkt ihm an, dass ihm das Ganze Freude macht. „Es gibt nichts Schöneres als hier am Wasser zu sein“, schwärmt der Kapitän.
Dafür hat Seyrl, ein gelernter Koch und Kellner, seinen letzten Job in einem Gastronomiebetrieb an den Nagel gehängt und das Kapitänspatent erworben, damit er im Auftrag der Fährenbesitzer – das sind die Gemeinden Haibach, Lembach, Niederkappel und Kirchberg – von einem Ufer zum anderen fahren darf: und zwar täglich von acht Uhr morgens bis sechs Uhr abends.
Diese schöne und für ihn gar nicht langweilige Aufgabe teilt er sich mit einem zweiten Mann, weil es zwischendurch einmal auch an Land so manches zu erledigen gibt.
Unproblematisch
Zu Hause ist Seyrl heute in Haibach, von wo aus er es nicht weit hat bis nach Kobling, wo seine Fähre nachts vor Anker liegt. „In Kobling, wo es auch eine kleine Radstation gibt, befindet sich nämlich der Heimathafen des Bootes, das 1964 in der Linzer Schiffswerft gebaut wurde.
In diesem Jahr wurde auch das Kraftwerk Aschach errichtet und seitdem kann man die Strecke zwischen Obermühl und Kobling auch ohne Seilfähre befahren.
Maximal könne er bei einer Fuhre 12 Leute mit Rädern und vier Autos mit Fahrer mitnehmen. Probleme hätte es dabei noch nie gegeben.
„Heit gibt’s mehr Probleme mit de Weibaleit als wie mit ana Fähre“, erläutert ein verschmitzt grinsender Seyrl. Als ich mich von ihm verabschiede, ist er mit einem Fuß schon wieder auf der Fähre, um von den neuen Passagieren noch schnell den Fahrpreis zu kassieren. Das macht er in gewohnt fröhlicher Manier. Irgendwie beneidenswert.
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